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       # taz.de -- Deutscher Chemiekonzern Bayer AG: Rekordverlust wegen Monsanto
       
       > Der Chemiekonzern Bayer meldet für 2020 einen Fehlbetrag von 10,5
       > Milliarden Euro. Schuld ist vor allem das Pestizid Glyphosat seiner
       > US-Tochterfirma.
       
   IMG Bild: Tote Bienen bei Demos in Bonn 2019
       
       Berlin taz | Der Chemiekonzern [1][Bayer] hat 2020 den höchsten Verlust
       seiner Unternehmensgeschichte verbucht, weil er den US-Saatgut- und
       Pestizidproduzenten Monsanto übernommen hatte. Die Leverkusener Firma
       meldete am Donnerstag einen Fehlbetrag von 10,5 Milliarden Euro.
       
       Die tiefroten Zahlen lagen laut Bayer vor allem an „Sonderaufwendungen“ in
       Höhe von [2][23 Milliarden Euro]. Dabei geht es insbesondere um
       Rückstellungen, um Klagen wegen der Monsanto-Pestizide Glyphosat und
       Dicamba, der ebenfalls von der US-Firma produzierten Industriechemikalie
       PCB und der Sterilisationsspirale Essure beizulegen.
       
       Etwa 125.000 Kläger machen Monsantos Unkrautvernichtungsmittel RoundUp mit
       dem Wirkstoff Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich und fordern
       Schadenersatz. Glyphosat ist das meistverkaufte Pestizid weltweit. Farmer
       in den USA beschuldigen Monsanto zudem, weil Dicamba von Feldern ihrer
       Nachbarn abgedriftet sei und Pflanzen beschädigt habe.
       
       Die wahrscheinlich krebsauslösende Substanz PCB hat Gewässer verseucht.
       US-Städte wie Baltimore wollen deshalb Geld von Monsanto, unter anderem um
       die Umweltschäden zu beheben. In den USA klagen auch rund 40.000 Frauen
       gegen Bayer, die ihrer Darstellung nach wegen Essure unter anderem
       Verletzungen an Gebärmutter und Eileiter erlitten.
       
       ## „Quittung für rücksichtslose Profit-Jagd“
       
       Alle diese Streitigkeiten will Bayer durch Vergleiche beenden. Für bis zu
       9,6 Milliarden Dollar (7,9 Milliarden Euro) will Bayer bereits eingegangene
       Klagen wegen Glyphosat abgelten. Rund 90.000 sind schon abgehakt. 3
       Milliarden Dollar wurden bereits überwiesen, Tendenz steigend.
       Verhandlungen zu 35.000 weiteren Klagen laufen noch. „Da sind wir auf einem
       guten Lösungsweg“, sagte Baumann. Unter Zeitdruck sieht der Chef sein
       Unternehmen hierbei nicht. „Wir sind dann fertig, wenn wir fertig sind.“
       
       Die Einigung zu einem wichtigen separaten Strang steht noch aus: Es geht um
       Klagen, die erst in Zukunft eingereicht werden könnten. Hierfür legte Bayer
       2 Milliarden Dollar auf die hohe Kante. Allerdings steht noch die
       Zustimmung eines US-Richters zu diesem Vertragswerk aus – dessen
       Entscheidung könnte nach den Worten von Baumann Ende März oder Anfang April
       verkündet werden.
       
       Am Donnerstag sank der ohnehin schon niedrige Börsenkurs. Das hing damit
       zusammen, dass Bayer vorsichtig auf das laufende Geschäftsjahr blickt.
       Zudem soll die Dividende für 2020 sinken. Dennoch sollen die Aktionäre
       insgesamt 2 Milliarden Euro erhalten – ungeachtet des gigantischen
       Verlusts.
       
       Die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) wertete die Bilanz als
       „Quittung für rücksichtslose Profit-Jagd“. „Trotzdem zeigt der Konzern sich
       nicht gewillt, daraus zu lernen. So tut er nach wie vor alles, um Glyphosat
       auf dem Markt zu halten“, sagte CBG-Sprecher Marius Stelzmann. Er
       kritisierte, dass Bayer trotz mittlerweile über anderthalbjährigen
       Vergleichsverhandlungen noch keine Lösung präsentiert habe. (mit dpa)
       
       25 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Bayer-AG/!t5240035
   DIR [2] https://www.bayer.com/sites/default/files/2021-02/Bayer-Geschaeftsbericht-2020.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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