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       # taz.de -- Verbände fordern Öffnungsperspektive: Wirtschaft drängt auf Lockerungen
       
       > Beim Videogipfel stellt Wirtschaftsminister Peter Altmaier weitere
       > Finanzhilfen für Soloselbstständige in Aussicht. Kneipen und Kultur
       > bleiben zu.
       
   IMG Bild: Läden, wie hier in der Stuttgarter Fußgängerzone, bleiben vorerst geschlossen
       
       Berlin taz | So richtig ergiebig kann man sich die Diskussion nicht
       vorstellen, zu der Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Dienstag per
       Videokonferenz geladen hatte. Für den Austausch mit mehr als 40
       Vertreter*innen von Wirtschaftsverbänden standen zweieinhalb Stunden
       zur Verfügung – was rechnerisch knapp vier Minuten Redezeit für jeden
       ergibt.
       
       Und die Positionen dürften weit auseinander gelegen haben. Denn während
       viele Inhaber*innen von Geschäften, Gaststätten, Kultur- und
       Freizeitbetrieben über [1][komplizierte Bürokratie und schleppende
       Auszahlung staatlicher Finanzhilfen] klagen, verkündet das
       Wirtschaftsministerium jeden Tag neue Erfolgsmeldungen über die Auszahlung
       der Gelder.
       
       Nach dem Gipfel lobten die Beteiligten zwar die konstruktive Atmosphäre,
       doch zeigten sich weiterhin deutliche Unterschiede in der Bewertung. „Die
       zugesagten Hilfen kommen nur sehr verzögert an“, klagte der Präsident des
       Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Guido Zöllick. Ein Drittel der
       Betriebe warte noch auf die vollständige Zahlung der Novemberhilfe, gar 75
       Prozent auf die Dezember-Gelder.
       
       Altmaier betonte dagegen, es seien 90 Prozent der Abschlagszahlungen für
       diesen Zeitraum bereits ausgezahlt worden, was einer Summe von 6,1
       Milliarden Euro entspricht. Auch die Auszahlung von Geldern aus einem neuen
       Hilfsprogramm, das ab Januar gilt, sei bereits angelaufen. „Es kommt
       Schwung in die Geschichte“, sagte der Minister, räumte aber angesichts der
       aufgetretenen Verzögerungen ein: „Das ist auch dringend notwendig.“
       
       ## Verbände fordern schnelle Perspektive
       
       Für einzelne Gruppen, die bisher nicht oder nicht ausreichend unterstützt
       werden, wurden konkrete Verbesserungen in Aussicht gestellt: So kündigte
       Altmaier an, dass künftig auch Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr
       als 750 Millionen Euro Hilfen beantragen können. Für Einzelfälle, die
       Unterstützung benötigen, aber von den bisherigen Regelungen erfasst werden,
       soll ein neuer Härtefallfonds aufgelegt werden.
       
       Und [2][Soloselbstständige] können seit Dienstag eine sogenannte
       „Neustarthilfe“ beantragen. Diese orientiert sich am Umsatz des Vorjahres,
       beträgt insgesamt maximal 7.500 Euro und wird nicht auf Leistungen der
       Grundsicherung angerechnet.
       
       Branchenverbände wie der Handelsverband Deutschland und der Bundesverband
       der Deutschen Tourismuswirtschaft begrüßten diese Ankündigungen nach der
       Videokonferenz ausdrücklich, machten aber zugleich deutlich, dass ihnen
       diese nicht genügen. Stattdessen forderten sie eine schnelle Perspektive
       für die Wiederöffnung ihrer Betriebe. Die geltenden Beschränkungen seien
       „weder differenziert noch angemessen und verhältnismäßig“, erklärte etwa
       Handelsverband-Präsident Josef Sanktjohanser.
       
       Tourismusverband-Präsident Michael Frenzel bezeichnete die Betriebe seiner
       Branche als „Intensivpatienten dieser Pandemie“, verwahrte sich aber gegen
       jede Verantwortung der Tourismuswirtschaft an der Corona-Ausbreitung – und
       damit den Fällen der echten Intensivpatienten, die jeden Monat zu Tausenden
       an Beatmungsgeräten versterben. „Wir brauchen endliche eine
       Öffnungsperspektive“, verlangte Frenzel.
       
       Die Forderung blieb beim Gipfel aber unerfüllt. Altmaier kündigte lediglich
       an, vor dem nächsten Bund-Länder-Gespräch Anfang März gemeinsam mit den
       Wirtschaftsverbänden ein Papier zu erarbeiten, das Kriterien für mögliche
       Öffnungen definiert. Eine wichtige Rolle könnten dabei Schnelltests zur
       Selbstanwendung spielen, die Gesundheitsminister Jens Spahn heute in
       Aussicht stellte.
       
       16 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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