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       # taz.de -- Mit dem Taxi zum Piks: Impfen produziert Frühlingsgefühle
       
       > Impffahrten versüßen dem Berliner Taxigewerbe den Lockdown. Nach den über
       > 80-Jährigen erhalten nun auch die über 70-Jährigen Droschkengutscheine.
       
   IMG Bild: Vor dem Impfzentrum in den Messehallen: Ankommen und Abfahren im Minutentakt
       
       Berlin taz | Vor dem Messegelände am Funkturm geht es zu wie am Flughafen
       in Vorpandemiezeiten: Im Minutentakt fahren Taxen an und ab. Kaum haben die
       Droschken gehalten, sind junge Menschen in leuchtenden Westen zur Stelle,
       denn die Fahrgäste sind hochbetagt. Helfende Hände stützen sie beim
       Aussteigen, schieben Rollatoren und Rollstühle heran.
       
       Mit rund 4.000 Impfungen pro Tag ist die Messehalle das größte
       Corona-Impfzentrum der Stadt. Nach wie vor werden dort mit höchster
       Priorität die über 80-Jährigen geimpft. 226.000 Berlinerinnen und Berliner
       gehören zu dieser Altersgruppe. Rund 96.000 seien erstgeimpft, teilte die
       Gesundheitsverwaltung am Mittwoch mit, über 65.000 hätten die Zweitimpfung
       erhalten.
       
       Für das Taxigeschäft zahlt sich das aus. Die Kosten für den Transport zum
       Impfen und zurück trägt das Land Berlin. Ursprünglich sollten die
       Gratisfahrten nur für die Hochbetagten gelten, nun hat der Senat
       mitgeteilt, auch die als Nächstes zu impfende Gruppe der über 70-Jährigen
       bekomme Taxigutscheine.
       
       Man sei dankbar für diese Entscheidung, sagt der Vorsitzende der
       Taxi-Innung, Leszek Nadolski, zur taz. Zwar erhalte das Taxi-Gewerbe
       Coronasubventionen, die Impffahrten seien aber ein wichtiges Zubrot und ein
       Hoffnungsschimmer. „Flughafen, Bahnhof, Kneipen? Da ist ja nichts mehr“,
       sagt Nadolski. Er ist überzeugt, dass die Gratisfahrten bei den alten Damen
       und Herren die Impfbereitschaft gesteigert hat. „Das ist toll.“
       
       In den Messehallen wird täglich von 9 bis 19 Uhr geimpft, auch sonntags.
       Ungefähr eine Stunde verbringen die alten Menschen im Impfzentrum. Bei
       allen Schritten werden sie von jungen Helfern begleitet. Die Taxis warten
       derweil draußen auf einem großen Parkplatz – bis zu 100 Fahrzeuge stehen
       dort zeitgleich. Manche wurden schon bei der Hinfahrt für die Rückfahrt
       gebucht. Die Fahrer stehen in Grüppchen zusammen, die Stimmung ist gut. Sie
       lachen und rauchen, Masken haben nur wenige auf.
       
       Bei der Hinfahrt zur ersten Impfung seien die alten Leutchen oft unruhig
       und besorgt, erzählt Innungs-Chef Nadolski. Bei der Rückfahrt sei
       Erleichterung zu spüren und Begeisterung über die gute, reibungslose
       Organisation.
       
       Auf dem Rückweg von der zweiten Impfung seien viele Fahrgäste richtig
       euphorisch. „Junger Mann, raten Sie mal, wie alt ich bin“, habe ihn
       kürzlich ein alter Herr gefragt. „Am liebsten hätte ich 60 gesagt,“ erzählt
       Nadolski, „aber das ging ja nicht.“ Also habe er „Anfang 80“ geraten.
       „Legen Se noch 10 drauf“, habe der Mann fröhlich erwidert. „Der hatte
       richtige Frühlingsgefühle.“
       
       25 Feb 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
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