URI: 
       # taz.de -- Zeitung „Neues Deutschland“: Linkes Blatt vor dem Aus
       
       > Der linksorientierten Tageszeitung „Neues Deutschland“ droht die
       > Schließung zum Jahresende. Es sei denn, sie wandelt sich in eine
       > Genossenschaft um.
       
   IMG Bild: Die Redaktion der linken Tageszeitung „ND“ am Franz-Mehring-Platz in Berlin
       
       Berlin dpa | Die Linkspartei will als Mitgesellschafter eine Veränderung
       der Eigentümerstruktur der Tageszeitung Neues Deutschland (ND) prüfen. Der
       Bundesschatzmeister der Linken, Harald Wolf, sagte: „Wir überlegen, die
       Eigentümerstruktur zu verändern.“ Der Linken-Politiker betonte zugleich:
       „Wir stehen am Anfang eines Prozesses, es gibt noch kein Ergebnis.“ Eine
       Option sei, das ND in eine „neue Gesellschaftsform zu überführen und eine
       Genossenschaft zu gründen“.
       
       Die Linke ist über die Föderative Verlags-, Consulting- und
       Handelsgesellschaft mbH (Fevac) an der Tageszeitung mit Sitz in Berlin und
       einer derzeitigen [1][Auflage von 18.491 verkauften Exemplaren] (IVW,
       viertes Quartal 2020) beteiligt. Die Fevac hält 50 Prozent an der Zeitung.
       Das Blatt erschien erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg 1946 und war in der
       DDR eine Zeitung der Staatspartei SED.
       
       Der Geschäftsführer der Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH,
       Matthias Schindler, bestätigte auf dpa-Anfrage den angestoßenen Prozess.
       Mit Blick auf die Option einer Genossenschaft sagte er: „Ich sehe das als
       zwingenden Schritt an – hin zu einer modernen [2][zukunftsfähigen linken
       Tageszeitung] in adäquater Rechtsform.“ Schindler ist auch Vorstand der
       Communio Beteiligungsgenossenschaft eG, die der zweite Gesellschafter der
       Tageszeitung mit 50 Prozent ist. Schindler bestätigte auch, dass er zum
       Jahresende aus dem Verlag ausscheiden werde.
       
       Als Grund für die Überlegungen nannte Linken-Bundesschatzmeister Wolf die
       in den vergangenen Jahren [3][rückläufigen Abonnentenzahlen] und die
       Notwendigkeit, einer Neukonzeption und Neuaufstellung auch vor dem
       Hintergrund der Digitalisierung. In diesem Zusammenhang müsse man auch
       diskutieren, ob eine Partei als Gesellschafter ein Hindernis sei, wenn die
       Zeitung bei aller redaktionellen Unabhängigkeit von vielen als
       Parteizeitung betrachtet werde.
       
       ## Gewerkschaft kritisiert eine fehlende Kommunikation
       
       Ideen zu einer möglichen Veränderung der Gesellschafterstruktur müssten nun
       mit der Belegschaft und im Parteivorstand diskutiert werden. Diese
       Diskussion stehe noch aus. Erst dann werde es zu einer Entscheidung kommen.
       
       Die Gewerkschaft Verdi beklagte eine „fehlende Kommunikation“ auf Seiten
       der Linkspartei gegenüber den Arbeitnehmervertretungen für die rund 100
       Mitarbeiter. In der Mitteilung hieß es zudem: „Auch wenn es in der
       Belegschaft schon früher den Wunsch gab, die Strukturen des ND zu verändern
       und eine Genossenschaft teils als Chance angesehen wird, die redaktionelle
       Unabhängigkeit der Zeitung zu stärken: Die Genossenschaft darf nicht die
       ‚Billiglösung‘ sein.“ Die neu zu gründende Unternehmensstruktur müsse sich
       selbst tragen können, und der Weg dahin müsse solidarisch, sozial und
       kooperativ ablaufen.
       
       Chefredakteur Wolfang Hübner schrieb einen Kommentar über die Vorgänge. „Am
       Montagabend hatte ND-Geschäftsführer Matthias Schindler die Belegschaft
       darüber informiert, dass laut einem Gesellschafterbeschluss die ND-GmbH
       (mit vollem Titel Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH), von der die
       Zeitung herausgegeben wird, zum Ende dieses Jahres aufgelöst werden soll.
       Vorher soll eine Genossenschaft gegründet werden, die die Zeitung
       übernehmen soll.“
       
       Über die Reaktion in der Redaktion schrieb der Chefredakteur: „Seit der
       Mitteilung vom Montag laufen bei den Kolleginnen und Kollegen in Redaktion
       und Verlag des ND die Diskussionen, denn natürlich stellen sich viele
       Fragen, es gibt Informationsbedarf, Befürchtungen, Erwartungen.“
       
       Hübner schloss den Artikel so: „Über den Beschluss, eine nd-Genossenschaft
       zu gründen, wird in den nächsten Wochen weiter intensiv diskutiert. Wir
       werden über den Fortgang dieser Debatten zur Zukunft des ND informieren.“
       
       28 Feb 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Sozialistische-Tageszeitung-nd/!5559836
   DIR [2] /Eilantrag-fuer-linke-Zeitung/!5511155
   DIR [3] /Neues-Deutschland-Auflage-broeckelt/!5504099
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Neues Deutschland
   DIR Genossenschaft
   DIR Schließung
   DIR Schwerpunkt Zeitungskrise
   DIR Schwerpunkt Neues Deutschland
   DIR Zucker
   DIR Schwerpunkt Neues Deutschland
   DIR Schwerpunkt Zeitungskrise
   DIR Schwerpunkt Neues Deutschland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Journalist und Politiker: Jürgen Reents ist tot
       
       Der einstige Mann des „Arbeiterkampf“, der Grünen, der PDS und des „Neuen
       Deutschland“: ein linksalternatives Leben ist zu Ende gegangen.
       
   DIR Haribo-Werk im Osten vor Aus: Goldbär in der Krise
       
       Der Weltmarktführer für Fruchtgummi hat sich verzettelt. Das Werk in
       Wilkau-Haßlau muss dran glauben. Eine bekannte West-Ost-Geschichte.
       
   DIR „Neues Deutschland“ mit neuer Optik: Das „nd“ einer Ära
       
       Die Tageszeitung „Neues Deutschland“ trennt sich vom voll ausgeschriebenen
       Namen. Sie heißt ab sofort nur noch „nd“. Auch die Optik ist neu.
       
   DIR Sozialistische Tageszeitung „nd“: Armes Deutschland
       
       Die Tageszeitung „neues deutschland“ steht seit Jahren immer wieder vor der
       Pleite. Jetzt könnte es tatsächlich bald zu Ende gehen.
       
   DIR Linkes Debatten-Magazin: Hoffen auf ein helles Wunder
       
       Das kriselnde „Neue Deutschland“ startet online ein Portal für junge Linke.
       „Supernova“ will Betroffene und Aktivisten schreiben lassen.