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       # taz.de -- Saumagen als Veggie-Variante: Kohl würde sich im Grabe umdrehen
       
       > Es gibt Gerichte, die bleiben immer dort, wo sie herkommen – der Pfälzer
       > Saumagen etwa. Das gilt wohl auch für seine neue, vegane Variante.
       
   IMG Bild: So sieht er aus, der vegane Saumagen, äh, Gemüsetaler
       
       Es gibt Gerichte, die um die Welt gehen. Sushi, Pizza, Burger. Und es gibt
       Gerichte, die bleiben immer da, wo sie herkommen. Der Pfälzer Saumagen zum
       Beispiel. Das ist, wie der Name schon sagt, ein Essen aus der Pfalz, das im
       Magen einer Sau zubereitet wird. Also dem Magen, der einer toten Sau
       entnommen wurde. In diesen Saumagen gehören Schweinefleisch, Brät (oder
       auch Wurstbrät genannt), Kartoffeln, manchmal auch ein paar eingeweichte
       Brötchen. Das alles, in die Saumagenhülle gestopft, wird zweieinhalb
       Stunden lang gegart, danach in Scheiben geschnitten und häufig mit
       Sauerkraut serviert. Es war das Lieblingsessen von [1][Helmut Kohl].
       
       Der frühere Bundeskanzler würde sich wohl im Grabe umdrehen, würde man ihm
       einen veganen Saumagen vorsetzen. Auch wenn manche Kohl gern Birne nannten.
       Doch die Zeiten ändern sich. Aktuell ernähren sich 1,3 Millionen Menschen
       in Deutschland rein pflanzlich, hat das Marktforschungsinstituts Skopos1
       gezählt. Und so gibt es mittlerweile nicht nur vegane Joghurts, Suppen,
       Kuchen. Sondern auch vegane Entenbrust, vegane Teewurst, veganen Lachs.
       
       Und seit Jahresbeginn auch veganen Saumagen. Produziert von einer Firma,
       [2][die sich Vedschi GmbH nennt]. Die sitzt – das kann gar nicht anders
       sein – in Landau in der Pfalz. Vedschi ist ein Ableger der 2012 in eine
       Stiftung überführten Kissel GmbH. Kissel hat früher ausschließlich Pfälzer
       Fleisch-Spezialitäten produziert: Rieslingschinken, Leberknepp,
       Schwartenmagen.
       
       Aber man muss ja mit der Zeit gehen, und vegan ist das neue Fleisch [3][der
       Generation FFF]. Von denen sicher auch welche aus Rheinland-Pfalz kommen.
       
       ## Sie nennen sich Vedschi-Paten
       
       Die Mitarbeiter:innen bei Vedschi nennen sich Vedschi-Paten, und sie
       wollen, „dass ein jeder Vedschi-Genießer die Produkte gut in seine eigene
       Küche integrieren kann“. Daran arbeiten die Vedschis übrigens schon seit
       vier Jahren. Herausgekommen sind vegane Cevapcici, vegane Burger, ein
       veganes Chili, vegane Grillwürste und Hack, eine vegane Sauce bolognese.
       Das heißt auch alles so. Nur der vegane Saumagen heißt Gemüsetaler.
       
       Das ist natürlich ein bisschen dumm, denn vegane Gemüsetaler gibt es schon
       jede Menge und erst recht an jeder Ecke zu kaufen, sogar in den
       Fleischhochburgen der ostdeutschen Provinz. Den veganen Saumagen indes
       sucht man in Geschäften vergebens. Im Veganz-Supermarkt in Berlin
       beispielsweise gehen die Augenbrauen hoch: „Veganer Saumagen, noch nie
       gehört.“
       
       ## „Das ist doch was vom Tier!“
       
       Die Geschäftsführerin im Bioladen sagt: „Veganen Saumagen würde ich nie ins
       Sortiment nehmen.“ In der Vetzgerei in Prenzlauer Berg, dem Berliner
       Hotspot der Pseudogrünen, ist man starr vor Schreck: „Saumagen, das ist
       doch was vom Tier!“ Dazu muss man wissen, dass es in der Vetzgerei riecht
       wie beim Metzger um die Ecke, in dessen Auslage sich die Eisbeine stapeln.
       Aber das ist eine andere Geschichte.
       
       Bleibt nur die Onlinebestellung. In Zeiten von Corona ohnehin die bessere
       Variante, einzukaufen. Allerdings sollte, wer unstillbare Lust auf veganen
       Saumagen hat, sich vielleicht erst mal mit einem veganen Schnitzel trösten.
       Für den Weg aus der Pfalz nach Berlin braucht der Gemüsetaler-Saumagen
       nämlich rund zwei Wochen.
       
       ## Und wie schmeckt der nun?
       
       Dafür ist er umso schneller gemacht: Ab in die Pfanne, 3 bis 4 Minuten
       braten, immer mal wenden, fertig. Farbe: röstbraun, Konsistenz:
       schnittfest. Und wie schmeckt der nun? Nun ja, er besteht unter anderem aus
       Erbenseiweiß, Erbsenmehl, Stärke, Kartoffelprotein, Natriumacetat,
       Alpha-Tocopherol, Eisenoxiden, Dextrose.
       
       Der vegane Saumagen wird vermutlich immer dort bleiben, wo er herkommt: in
       der Pfalz.
       
       4 Mar 2021
       
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