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       # taz.de -- Wahl in Katalonien: Ein Ja für die Unabhängigkeit
       
       > Als stärkste Partei geht die spanientreue Sozialistische Partei hervor.
       > Dennoch könnte der Unabhängigkeitsblock erneut die Regionalregierung
       > bilden.
       
   IMG Bild: Regionalwahl in Barcelona: Viele Wahlhelfer waren aus Angst vor Covid-19 nicht erschienen
       
       Madrid taz | Die Parteien, die für die Unabhängigkeit Kataloniens
       eintreten, haben bei den Wahlen zum Autonomieparlament am Sonntag ihre
       Mehrheit deutlich ausgebaut. Gemeinsam verfügen sie künftig über 74 der 135
       Parlamentssitze, statt wie bisher über 70. Und erstmals in der Geschichte
       der umstrittenen Autonomie der Region rund um die Hauptstadt Barcelona
       holen sie zusammen mit 50,8 Prozent mehr als die Hälfte der abgegebenen
       Stimmen.
       
       Stärkste Einzelpartei wurde allerdings die Sozialistische Partei
       Kataloniens (PSC), der regionale Ableger der PSOE von [1][Spaniens
       Ministerpräsident Pedro Sánchez], unter dessen bisherigem
       Gesundheitsminister Salvador Illa. Sie erzielten 23 Prozent und 33 Sitze,
       16 mehr als vor dreieinhalb Jahren. Auch 2017 wurde mit den rechtsliberalen
       Ciudadanos (Bürger-Cs) eine spanientreue Formation stärkste Kraft. Jedoch
       bildete damals der Unabhängigkeitsblock eine Regierung. Auch dieses Mal
       gilt dies wieder als die wahrscheinlichste Option.
       
       Die Wahlbeteiligung war mit 53,6 Prozent der 5,6 Millionen Wahlberechtigten
       knapp 24 Prozent niedriger als beim letzten Urnengang. Viele Menschen
       blieben aus Angst vor einer Covid-Infektion zu Hause. Die Wahlen fanden
       [2][unter starken sanitären Sicherheitsmaßnahmen] statt. Mancherorts waren
       die ausgelosten Wahlhelfer nicht erschienen. Die Stellvertreter mussten
       verpflichtet werden.
       
       Cs sind die Verlierer des Wahlabends. Statt wie bisher mit 36 Sitze, werden
       sie nur noch mit sechs Abgeordneten vertreten sein. Ein Teil ihrer Stimmen
       ging zu den Sozialisten, ein anderer Teil zur rechtsextremen Vox, die mit
       7,68 Prozent und 11 Abgeordneten erstmals ins katalanische Parlament
       einzieht. Die wichtigste Oppositionspartei in Spanien, die konservative
       Partido Popular (PP) büßte einen ihrer vier Abgeordneten ein.
       
       ## Schwierige Mehrheitssuche für Illa
       
       „Katalonien liebt Spanien und Spanien liebt Katalonien“, erklärte Sozialist
       Illa bei seiner Siegesrede. Er wolle in Barcelona, wie in Madrid auch, eine
       Koaliton der Sozialisten mit den Linksalternativen von En Comú Podem
       („Gemeinsam können wir“), die 6,9 Prozent erzielten und weiterhin acht
       Abgeordnete haben. Doch die beiden summieren nur 41 Abgeordnete.
       
       Um zu regieren, bräuchte Illa die Unterstützung der Unabhängigkeitspartei
       Republikanische Linke Kataloniens (ERC) des bisher regierenden Pere
       Aragonès. Doch dieser wird sich einen solchen Schwenk hin zu einem
       lagerübergreifenden Regierungsbündnis, angesichts des sehr guten
       Abschneidens der Unabhängigkeitsbefürworter insgesamt, kaum leisten können.
       
       Aragonès kündigte selbst Anspruch auf das Amt des katalanischen
       Regierungschefs an. Seine ERC erzielte wie die Sozialisten 33 Abgeordnete,
       hat allerdings mit 21,3 Prozent deutlich weniger Stimmen. Aragonès
       verlangte von Madrid einen Dialog und beteuerte, Katalonien befinde sich
       nun in „einer neuen Phase, um das Referendum, die Amnestie der Gefangenen
       und der katalanischen Republik zu erreichen“.
       
       Unter den Gefangenen in Zusammenhang mit der Abhaltung eines
       Unabhängigkeitsreferendums im Oktober 2017 befindet sich fast die gesamte
       damalige Regierung, unter anderem der ERC-Parteichef und [3][ehemalige
       Vize-Regierungschef Oriol Junqueras], der eine 13-jährige Haftstrafe
       absitzt.
       
       Der ehemalige katalanische Regierungschef und derzeitige
       [4][Europaabgeordnete Carles Puigdemont] befindet sich zusammen mit anderen
       im Brüsseler Exil. Seine JuntsxCat („Gemeinsam für Katalonien“) liegt mit
       20,1 Prozent und 32 Abgeordneten erstmals hinter ERC. Während ERC einen
       Sitz hinzugewann, verlor JuntsxCat zwei Abgeordnete. Dritte im Bunde der
       Unabhängigkeitsbefürworter ist die antikapitalistische CUP, die künftig
       neun statt vier Abgeordnete hat.
       
       15 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
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