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       # taz.de -- Registrierungspflicht bei Messengern: Ein Fest für Facebook
       
       > Das Innenministerium möchte, dass Nutzer:innen von WhatsApp & Co sich
       > künftig registrieren sollen. Es wäre das Ende der digitalen Anonymität.
       
   IMG Bild: „Digitaler Fingerabdruck“ – den großen Messenger-Diensten wäre es ein Fest
       
       Vom CSU-geführten Innenministerium ist man ja mittlerweile rechtsstaatlich
       fragwürdige Positionen gewohnt. Für Vorratsdatenspeicherung, gegen
       Verschlüsselung, und wenn Innenminister Horst Seehofer könnte, hätte er
       wahrscheinlich auch nichts dagegen, die Sicherheitsbehörden mit einer
       größeren Zahl an Drohnen auszustatten, um diese ab und an anlasslos
       patrouillieren zu lassen.
       
       Aber ein neuer Forderungskatalog aus dem Hause Seehofer, auf den zuerst der
       auf Datenschutz und Anonymität fokussierte[1][E-Mail-Provider Posteo
       hingewiesen] und den [2][dann das Portal Netzpolitik.org veröffentlicht]
       hat, sorgt dann doch für einen
       Ist-das-eigentlich-schon-der-1.-April-Moment. Darin steht nämlich unter
       anderem: Menschen, die Messenger- oder E-Mail-Dienste nutzen, sollen sich
       dort registrieren müssen. Mit Name, Anschrift und Geburtsdatum. Und mit
       einer Verifikation derselben per Ausweis. Kurze Pause, sacken lassen –
       angekommen?
       
       Oh, was wäre das für ein Fest für große Plattformen wie Google, Apple, und
       [3][Facebook] ([4][samt Whatsapp)], deren Messenger- und E-Mail-Dienste
       viele Menschen nutzen. Aber auch mittelgroße Anbieter wie GMX oder die
       Telekom würden singen. Singen! Bekämen sie doch künftig Ausweisdaten gratis
       und frei Haus geliefert. Und damit die Möglichkeit, noch umfassendere und
       vor allem verifizierte Profile zu bilden. Und diese mit Daten von anderen
       Diensten zu verknüpfen. Und sie zu Geld zu machen. [5][Und sich von
       Hacker:innen klauen zu lassen] – ähm, nein, das natürlich nicht, wer
       käme denn auf so etwas.
       
       Es wäre, so nebenbei, auch das Ende von anonymer digitaler Kommunikation.
       Korrektur: Es wäre für die meisten Menschen in Deutschland das Ende von
       anonymer digitaler Kommunikation. Denn es würde natürlich weiterhin
       Anbieter im Ausland geben, mitunter leider mit sehr zweifelhaftem
       Hintergrund und Datenschutzverständnis, für die so eine deutsche
       Gesetzesänderung maximal so mittelinteressant ist.
       
       Während das Innenministerium in der Bundespressekonferenz auf Nachfrage des
       Reporters Tilo Jung die Forderungen rechtfertigte, beeilte sich der
       [6][CDU-Digitalpolitiker Thomas Jarzombek auf Twitter], die Sache
       abzumoderieren. Die kursierenden Forderungen seien „alles Punkte des BMI,
       die in der Ressortabstimmung durchgefallen sind“. Aufatmen? Schön wär’s.
       Wenn Jarzombeks Aussage stimmt, haben wir dem Abgrund den Rücken zugedreht.
       Das heißt nicht, dass er nicht mehr da ist.
       
       5 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://posteo.de/blog/tkg-novelle-bmi-will-identifizierungspflicht-f%C3%BCr-internetnutzer
   DIR [2] https://netzpolitik.org/2021/tkg-novelle-seehofer-will-personalausweis-pflicht-fuer-e-mail-und-messenger-einfuehren/
   DIR [3] /Populisten-Hochburg-Facebook/!5719912
   DIR [4] /Alternative-Messenger-Dienste/!5743214
   DIR [5] /Facebook-Nutzerdaten-aufgetaucht/!5623705
   DIR [6] https://twitter.com/tj_tweets/status/1367080369456054272?s=20
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
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