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       # taz.de -- Urteil über Frankreichs Ex-Präsidenten: Sarkozy zu Haft verurteilt
       
       > Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy wird von einer Affäre eingeholt.
       > Die Aussichten auf ein Comeback dürften sich damit erheblich verdüstern.
       
   IMG Bild: Nicolas Sarkozy verlässt den Gerichtssaal – drei Jahre Haft lautet das Urteil
       
       Paris dpa | Frankreichs früherer [1][Präsident Nicolas Sarkozy] ist wegen
       Bestechung und unerlaubter Einflussnahme zu einer Haftstrafe von drei
       Jahren verurteilt worden. Davon werden zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt,
       wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Montag aus dem Pariser
       Justizpalast berichtete. Der 66-Jährige muss voraussichtlich nicht ins
       Gefängnis, weil die Strafe zu Hause unter elektronischer Überwachung
       abgebüßt werden kann.
       
       Die Richter verurteilten auch Sarkozys langjährigen Anwalt Thierry Herzog
       und den Juristen Gilbert Azibert zu Haftstrafen von jeweils drei Jahren,
       ebenfalls mit zwei Jahren auf Bewährung. Die Verhandlungen vor Gericht
       hatten Ende vergangenen Jahres zu großem Aufsehen in Frankreich geführt.
       
       Sarkozy hatte laut Anklage 2014 versucht, über Herzog von dem Juristen
       Azibert Ermittlungsgeheimnisse zu erhalten. Im Kern habe dieses Verhalten
       die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet, argumentierte die Anklage.
       
       Der konservative Sarkozy regierte von 2007 bis 2012 im Élyséepalast. Er
       hatte die Vorwürfe Ende vergangenen Jahres vor Gericht zurückgewiesen. Bei
       zahlreichen Anhängern der bürgerlichen Rechten gilt er bis heute als
       Führungsikone, obwohl er keine Ämter mehr hat.
       
       Die Vorwürfe beruhen auf der Verwendung abgehörter Telefongespräche des
       Politikers mit Anwalt Herzog. Um die Rechtmäßigkeit dieser Abhöraktion
       hatte es einen heftigen Streit gegeben. Das Verfahren gilt als einmalig. Es
       ist aber nicht das erste Mal, dass ein früherer Präsident verurteilt wurde.
       Sarkozys Vorgänger Jacques Chirac erhielt 2011 wegen Veruntreuung und
       Vertrauensbruch in seiner Zeit als Pariser Bürgermeister eine
       Bewährungsstrafe von zwei Jahren.
       
       ## Sarkozy schürte Spekulationen über ein Comeback
       
       Affären um reiche Freunde, maßlose Regierungsmitglieder oder
       Vetternwirtschaft hatten Sarkozys Zeit im Élysée geprägt. Der einstige
       Hoffnungsträger der Rechten hatte seine Karriere als Bürgermeister
       begonnen. Er verlor schließlich 2012 gegen den Sozialisten François
       Hollande. Nach seinem Abtritt wollte er fünf Jahre später noch einmal
       Präsident werden – scheiterte jedoch bereits im parteiinternen
       Ausleseverfahren.
       
       Sarkozy steht vor einem juristischen Hürdenlauf. Wegen Ausgaben für seine
       erfolglose Wiederwahlkampagne wird es Mitte des Monats einen weiteren
       Prozess geben. Die Justiz ermittelt zudem seit Jahren wegen angeblicher
       Zahlungen Libyens für seinen erfolgreichen Präsidentenwahlkampf 2007.
       Sarkozy weist auch hier alle Vorwürfe zurück.
       
       „Sarko“, wie er häufig genannt wird, nährte selbst Spekulationen über
       [2][ein mögliches politsches Comeback]. Im vergangenen Sommer
       veröffentlichte er den Memoirenband „Le Temps des Tempêtes“ („Die Zeit der
       Stürme“), der zu einem Bestseller wurde. Präsidenten werden in Frankreich
       von einer weitreichenden Immunität geschützt.
       
       1 Mar 2021
       
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