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       # taz.de -- Gerüchte über Airbus-Rückzug aus Bremen: Gewerkschaft schlägt Alarm
       
       > Die IG Metall befürchtet großen Schaden für den Luftfahrtstandort Bremen,
       > sollte Airbus die Flügel seiner Flugzeuge künftig anderswo ausstatten.
       
   IMG Bild: Noch werden in Bremen Flügel montiert: Airbus-Mitarbeiter bei der Arbeit
       
       Bremen taz | Der Flugzeughersteller Airbus plant Gerüchten zufolge, einen
       Produktionszweig aus Bremen abzuziehen. Speziell geht es um die
       Flügelausrüstung der Flieger vom Typ A330 und A350. An der Weser werden die
       Flügelrohlinge mit Elektronik und Hydraulik ausgerüstet.
       Arbeitnehmervertreter*innen sehen den Standort in Gefahr und
       schlagen Alarm.
       
       In einer Pressemitteilung warnten IG Metall und Airbus-Betriebsräte Anfang
       der Woche vor schwerwiegenden Folgen für die Bremer Industrie. Bereits seit
       Sommer vergangenen Jahres signalisiere die Konzernleitung, dass der
       Produktionsschritt nicht mehr als nachhaltig angesehen werde. Im Gegenzug
       solle die Repair-Station ausgebaut werden.
       
       Ute Buggeln, Geschäftsführerin der IG Metall Bremen, befürchtet dennoch
       gravierende Folgen für die mehr als 5.000 Angestellten des Sektors. Ohne
       die Flügelausrüstung bestehe die Angst, gar nicht mehr direkt am
       Flugzeugbau beteiligt zu sein. Damit würde der Standort an Bedeutung
       verlieren und bei der nächsten Krise oder Umstrukturierung austauschbar
       sein.
       
       Fällt die Luftfahrt weg, sei die Raumfahrt auch nicht mehr sicher vor
       Auslagerungen. Das Problem betreffe also nicht nur Airbus, sondern alle
       fünf Betriebe der Branche in Bremen. Buggeln fordert daher, den Standort zu
       erhalten. Veränderungen in der Produktion sollten nur geschehen, wenn die
       Verluste im gleichen Umfang kompensiert würden.
       
       Die Gewerkschafterin kritisiert das Kommunikationsverhalten des
       Unternehmens, die Belegschaft im Dunkeln zu lassen, und begründet damit den
       Schritt in die Öffentlichkeit. Sie wolle verhindern, dass Airbus lautlos
       Fakten schafft. „Betriebe und Konzerne haben bei Umstrukturierungen die
       letzte Entscheidungsgewalt“, sagt sie. „Aber die politischen Kosten, die
       jetzt in die Waagschale geworfen wurden, darüber entscheiden auch wir.“ Ob
       der Konzern seine Pläne weiter verfolgt, unterliege nicht nur
       wirtschaftlichen Überlegungen, sondern auch politischem Kalkül. Besonders,
       da es sich bei Airbus um ein europäisches Unternehmen handele.
       
       In der Pressemitteilung hieß es, Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt
       (Die Linke) sei von Konzernseite bereits über den Schritt informiert
       worden. Vogts persönlicher Referent, Tim Ruland, dementiert: „Eine klare
       Aussage über die Zukunft der Flügelproduktion in Bremen von Seiten Airbus
       gab es unseres Wissens nach zu keinem Zeitpunkt“, teilt er auf Nachfrage
       mit. Die Flügelausrüstung sei eine besondere Kompetenz des Bremer Werks und
       wesentlich für den Flugzeugbau in Deutschland und Europa. Die
       Wirtschaftsbehörde begrüße das Vorhaben von Airbus, den Betriebsräten und
       der IG Metall sehr, zusammen an einer Zukunft für den Standort Bremen zu
       arbeiten.
       
       Ganz anders sehen Umweltschützer*innen die Entwicklungen in der
       örtlichen Luftfahrtindustrie. „Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens
       einhalten zu können, benötigen wir dringend strengere Vorgaben zur
       Reduzierung der Treibhausgase“, sagt Martin Rode vom BUND Bremen. Das gelte
       auch für die Luftfahrtindustrie. „Klimaschädliche Subventionen wie die
       Begünstigung von Flugbenzin oder die Dauersubventionierung defizitärer
       Regionalflughäfen gehören endlich abgeschafft!“ Steigende Flugpreise würden
       den Bedarf drücken, worauf sich das Bremer Airbus-Werk vorbereiten müsse.
       
       Eine Komplettabsage an die Bremer Beschäftigten will er damit aber nicht
       verbinden. Um Flugverkehr nachhaltiger zu gestalten, so Rode, brauche es
       trotzdem auch die Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze. Der Abzug von
       Teilfertigungen wie der Flügelausrüstung könnte ihm zufolge ein
       Vorgeschmack sein auf das, was auf die Luftfahrtindustrie noch zukommen
       werde.
       
       Werner Behrendt vom Bremer Ableger der Umweltschutzorganisation Robin Wood
       geht einen Schritt weiter. „Die Luftfahrtindustrie hat eine lange Tradition
       in Bremen, in der jetzigen Form aber keine Zukunft.“ Ein wirklich
       klimafreundlicher Flugverkehr sei technisch schwer umzusetzen und würde zu
       spät kommen, um die Klimaziele noch einhalten zu können. Er spricht sich
       für einen dauerhaft drastisch reduzierten Flugverkehr aus. Der Verlust von
       Arbeitsplätzen sei nicht zu verhindern. Die Betroffenen sollten jedoch
       nicht allein gelassen werden, fordert er. Nachhaltige Arbeitsmöglichkeiten
       gebe es in einer ökologisch ausgerichteten Wirtschaft genug. Jede weitere
       finanzielle Unterstützung der Branche sei jedoch klimapolitisch
       kontraproduktiv.
       
       22 Feb 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Krüger
       
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