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       # taz.de -- Bremens Anpassung an den Klimawandel: Hilfe bei Sturmflut
       
       > Sich auf die Folgen der Klimakrise einzustellen, ist eine drängende
       > Aufgabe. Im Projekt „BREsilient“ wurde überlegt, was man in Bremen dafür
       > tun muss.
       
   IMG Bild: Wenn die Weser ansteigt, sind Erholungsgebiete vor der Deichlinie bedroht
       
       Bremen taz | Drei Jahre lang haben sich Bremer Bürger*innen sowie
       Menschen aus Verwaltung, Forschung und Wirtschaft überlegt, wie sich die
       Stadt [1][besser auf den Klimawandel vorbereiten] kann. „BREsilient“ heißt
       das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 2,2 Millionen Euro
       geförderte Projekt, ein Wortspiel mit Resilienz: Das bedeutet
       Widerstandskraft. Entwerfen sollte das Team Pläne für die „klimaresiliente
       Zukunftsstadt Bremen“. Diese Woche wurde es beendet. Im Sommer soll die
       Umsetzung der Maßnahmen beginnen.
       
       Angeknüpft haben die Akteur*innen dabei an die
       [2][Klimaanpassungsstrategie für das Land Bremen], die der Bremer Senat im
       April 2018 beschlossen hatte, sagt Projektleiterin Lucia Herbeck von der
       Senatorin für Klimaschutz. „Darin steht, wie man sich vorbereiten kann auf
       das, was uns erwartet.“ Bei BREsilient sei es nun darum gegangen, in vier
       Modellbereichen konkretere Maßnahmen zu entwickeln – mit Menschen vor Ort.
       
       Zwei der vier Bereiche sind die [3][Blumenthaler Aue], ein Nebenfluss der
       Weser, und die Freizeit- und Erholungsgebiete [4][Pauliner Marsch] und Im
       Suhrfelde. Sie befinden sich auf der Werderinsel beziehungsweise direkt an
       der Weser im Stadtteil Hastedt. Beide sind von Extremwetterereignissen
       bedroht: Sie liegen vor dem Deich.
       
       Begleitet hat die beiden Workshop-Reihen „Pauliner Marsch“ und
       „Blumenthaler Aue“ Jens Wunsch. Er ist Referent, unter anderem für
       Hochwasserrisiko-Management beim Umweltressort. Das Gebiet Pauliner Marsch
       werde durch einen kleinen Wall bis zu einem gewissen Wasserstand geschützt,
       sagt er. Danach würde es jedoch überflutet, beispielsweise infolge einer
       Sturmflut in der Nordsee.
       
       Zudem könne Starkregen, der laut Prognosen zunehmen soll, in Gebieten wie
       der Marsch und besonders der Blumenthaler Aue zu plötzlichen
       Überschwemmungen führen. „Das ist problematisch.“ Denn auch wenn die Aue,
       ebenso wie die Marsch, offiziell Überschwemmungsgebiet ist – genutzt wird
       sie trotzdem. So gibt es dort eine Kita, die betroffen wäre.
       
       Eines der Projekt-Ergebnisse ist deshalb das Ziel, im Gebiet der Aue ein
       Frühwarnsystem für Starkregen einzurichten. „Die Vorwarnzeit soll im
       Gegensatz zu Wetter-Apps verlängert werden“, sagt Wunsch, „sodass die Leute
       Zeit haben, Keller- und Dachfenster zu schließen.“ Zudem soll das
       Überschwemmungsgebiet beschildert werden. Gleichzeitig will man die
       benachbarten Gewässer so unterhalten, dass sie einen Abfluss von Starkregen
       gewährleisten können.
       
       Vereine der Pauliner Marsch „äußerten Bedarf an konkreter Beratung zum
       hochwasserangepassten baulichen Objektschutz“, heißt es auf der
       BREsilient-Website. Auch die Kommunikation untereinander solle verbessert
       und die Entwässerungskapazität mit Hilfe von Gräben gesteigert werden.
       
