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       # taz.de -- Schulöffnungen und Lockdown: Auf oder zu?
       
       > Die dritte Coronawelle kommt über Deutschland, aber für einen Lockdown
       > gibt es keinen Fahrplan. Streitpunkt sind die Inzidenzzahlen.
       
   IMG Bild: Endlich wieder Schule? Diese 5. Klasse aus Baden-Württemberg hat wieder Präsenzunterricht
       
       Kein Wunder, dass zahlreiche Bürger:innen in den vergangenen Tagen ihren
       Osterurlaub auf Mallorca gebucht haben. Während das RKI die
       Mittelmeerinsel von der Liste der Risikogebiete strich, wird die
       Bundesrepublik zunehmend selbst zum Hotspot. Am Dienstag lag der
       Inzidenzwert in rund einem Viertel der Kreise über 100.
       
       Aus der Wissenschaft kommen eindeutige Aufforderungen, keine Lockerungen
       anzugehen. Dirk Brockmann, Epidemiologe beim RKI, sieht das
       Infektionsgeschehen in Deutschland wieder in einem exponentiellen Wachstum.
       „Wir sind genau in der Flanke [1][der dritten Welle]. Da gibt es gar nichts
       mehr zu diskutieren“, sagte er in der ARD.
       
       Der wissenschaftliche Leiter der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung
       für Intensiv- und Notfallmedizin, Christian Karagiannidis, rechnet damit,
       dass angesichts der aktuellen Datenlage die Zahl der Intensivpatienten bald
       wieder steigen werde. Um eine starke dritte Welle zu verhindern, sprach er
       sich für einen sofortigen Lockdown aus. Erst wenn die Altersgruppe über 60
       geimpft sei, würde dies zu einer Entlastung der Intensivstationen führen.
       
       Die Notbremse aber, die eigentlich wieder den Lockdown anordnen soll, wird
       nicht überall eingehalten. „Es gibt gute Gründe dafür, dass wir uns an der
       100 orientieren“, warnte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller
       (SPD) am Dienstag mit Blick auf die Inzidenzzahlen in Brandenburg. Dort
       hatte man beschlossen, dass die Notbremse erst ab einem Wert von 200
       greift.
       
       ## „Präsenzunterricht unverantwortlich“
       
       Auch bundesweit sorgen die Inzidenzwerte für Streit. Vor allem bei den
       Schulen ist die Lage unübersichtlich – nicht nur, weil jedes Bundesland
       einen eigenen Öffnungsplan verfolgt. Teilweise legen die Bundesländer die
       eigenen Notbremse-Regeln unterschiedlich aus. Zum Beispiel Sachsen. So sind
       die Schulen im Vogtlandkreis zu, weil die Inzidenz über fünf Werktage
       hinweg über 100 lag – im Kreis Nordsachsen durften sie bei ähnlichen Zahlen
       offen bleiben. Möglich macht das eine Ausnahme in der
       Coronaschutzverordnung. „Die hohen Inzidenzen sind auf eine Baustelle von
       Porsche zurückzuführen“, sagt ein Ministeriumssprecher der taz.
       
       Dass bundesweit trotz steigender Inzidenzwerte diese Woche weitere
       Schüler:innen in den Präsenzunterricht zurückgekehrt sind, halten viele
       für unverantwortlich. Laut RKI lagen die Infektionsraten bei Kindern
       zuletzt teilweise über dem Bevölkerungsdurchschnitt. SPD-Gesundheitsexperte
       Karl Lauterbach fordert deshalb, die Schulen bis Ostern wieder zuzumachen.
       NRW Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann wiederum hat der Stadt
       [2][Dortmund verboten, die Schulen zu schließen]. Auch die Devise der
       Bildungsminister:innen lautet: Im März sollen wieder alle
       Schüler:innen zur Schule gehen.
       
       Die Folge ist, dass Schulleiter:innen, Landräte oder
       Bürgermeister:innen selbst die Notbremse ziehen und den Unterricht
       herunterfahren wie im Kreis Schwäbisch Hall.
       
       Mitarbeit: Tanja Tricarico
       
       16 Mar 2021
       
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