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       # taz.de -- Internationale Tourismus-Börse virtuell: Wohin geht die Reise?
       
       > Nächste Woche beginnt die führende Tourismus-Fachmesse. Das Angebot
       > nachhaltiger Reiseformen wächst.
       
   IMG Bild: Sind Urlaubsreisen zu solchen Zielen nachhaltig? Long Bay Beach in Barbados
       
       Ein Blick auf das Programm der weltgrößten Tourismusmesse ITB, die nächste
       Woche rein digital startet, offenbart einen Wettstreit zwischen dem alten,
       konventionellen und einem neuen, besseren Tourismus: „Building back better“
       oder doch Festhalten an alten Geschäftsmodellen?
       
       Als vor ziemlich genau einem Jahr die ITB kurzfristig abgesagt wurde,
       strotzte der Tourismussektor nur so vor Kraft. Gleichzeitig wurden die
       Bruchstellen des ungebremsten Wachstums immer sichtbarer: Proteste gegen
       Overtourism und der zunehmend thematisierte Zusammenhang zwischen Tourismus
       und Klimawandel hatte zu einem immensen Vertrauensverlust geführt. Immer
       mehr Menschen fragten sich: Ist es mein Reisevergnügen wert, dafür
       Lebensräume und Weltklima zu zerstören?
       
       Der Zusammenbruch des Tourismus in Folge der Coronakrise hat die
       ökologische und soziale Fragilität des Tourismus noch um die
       wirtschaftliche Vulnerabilität ergänzt. Mit der Diskussion um Resilienz –
       also die Widerstandsfähigkeit – ist die wirtschaftliche Dimension der
       Nachhaltigkeit nun ganz oben auf der Agenda der ITB. Und da bei der
       Nachhaltigkeit alles mit allem zusammenhängt, ist jetzt neues Denken
       möglich.
       
       Kein Wunder, dass es 2020 so viele Manifeste und Selbstverpflichtungen im
       Tourismus gab wie nie: Einige sind in altem Denken verhaftet und suchen die
       Lösung des touristischen Klimaproblems in nicht ausgereiften
       Zukunftstechnologien. Die meisten aber, wie „[1][Tourism declares a climate
       emergency]“, in dessen Rahmen mittlerweile über 200 Unternehmen den
       Klima-Notstand erklärt haben, setzen auch auf Veränderungen ihrer Produkte.
       Anderes Beispiel: In Deutschland haben 300 Unternehmer:innen das
       „[2][Impulse4travel Manifest]“ entwickelt und beginnen gerade mit der
       Umsetzung. Sie wollen eine neue Wertschätzung für das Reisen wecken. Die
       Initiativen haben gemeinsam, dass sie die Verantwortung nicht an andere
       delegieren, sondern sie annehmen.
       
       Gleichzeitig wird aber auch noch der Tourismus nach altem Muster betrieben
       und sogar ausgebaut. Auf der Karibikinsel Barbuda kämpft die Bevölkerung
       gegen den Bau neuer Hotelkomplexe. Sie fürchtet die Zerstörung der
       Mangroven und Dünen und damit den Verlust ihres Schutzes vor den Folgen des
       Klimawandels. Der Premierminister begründet das umstrittenene Projekt jetzt
       vor allem mit Corona und der daraus resultierenden Wirtschaftskrise. Noch
       ein Fall von disaster capitalism: 30 neue Airlines gehen aktuell an den
       Start – vor allem auf der klimaunsinnigen Kurz- und Mittelstrecke. Während
       einige Airlines ihre alten Maschinen abstoßen, profitieren andere von den
       Schnäppchen auf dem Gebrauchtflugzeugmarkt. Die kerosinschluckenden
       Altflugzeuge bleiben damit noch länger in der Luft.
       
       Egal, ob die vielen neuen Initiativen einen optimistisch stimmen oder ob
       man weiter am real existierenden Tourismus zweifelt – eines ist sicher:
       Pandemien, Extremwetterereignisse oder digitale Großkatastrophen werden
       zunehmen. Wer diese Herausforderungen annimmt und sich auf den Weg zu einem
       klimaschonenderen Tourismus begibt, ist besser vorbereitet: „Change will
       come – by design or by disaster“.
       
       https://www.tourism-watch.de/de
       
       8 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /www.tourismdeclares.com
   DIR [2] http://www.impulse4travel.de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Antje Monshausen
       
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