       Wichtig ist laut Wunsch, ein Risikobewusstsein zu schaffen. „Der
       Deichschutz in Bremen ist auf absolut hohem Niveau und die Rechnungen sind
       großzügig.“ Trotzdem sollten die Menschen wissen, was theoretisch passieren
       kann.
       
       Weil der Klimawandel sich auch auf die [5][maritime Wirtschaft und
       Logistik] sowie die Ernährungswirtschaft auswirkt, haben sich
       Vertreter*innen der Branchen auch hier mit Anpassungsmaßnahmen
       auseinandergesetzt. Extremwetterereignisse und die daraus resultierenden
       Einschränkungen seien solche Auswirkungen, erklärt Rainer Müller vom
       Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik.
       
       Durch Interviews und Workshops mit Unternehmer*innen der Branche sei
       deutlich geworden, „dass die Kooperation zwischen den Unternehmen
       beziehungsweise Unternehmen und Verwaltung zu stärken ist“, sagt er. Auch
       gehören die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur und Lagerflächen, das
       gegenseitige Ausleihen von Kühlcontainern oder die Zusammenarbeit von
       Transporteuren, um beim Ausfall eines Verkehrsträgers schnell eine
       Alternative zu haben, zu den Maßnahmen, die entwickelt wurden.
       
       ## Das Geld für die Umsetzung ist bereits beim Bund beantragt
       
       Ein Teil von BREsilient war zudem eine [6][Kosten-Nutzen-Analyse von zwei
       Maßnahmen] aus der Klimaanpassungsstrategie: Dach- und Freiflächenbegrünung
       sowie die Pflanzung von Stadtbäumen. Durchgeführt wurde diese von
       Wissenschaftler*innen des Instituts für ökologische
       Wirtschaftsförderung, unter ihnen Alexandra Dehnhardt.
       
       Nutzen meine hier die Effekte auf die Luftqualität, das Stadtbild und den
       Rückhalt von klimaschädlichen Treibhausgasen; bei der Dachbegrünung
       zusätzlich den Rückhalt von Regenwasser. Und das dargestellt in monetären
       Werten, erklärt Dehnhardt: 1.400 neue Straßenbäume und rund 280.000
       Quadratmeter neue Dachbegrünung sowie knapp 600.000 Quadratmeter
       Freiflächenbegrünung bis 2030 erbrächten einen Nutzen von 76 Millionen Euro
       netto. In einem ambitionierteren Szenario – also mehr von beidem – könnte
       dieser Effekt sogar auf 170 Millionen steigen.
       
       Die entwickelten Maßnahmen sollen in den nächsten zwei Jahren umgesetzt
       werden. Dafür sei bereits Geld beim Bund beantragt, sagt Herbeck: 70
       Prozent der Kosten, das sind 1,2 Millionen Euro, wären gedeckt. Das
       Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik plane unter anderem, die
       Kooperation von Unternehmen der maritimen Logistik bei
       Extremwettereignissen zu untersuchen, sagt Müller.
       
       Im neuen Antrag nicht inbegriffen seien jedoch die Dachbegrünung sowie die
       Bäume, sagt Herbeck. Die Herausforderung sei jetzt, wie man Projekte mit
       immateriellem Nutzen in die Entscheidungsfindung einbinden könne, so
       Dehnhardt. Denn der Wert beschreibe teils nur hypothetische Geldflüsse,
       etwa die Wertschätzung durch die Bevölkerung.
       
       13 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Anpassung-an-den-Klimawandel/!5720436
   DIR [2] https://www.bauumwelt.bremen.de/60162
   DIR [3] https://bresilient.de/portfolio-item/blumenthaler-aue/
   DIR [4] https://bresilient.de/portfolio-item/pauliner-marsch/
   DIR [5] https://bresilient.de/portfolio-item/maritime-wirtschaft/
   DIR [6] https://bresilient.de/portfolio-item/priorisierung/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Götz
       
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