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       # taz.de -- Mord an Journalistin auf Malta: Drahtzieher weiter unbekannt
       
       > Eine erste Verurteilung im Fall der ermordeten Journalisten Daphne
       > Caruana Galizia gibt es nun. Doch wer die Auftraggeber sind, ist weiter
       > offen.
       
   IMG Bild: Im Oktober 2017 per Autobombe ermordet: die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia
       
       Berlin taz | Eine Verurteilung – aber immer noch kein Auftraggeber: Ein
       Gericht auf Malta hat die erste Haftstrafe in dem Prozess wegen des Mordes
       an der Journalistin Daphne Caruana Galizia verhängt. Einer von drei
       Beschuldigten wurde am Dienstag zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er hatte die
       Tat zuvor überraschend gestanden.
       
       Galizia war im Oktober 2017 mit einer Autobombe in der Nähe ihres Hauses in
       einem Vorort von Maltas Hauptstadt Valletta getötet worden. Die Polizei
       hatte wenige Monate später auf Malta drei Männer festgenommen, die die
       Bombe gelegt haben sollen. Alle drei hatten dies bislang abgestritten. Erst
       am Dienstag änderte der Angeklagte Vince Muscat – nicht verwandt mit dem
       gleichnamigen maltesischen Ex-Premier – seine Aussage. Er räumte die Tat
       ein. Die anderen beiden blieben vorerst bei ihrer Darstellung.
       
       Die Indizien hatten ohnehin gegen das Trio gesprochen. Allerdings ist bis
       heute offen, wer den Auftrag zu der spektakulären Ermordung Galizias
       gegeben hat. Die Journalistin hatte vor ihrem Tod zu mehreren
       Korruptionsskandalen recherchiert, in die auch zwei Minister aus dem
       Kabinett des Ex-Premiers Joseph Muscat sowie dessen Frau verstrickt waren.
       Dabei ging es unter anderem um Briefkastenfirmen in Panama sowie
       Schmiergelder für den Bau eines Gaskraftwerks auf der Insel.
       
       Nach der Verhaftung eines Mittelsmannes nahm die Polizei im Jahr 2019 in
       Malta auch einen Geschäftsmann fest, der an dem Kraftwerksbau beteiligt
       war. Er gilt bis heute als Hauptverdächtiger als Auftraggeber des Mordes.
       Die Indizien dafür, dass auch Regierungsmitglieder beteiligt waren, hatten
       sich jedoch im Herbst 2019 so weit verdichtet, dass zunächst Muscats halbes
       Kabinett zurücktrat oder beurlaubt wurde und [1][schließlich der ansonsten
       hochpopuläre Muscat selbst im Januar 2020 zurücktreten musste].
       
       ## Weitere drei Männer verhaftet
       
       In seiner Aussage machte der nun als Bombenleger Geständige Vince Muscat
       keine Angaben zu möglichen Hintermännern in Regierungskreisen. Er belastete
       allerdings drei weitere Männer, die die Bauteile der Bombe geliefert haben
       sollen. Die wurden noch am Nachmittag von der Polizei auf Malta verhaftet.
       Ihre Namen waren im Zusammenhang mit dem Mord an Galizia schon vor über
       einem Jahr von maltesischen Medien genannt worden, ohne dass die Justiz
       gegen sie vorgegangen wäre.
       
       Nach Zeitungsberichten bekam der nun geständige Muscat im Gegenzug für
       seine Aussage Strafmilderung in einem anderen Mordfall an einem
       maltesischen Rechtsanwalt, an dem er ebenfalls beteiligt gewesen sein soll.
       Das Kabinett von Malta hatte dieser Amnestieregelung zuvor zugestimmt.
       
       [2][Maltas Ministerpräsident Robert Abela] sagte am Dienstag, die
       Galizia-Ermittlungen würden nach den neuen Aussagen intensiviert. Es gebe
       bislang aber keine Erkenntnisse darüber, dass PolitikerInnen in den Mord an
       der Journalistin verstrickt seien.
       
       Genau davon ist aber die Familie der Toten bis heute fest überzeugt. Sie
       glaubt, dass die beiden korrupten Ex-Minister, zu denen Galizia
       recherchiert hatte, ihre Ermordung beauftragt haben. Die Familie ließ über
       ihren Anwalt am Dienstag eine kurze Erklärung im Gericht verlesen. Der
       Geständige habe Galizia „das Recht auf Leben verweigert“ und ihr die
       Möglichkeit genommen, ihre Enkelkinder kennenzulernen, die nach ihrer
       Ermordung geboren wurden. Die Familie leide bis heute unter Galizias Tod.
       Sie hege aber die Hoffnung, dass das erste Geständnis „allmählich zu
       vollständiger Gerechtigkeit für Daphne Caruana Galizia führen wird“, so der
       Anwalt.
       
       24 Feb 2021
       
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