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       # taz.de -- Filmfestspiele ohne Fest in Berlin: Die roten Teppiche für zu Hause?
       
       > Das Publikumsfestival unter den Filmfestivals ohne Publikum: Geht
       > eigentlich nicht richtig, aber so trotzt die Berlinale eben der Pandemie.
       
   IMG Bild: An diesem Schalter ist derzeit nichts zu wollen
       
       Stell dir vor, es ist Berlinale und keiner geht hin. Das ist dieses Jahr
       trübe Wahrheit geworden. Diese Woche lief das Programm der 71. Berlinale,
       doch die Kinos waren zu. Branchenleute und Journalisten konnten zwar das
       Programm der Sektionen beziehungsweise des European Film Market schauen,
       doch statt sich am Potsdamer Platz zu tummeln, saßen alle zu Hause [1][vor
       ihren Bildschirmen] und streamten. Allein die Jurys kamen in den Genuss,
       die Filme ihrer Sektionen im Kino auf der Leinwand zu sehen.
       
       Unter die Freude, dass die Berlinale nicht pandemiebedingt ausfallen
       musste, mischte sich da schon bald der Frust. Eine täglich wechselnde
       Mediathek durchzugehen und sich danach sein Filmprogramm zu erstellen ist
       einfach nicht dasselbe, wie im Berlinale-Palast Platz zu nehmen und zu
       warten, dass sich der Vorhang öffnet. Selbst wenn so das Schlangestehen
       entfällt. Und die Frage ist zudem, wen in Berlin die Berichte über Filme
       interessieren, die man ohnehin gerade gar nicht sehen kann, aber, anders
       als etwa bei den Filmfestivals von Cannes, Venedig oder Toronto, eigentlich
       hätte sehen können sollen.
       
       Besonders bitter ist, dass „das“ Publikumsfestival unter den großen
       Filmfestivals sich gezwungen sieht, sein Publikum draußen zu halten. Dass
       es sein Programm auf 166 Filme eingedampft hat, mag in der Pandemie
       verständlich erscheinen. Doch dass es im Juni, wenn in einigen Kinos und
       open air dann das „Summer Special“ folgt, die Kinofreunde mit einer noch
       einmal kleineren Auswahl von dieser vergleichsweise überschaubaren Menge an
       Filmen – sonst waren um die 400 Beiträge bei der Berlinale üblich – rechnen
       müssen, macht traurig.
       
       Gleich zu rufen, dass die Berlinale sich jetzt selbst überflüssig macht,
       ist da vorschnell. Die Lage ist schließlich nicht allein im Kino höchst
       ungewöhnlich und erfordert unerprobte Strategien. Doch die Zukunft der
       Berlinale kann dieses zweigeteilte Modell definitiv nicht sein. Sonst droht
       sie am Ende ihr Publikum zu verlieren. Andererseits weiß keiner, was
       nächstes Jahr sein wird und welche Entscheidungen dann anstehen.
       
       Ob es irgendwann einmal zu einem rein digitalen Berlinale-Publikumsfestival
       kommt, ist sehr fraglich. Ebenso die Aussicht, dass sich Berliner die
       eigene Wohnung mit rotem Teppich ausgestalten. Bleibt zu hoffen, dass es
       gar nicht nötig wird, sich diese Frage zu stellen.
       
       6 Mar 2021
       
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