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       # taz.de -- Corona und die Vereinten Nationen: Impfpatente endlich freigeben
       
       > Der UN-Menschenrechtsrat kritisiert zu Recht autoritäre Regime. Doch er
       > übergeht den Impfnationalismus der westlichen Länder.
       
   IMG Bild: Eine Krankenschwester in Gaza bereitet eine Impfung vor
       
       Zum Auftakt der ersten diesjährigen Sitzung des UN-Menschenrechtsrates
       haben die Außenminister der USA, Deutschlands, Großbritanniens und anderer
       westlicher Staaten zu Recht die Menschenrechtsverletzungen der
       [1][Regierungen und Militärführungen in China, Myanmar, Russland und
       Venezuela kritisiert]. Doch die westlichen Außenminister schwiegen zu
       derjenigen Menschenrechtsverletzung, die aktuell die meisten Menschen auf
       der Erde betrifft mit möglicherweise katastrophalen Folgen in den kommenden
       Jahren – und für die ihre eigenen westlichen Regierungen verantwortlich
       sind.
       
       Mit ihrem Impfnationalismus und ihrer [2][bereits seit fast sechs Monaten
       anhaltenden Weigerung, endlich die Patente der großen Pharmakonzerne
       auszusetzen], verhindern Deutschland, die USA, Großbritannien und andere
       Länder eine schnelle, global ausreichende Produktion und gerechte
       Verteilung von Corona-Impfstoffen. Es blieb UNO-Generalsekretär Antonio
       Guterres vorbehalten, diesen Impfnationalismus als „Verweigerung von
       Menschenrechten“ und „moralisches Versagen“ einzustufen und die westlichen
       Regierungen wie bereits vergangene Woche bei der Münchner
       Sicherheitskonferenz erneut zu einer Korrektur ihrer Haltung aufzurufen.
       
       Über ihre – berechtigte – Kritik an Menschenrechtsverletzungen in autoritär
       geführten Staaten hinaus monieren westliche Regierungen und Medien darüber
       hinaus erneut die Tatsache, dass einige dieser Staaten auch Mitglied im
       Menschenrechtsrat sind. Manche Akteure nutzen diesen Vorwurf gezielt zur
       pauschalen Propaganda gegen den Rat oder gar gegen das gesamte UNO-System,
       andere verbreiten ihn ohne eigenes Nachdenken weiter.
       
       Denn der Vorwurf offenbart ein Missverständnis der seit 1945 bestehenden
       Völkerrechtsordnung. Deren Mitglieder sind nun einmal die Nationalstaaten.
       Wenn alle 194 Staaten dieser Erde bereits funktionierende Demokratien
       wären, in denen die internationalen Menschenrechtsnormen umgesetzt sind,
       dann bräuchte es dieses UNO-Gremium zur Förderung der Menschenrechte nicht.
       
       22 Feb 2021
       
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