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       # taz.de -- Aufhebung des Urteils gegen Lula: Trügerische Hoffnung
       
       > Die Verurteilung des brasilianischen Ex-Präsidenten Lula da Silva ist
       > annulliert. Nicht nur die Linken jubeln – auch Bolsonaro freut sich.
       
   IMG Bild: Grund zum Jubeln? Brasiliens Ex-Präsidenten Lula da Silva bei einem Bad in der Menge im November 2019
       
       Rechtsregierung, Wirtschaftskrise, Coronakatastrophe. Brasiliens Linke hat
       es derzeit wahrlich nicht leicht. Doch am Montag gab es Grund zum Jubeln,
       endlich mal wieder! Der Oberste Gerichtshof hatte entschieden, alle
       Verurteilungen gegen [1][Ex-Präsident Lula] zu annullieren. Damit könnte er
       bei der Wahl 2022 antreten. Kandidatur von Lula, Wahlsieg, Ende des
       Albtraums? Ganz so einfach ist es leider nicht.
       
       Unbestritten ist, dass der charismatische Lula Massen zu mobilisieren
       vermag. Doch für viele ist der Politiker der Arbeiterpartei PT auch eine
       Reizfigur, Symbol für Korruption und Misswirtschaft. Daher könnte die
       Annullierung ausgerechnet Präsident [2][Jair Bolsonaro] in die Hände
       spielen. Autoritäre Populisten brauchen klare Feinde. Geflüchtete, die
       Medien oder eben einen Ex-Gewerkschafter. Für Bolsonaro wäre Lula der
       perfekte Antagonist.
       
       Bereits im Wahlkampf 2018 gelang es dem ultrarechten Polit-Rowdy, den Hass
       vieler Brasilianer*innen auf die PT zu kanalisieren und sich mit
       wüsten Attacken auf Lula geschickt in Szene zu setzen – etwa mit der
       Falschmeldung, die sozialdemokratische Partei habe Babyfläschchen in
       Penisform an Kitas verteilt. [3][Bolsonaro] fuhr in der Stichwahl einen
       Erdrutschsieg gegen den PT-Kandidaten Haddad ein.
       
       Allerdings: Wahlen in Brasilien sind extrem personalisiert und Lula steht
       für die Sehnsucht nach besseren Jahren. Insbesondere viele Arme dürften bei
       dem 75-Jährigen ihr Kreuz machen. Sollte Lula wirklich noch einmal
       kandidieren, läuft es auf einen Showdown hinaus, der einen noch größeren
       Keil in die ohnehin schon polarisierte Gesellschaft rammen wird. Die Wahl
       dürfte eine Richtungsentscheidung über die Zukunft des Landes werden:
       Demokratie oder Rechtsautoritarismus.
       
       Entscheidend wird sein, wie die politische Elite reagiert. Für die ist Lula
       eigentlich unwählbar, aber auch mit Bolsonaro hat sich ein großer Teil
       überworfen. Dennoch war schon in der Vergangenheit ihr Hass gegen links
       oftmals größer als die Vernunft. Und so könnte Bolsonaro am Ende als
       kleineres Übel lachend dastehen.
       
       9 Mar 2021
       
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