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       # taz.de -- Trump und die Republikanische Partei: Der Verlierer und seine Fans
       
       > Beim ersten Auftritt nach Ende seiner Amtszeit untermauert Donald Trump
       > seinen Führungsanspruch. Dabei wiederholt er alte Lügen.
       
   IMG Bild: Knüpft da an, wo er aufgehört hat: Donald Trump bei der CPAC am Sonntagabend
       
       New York taz | Bei seinem ersten politischen Auftritt nach seinem Amtsende
       vor sechs Wochen hat Donald Trump am Sonntag seine alten Lügen und Attacken
       wiederholt. In einer 90 Minuten langen Rede behauptete er erneut, dass er
       die Wahlen gewonnen habe, drohte er RepublikanerInnen, die es gewagt haben,
       für seine Amtsenthebung zu stimmen, mit Rache und kokettierte er mit einer
       neuen Präsidentschaftskandidatur in 2024.
       
       Spekulationen, er wolle eine neue Partei gründen, wies er von sich.
       Stattdessen will er die Republikanische Partei hinter dem, was er
       „Trumpismus“ nennt, einigen. Zu dem [1][Sturm seiner AnhängerInnen auf das
       Kapitol] am 6. Januar sagte er nichts.
       
       Für seinen Comebackversuch wählte der Ex-Präsident die Jahreskonferenz der
       weit rechts stehenden Conservative Political Action Conference (CPAC). Bei
       der CPAC, unter deren Dach unter anderem SchusswaffenfreundInnen und
       AbtreibungsgegnerInnen zusammenkommen, hatte Trump zuerst 2011 mit einer
       Rede die Stimmung für eine Präsidentschaftskandidatur getestet.
       
       Am Sonntag begann er seine Rede mit der Frage: „Vermisst Ihr mich schon?“
       Anschließend pries er seine angeblichen Erfolge. Wenige Tage nachdem die
       [2][500.000. Person in den USA an dem Coronavirus gestorben] ist, nimmt
       Trump für sich den Verdienst für die gegenwärtige Impfkampagne in den USA
       in Anspruch.
       
       ## Dass ein Verlierer wichtig bleiben will, ist neu
       
       Den ersten Monat seines Amtsnachfolgers Biden bezeichnete Trump als den
       „katastrophalsten“ in der Landesgeschichte. Doch er äußerte sich kaum zu
       dem mit beinahe 2 Billionen ausgestatteten Konjunkturpaket von Biden. Und
       er attackierte RepublikanerInnen, die ihn selbst kritisieren, schärfer als
       DemokratInnen. Unter anderem erwähnte Trump in seiner Rede namentlich alle
       zehn republikanischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus und alle sieben
       republikanischen SenatorInnen, die für sein [3][Impeachment] gestimmt
       haben. „Schmeißt sie alle raus“, forderte er sein Publikum auf.
       
       Heftig kritisierte Trump auch den starken Mann der RepublikanerInnen im
       Senat, Mitch McConnell, der ihm vier Jahre lang den Rücken gestärkt hat.
       Und dem Obersten Gericht wirft Trump vor, dass es nicht gegen den
       „Wahlbetrug“ vorgegangen ist, den er frei erfunden hat.
       
       Der weniger radikale Flügel der Republikanischen Partei, darunter jene, die
       für Trumps Impeachment gestimmt haben, blieb dem CPAC-Treffen in Orlando,
       Florida, fern. Dass ein Wahlverlierer sich hartnäckig als Sieger bezeichnet
       und an der Macht in der Partei festhalten will, ist auch für die
       RepublikanerInnen neu. Gewöhnlich ziehen sich US-Präsidenten nach ihrem
       Ausscheiden aus dem Amt zunächst aus der Öffentlichkeit zurück. Eine neue
       Kandidatur nach einer Niederlage ist noch nicht dagewesen.
       
       Nach vorausgegangenen Wahlniederlagen republikanischer
       Präsidentschaftskandidaten (darunter McCain 2008 und Romney 2012) hat die
       Partei schnell nach neuen Leuten an der Spitze gesucht. Dieses Mal ist das
       schwieriger: wegen der internen Flügelkämpfe in der Partei und wegen der
       mehr als 74 Millionen Stimmen, die Trump im November bekommen hat.
       
       ## Goldene Trump-Figur auf Rollen
       
       Sollte die Partei an Trump festhalten, „werden wir die Wahlen in 2022
       (Halbzeitwahlen) und 2024 (Präsidentschaftswahlen) verlieren“,
       prognostiziert Senator Bill Cassidy aus Louisiana, der für das Impeachment
       des Präsidenten gestimmt hat.
       
       Am Sonntag ließen die TeilnehmerInnen der CPAC Trump als „Präsident“
       hochleben, bewunderten eine goldene Trump-Figur auf Rollen, trugen große
       Bilder des Ex-Präsidenten auf T-Shirts und skandierten „You Won“ (Du hast
       gewonnen).
       
       Aber eine Umfrage bei der Konferenz ergab, dass selbst in ihrem Kreis nur
       55 Prozent der TeilnehmerInnen eine erneute Präsidentschaftskandidatur von
       Trump unterstützen. Die übrigen 45 Prozent CPAC-TeilnehmerInnen verteilen
       ihre Sympathien auf verschiedene TrumpistInnen der jüngeren Generation –
       darunter den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis und die Gouverneurin von
       South Dakota, Kristi Noem.
       
       Unterdessen versucht der weniger radikale Flügel der Republikanischen
       Partei, das Kapitel Trump komplett hinter sich zu lassen und beim nächsten
       Mal wieder traditionellere Konservative ins Rennen zu schicken.
       
       1 Mar 2021
       
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