# taz.de -- Dubais Emir und Prinzessin Latifa: Die Mär vom Übermorgenland
> Die Entführung Latifas hat international Wellen geschlagen. Möglich ist,
> dass der rigide Emir bald auch zu anderen Fragen Stellung beziehen muss.
IMG Bild: Latifas Vater und Kidnapper Raschid al Maktum bei einem internationalen Frauenforum in Dubai
Viel, viel Geld, Luxus, Sonne und ein unbeschwertes Leben in einer
Glitzerwelt. Das ist das Image vom Übermorgenland, mit dem sich die
Vereinigten Arabischen Emirate, allen voran Dubai, gerne präsentieren.
Dafür haben sie sogar eine ganze Reihe deutscher Influencer eingeladen,
dort zu leben und steuerfrei das Hohelied der arabischen Autokraten zu
singen.
Doch das Image bekommt immer wieder Risse, nicht nur weil das Land weder
eine Demokratie noch ein Rechtsstaat ist und sich sozusagen im Privatbesitz
einiger Emire befindet. Diesmal ist es eine Familiengeschichte des Emirs
von Dubai, Mohammed bin Raschid Al Maktum, die in die Schlagzeilen geraten
ist. Es geht um das Menschenrecht von [1][Prinzessin Latifa, der Tochter
des Emirs].
Sie schaffte es mit der Geschichte ihrer Flucht und anschließenden
Entführung – Zwangs-Rückflug im Privatjet – und Festsetzung in einer
unbekannten Villa letzte Woche sogar in das prestigereiche
[2][BBC-Investigations-Programm „Panorama“]. Schaurig sind die heimlich von
ihr aufgenommenen Videos im Badezimmer, in denen sie ihre Geschichte
erzählt. Das Ganze hat solche Wellen geschlagen, dass das Herrscherhaus in
Dubai sich nun veranlasst sah, sich öffentlich zu äußern.
Latifa werde von ihrer Familie und medizinischem Personal zu Hause betreut,
ließ es verlauten. Kein Lebenszeichen, kein Foto oder Video. Niemand wird
zu ihr vorgelassen. Nichts also, das jene, die sich um ihr Wohlergehen
sorgen, auf irgendeine Weise beruhigen könnte, nichts, das den Riss im
Image wider kitten könnte. Vielleicht geht es sogar so weit, dass
international nun mehr Fragen in Richtung der Emirate gestellt werden.
Etwa über die Verwicklungen des Landes im [3][Jemenkrieg, den die UN als
die größte menschengemachte humanitäre Katastrophe] bezeichnet. Oder über
die Waffen und Söldner, mit denen die Emirate seit Jahren den
[4][Libyenkonflikt] massiv angefeuert haben. Da könnte der Hilferuf der
verzweifelten Prinzessin von Dubai nur der Anfang sein. Wenn nicht am Ende
doch wieder alles mit viel Geld, Beteiligungen an multinationalen Firmen
und Milliardenaufträgen zugekleistert wird.
21 Feb 2021
## LINKS
DIR [1] /Hilferuf-einer-Prinzessin/!5749910
DIR [2] https://www.bbc.com/news/world-middle-east-56075528
DIR [3] /Huthi-Miliz-im-Jemen/!5742901
DIR [4] /Zehn-Jahre-Krieg-in-Libyen/!5752373
## AUTOREN
DIR Karim El-Gawhary
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