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       # taz.de -- Kurswechsel in US-Migrationspolitik: Asylsuchende überqueren Grenze
       
       > US-Präsident Joe Biden hat eine Regelung seines Vorgängers aufgehoben.
       > Die rund 25.000 Menschen hatten monatelang in Mexiko ausgeharrt.
       
   IMG Bild: Hoffnung seit Bidens Amtsantritt: Gedrängel am Grenzübergang bei Tijuana, Mexiko
       
       OAXACA taz | Es ist ein Lichtblick für etwa 25.000 Asylsuchende, die seit
       vielen Monaten an der [1][mexikanischen Grenze zu den USA] festsaßen: In
       den vergangenen Tagen haben die US-Behörden begonnen, Flüchtlinge einreisen
       zu lassen, die bislang im Nachbarland auf die Entscheidung über ihren
       Antrag warten mussten. Damit hat für die Menschen, von denen viele aus
       Honduras, El Salvador und Guatemala stammen, das Ausharren in
       provisorischen Zeltlagern und anderen Unterbringungen ein Ende.
       
       Mit Hilfe von UNO-Organisationen kümmert sich die US-Einwanderungsbehörde
       darum, dass sich die Betroffenen im Land aufhalten können, bis über ihr
       Gesuch entschieden wird. Es werde aber wohl Wochen oder Monate dauern, bis
       dieser Prozess abgeschlossen sei, erklärte die US-Koordinatorin für die
       Grenze zu Mexiko, Roberta Jacobson der BBC.
       
       „Die Mehrheit wird wohl kein Asyl bekommen, aber wir suchen andere Wege für
       sie, um legal ankommen zu können“, sagte sie und sprach von
       landwirtschaftlicher und anderer temporärer Arbeit. Am Freitag überquerte
       die erste Gruppe von Asylsuchenden die Grenze von Tijuana nach San Diego.
       
       Diese Übertritte sind möglich geworden, weil US-Präsident Joe Biden eine
       Regelung im Rahmen des „Protokolls zum Schutz von Migranten“ (MPP)
       aufgehoben hat, mit der sein Vorgänger Donald Trump Asylsuchende und
       Migrierende aus den USA fernhalten wollte.
       
       Trumps Programm, das 2019 in Kraft trat, ermöglichte US-Behörden, alle
       Asylsuchenden in den Nachbarstaat zurückbringen und die Betreuung den
       mexikanischen Einrichtungen zu überlassen. Nicht wenige Schutzsuchende sind
       wegen der schwierigen Lebensbedingungen in Mexiko wieder in ihre alte
       Heimat zurückgekehrt.
       
       ## Trump'sche Regel außer Kraft
       
       In seiner [2][Abkehr von Trumps Migrationspolitik] hat Biden auch einen
       Schritt unternommen, der Abschiebungen nach Mittelamerika erschwert. Der
       Staatschef setzte die „Sichere-Drittstaaten-Regelung“ außer Kraft, die sein
       republikanischer Vorgänger 2019 mit Guatemala, El Salvador und Honduras
       vereinbart hatte. Der Abmachung zufolge konnten alle, die [3][auf ihrem Weg
       in die USA] eines dieser Länder durchquert hatten, dorthin abgeschoben
       werden. In diesen Staaten, die zu den gefährlichsten Lateinamerikas zählen,
       sollten sie Asyl beantragen.
       
       Biden wolle enger mit Mittelamerika zusammenarbeiten, erklärte der
       US-Außenminister Antony Blinken. Bislang hatte die
       „Sichere-Drittstaaten-Regelung“ jedoch sowieso noch keine große Wirkung
       gezeigt. Mit Guatemala war sie wegen der Coronapandemie seit März 2020
       außer Kraft gesetzt, zuvor hatten die US-Behörden insgesamt 700
       Asylsuchende in das Land abgeschoben. Mit Honduras und El Salvador ist sie
       nie umgesetzt worden.
       
       Trotz der Rücknahme restriktiver Maßnahmen machte Blinken deutlich, dass
       die Erwartungen an Bidens Einwanderungspolitik nicht zu hoch geschraubt
       werden sollten. „Um es klar zu sagen: Diese Aktionen bedeuten nicht, dass
       die Grenze zu den Vereinigten Staaten offen ist“, betonte er. In seinem
       ersten Gespräch mit dem mexikanischen [4][Staatschef Andrés Manuel López
       Obrador] verständigten sich Biden und sein Kollege darauf, „die illegalen
       Migrationsströme einzudämmen“.
       
       Ebenso wie López Obrador setzt der US-Staatschef darauf, die Flucht- und
       Migrationsgründe in den zentralamerikanischen Staaten zu verringern. Vier
       Milliarden US-Dollar will er in die Region schicken, um die Wirtschaft zu
       beleben sowie Korruption, Armut und Unsicherheit zu bekämpfen.
       
       ## Probleme mit Menschenrechten
       
       Bereits vor seiner Wahl ließ Biden keine Zweifel daran, dass er dabei vor
       allem auf den Markt setzt. „Die Wirtschaft wächst nur nachhaltig, wenn es
       größere internationale und einheimische private Investitionen gibt“, hieß
       es in seinem Plan zur „Stärkung der Völker Mittelamerikas“.
       
       Zugleich betont Biden die Notwendigkeit, rechtsstaatliche Verhältnisse
       durchzusetzen und die Menschenrechte zu respektieren. Damit sieht es [5][in
       Guatemala], [6][El Salvador] und [7][Honduras] schlecht aus.
       
       Für erste diplomatische Unstimmigkeiten sorgte die neue US-Regierung mit
       dem salvadorianischen Präsidenten Nayib Bukele. Der so autoritäre wie
       populäre Staatschef attackiert die Presse scharf, betrachtet Oppositionelle
       als „Kriminelle“ und mobilisierte auch mal Soldaten in den Kongress, um
       seine Interessen durchzusetzen. Er galt als Alliierter Trumps und
       unterstützte dessen Migrationspolitik. Als Bukele jüngst in die USA reiste,
       wollte er der Nachrichtenagentur AP zufolge Biden oder andere
       Regierungsvertreter sprechen. Doch niemand wollte ihn treffen.
       
       21 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
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