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       # taz.de -- Kein Platz für Schalke 04: Schlimmer als alle anderen
       
       > Ein Schalke-Hasser macht sich Luft: Selbst die Zweite Liga hat S04 nicht
       > verdient. Lizenzentzug für einen Klub mit solch fürchterlichen
       > Traditionen!
       
   IMG Bild: Verbunden trotz Rassismusskandal: Clemens Tönnies und Schalke 04 in Gestalt von Maskottchen Erwin
       
       Schalke 04 ist auf dem richtigen Weg – in die Zweite Liga. Daran wird auch
       der fünfte Trainer in dieser Saison nichts ändern. Am Dienstagabend
       ernannte dieser durch und durch unsympathische Verein Dimitrios Grammozis
       zum Trainer. Am Freitagabend nimmt er beim Spiel gegen Mainz erstmals auf
       der Schalker Bank Platz. Entweder steckt der 42-jährige Grieche aus
       Wuppertal in akuter Geldnot, oder er hat eine masochistische Ader. Er will
       auch beim Abstieg in Gelsenkirchen bleiben.
       
       Schalke hat bereits vier Trainer in dieser Saison verschlissen, und auch
       den Sportvorstand, den Teamkoordinator, den Athletiktrainer und den
       Co-Trainer hat man am Sonntag geschasst. Aber Kotelett Tönnies, der
       Schweinebaron, schwirrt noch im Dunstkreis des Vereins herum.
       
       [1][Ausgerechnet Tönnies, der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende von
       Schalke.] Voriges Jahr ließ er sein Amt wegen einer rassistischen
       Entgleisung drei Monate ruhen. Der Mann ist ein mehrfach überführter
       Gauner, abtreten musste er aber [2][wegen der inhumanen Zustände in seinen
       Fabriken.] Sein Geld aber nimmt der Verein. Jüngst besiegelte man einen
       Deal.
       
       Der Rassismus zieht sich bei Schalke wie ein roter Faden vom
       Ex-Aufsichtsratschef bis zum Fußvolk durch, auch wenn es viele anständige
       Fans gibt. Der Vereinsvorstand muss sich aber ständig für die Entgleisungen
       der eigenen Fans entschuldigen, in der Geschäftsstelle gibt es vermutlich
       ein Formschreiben, in das bei Bedarf nur Name und Ort eingesetzt werden
       müssen. Und Bedarf gibt es genug.
       
       ## „Geschlossen hinter dem Führer“
       
       Beim Punktspiel gegen Paderborn kamen Schalke-Fans mit Affenlauten zu Wort,
       sobald ein gegnerischer schwarzer Spieler an den Ball kam. Youssoufa
       Moukoko wurde beim Dortmunder Derbysieg auf Schalke mit rassistischen
       Beleidigungen überhäuft. [3][Jordan Torunarigha] von Hertha wurde ebenso
       bepöbelt. Die Liste ließe sich fortsetzen.
       
       Manch einer würde es bedauern, sollte ein „Traditionsverein“ wie Schalke
       absteigen. Aber was für eine Tradition ist das? Ernst Kuzorra und Fritz
       Szepan prägten den Klub in den zwanziger und dreißiger Jahren. In der
       Nazizeit wurde Schalke 04 zum erfolgreichsten Fußballklub Deutschlands.
       Viele Spieler ließen sich von den Nazis gerne einspannen. Kuzorra und
       Szepan traten 1937 in die NSDAP ein, Szepan rief mehrmals dazu auf,
       „geschlossen hinter dem Führer“ zu stehen. Die Schalker Elf machte mehrmals
       Reisen durch besetzte Länder zur Truppenbespaßung, gespielt wurde gegen
       Soldatenmannschaften.
       
       Die Nazis zeigten sich dankbar, 1938 übernahm Szepan im Zuge der Arisierung
       ein Kaufhaus, die jüdischen Besitzer wurden später im KZ ermordet. Nach dem
       Krieg zahlte Szepan eine Entschädigung an den Jewish Trust. Die Alliierten
       stuften ihn als Mitläufer ein. 1964 wurde der „Mitläufer“ Vereinspräsident
       von Schalke.
       
       Sicher, kaum ein Verein hat sich in der Nazizeit anständig verhalten, und
       es gibt heutzutage auch bei anderen Klubs Rassisten. Aber bei Schalke ist
       das alles noch ein bisschen schlimmer. Auch in der Zweiten Bundesliga ist
       kein Platz für Rassisten. Aber es besteht Hoffnung: In Anbetracht der
       desolaten Finanzen könnte der Verband dem Verein die Lizenz verweigern.
       
       5 Mar 2021
       
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