URI: 
       # taz.de -- Klimastreik in Indien: Mit Schuhen für den Klimaschutz
       
       > Von Delhi bis in die kleinen Dörfer: Jung und Alt wollen in ganz Indien
       > protestieren. Sie alle sind von Umweltzerstörung betroffen.
       
   IMG Bild: Globales Problem, globaler Protest
       
       Mumbai taz | Das erste Mal seit August vergangenen Jahres wird der
       17-jährige Aditya Dubey diesen Freitag wieder auf einen Klimaprotest gehen.
       Grund hat er genug, denn die indische Hauptstadt Delhi wurde nun zum
       dritten Mal in Folge als am meisten verschmutzte Hauptstadt der Welt
       negativ prämiert.
       
       In Delhi werden sich Fridays-for-Future-Befürworter:innen am Nachmittag an
       einem U-Bahnhof im Stadtzentrum treffen und zum Zentralsekretariat laufen,
       in dem sich mehrere wichtige Ministerien befinden. „Auch ich werde mich dem
       Streik anschließen und 24 Stunden lang zur Unterstützung unserer
       Forderungen fasten und damit dem Weg von Mahatma Gandhi folgen“, sagt
       Dubey. Die Veranstaltung läuft unter dem Motto
       [1][#SatyagrahaForClimateJustice].
       
       „Die Idee des Satyagraha (ziviler Widerstand) und des Fastens sind eine Art
       des Kampfes, wie sie unser Vater der Nation im Freiheitskampf gegen die
       Briten vorgeführt hat“, sagt der Zwölftklässer. So wollen sie ihre
       Bereitschaft zum Protest zeigen. Denn das Klima liegt ihnen am Herzen – es
       geht um ihre Zukunft. 
       
       Dubey ist optimistisch. Er hat [2][2019 bereits erfolgreich] gegen [3][den
       verschwenderischen Umgang mit Plastik] von Großkonzernen wie Amazon,
       Walmart-Flipkart oder Coca-Cola Company in Indien geklagt und im vergangen
       Jahr das Vorhaben gestartet, vor dem Obersten Gericht [4][sein Recht auf
       saubere Luft einzufordern]. Daraufhin gründete sich eine Umwelt-Kommission.
       Nun hofft er, wenn Hunderte junge Aktivist:innen im ganzen Land einen
       Tag lang fasten, werde dies das Gewissen der politischen Führung
       aufrütteln.
       
       ## Protest aus kleinen Dörfern
       
       „Jeder kann sich frei entscheiden, ob er online, in kleinen Gruppen oder
       mit einer Botschaft an Schuhe geheftet teilnehmen möchte“, sagt Bhavreen
       Khandhari, die sich seit 2019 für Klimaschutz einsetzt. Beim letzten
       „Schuh-Protest“, einer Freitagsaktion von Umweltaktivist:innen, die sich
       seit der Pandemie immer weiter verbreitet, waren die Polizeibeamten in
       Delhi sehr verwundert, sagt Khandhari. Sie mussten schmunzeln, da sie diese
       Art des Widerstands nicht kannten. Die Protestierenden stellen Schuhe mit
       Botschaften an einen Ort, um nicht als große Versammlung aufzutreten und
       ein Infektionsrisiko einzugehen.
       
       Bhavreen Khandhari sieht sich als Mutter in der Bringschuld. „Wir können
       nicht erwarten, dass wir diesmal volle Busse mit Schulkindern sehen werden,
       die teilnehmen, so wie es vor der Pandemie war“, gibt sie zu bedenken.
       Gerade deshalb aber müssten sich mehr Eltern engagieren, um etwas für die
       Zukunft ihrer Kinder zu tun. „Schon wieder sollen Tausende Bäume für ein
       neues Bauprojekt gefällt werden“, klagt Khandhari. Zudem werde gerade das
       Schwemmland des Yamuna-Flusses zur Mülldeponie umfunktioniert, auf dem der
       Schutt für das neue Parlament abgeladen wird. Das werde die
       Verantwortlichen noch teuer zu stehen kommen, warnt Khandari.
       
       Auch deshalb wird sie mit ihren Töchtern am Freitag mit vor das öffentliche
       Gebäude ziehen. Sie hat sich mit anderen Müttern, sogenannten „Warrior
       Moms“ (auf Deutsch „kämpfende Mütter“) zusammengeschlossen: Die Mütter sind
       wütend über die Umweltpolitik der Regierung.
       
       Doch nicht nur in Delhi, auch ganz oben in Sikkim, in einem kleinen Dorf
       namens Garhmukteshwar in Nordindien, sowie im westindischen Pune bis hin
       zum Süden wie in Goa wird zu kleineren Protesten aufgerufen: Schuhe mit
       Botschaften werden gesammelt, Kurznachrichten zum Klima getwittert. 
       
       Oft sind es die lokalen Themen, für die Jung und Alt sich zum Protest
       entschließen, beispielsweise bei der Abholzung von stadtnahen Wäldern – sei
       es für Bahnstationen, für eine Flughafenerweiterung oder, wie in Goa, dem
       Ausbau der Kohleförderung. Die würde den Anteil von [5][Feinstaubpartikeln
       in der Luft drastisch erhöhen]. In Goa wird deshalb auch schon am
       Donnerstag protestiert.
       
       19 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/hashtag/SatyagrahaForClimateJustice
   DIR [2] https://www.thehindu.com/sci-tech/energy-and-environment/show-cause-notices-for-closure-issued-to-flipkart-patanjali-over-pwm-rules-cpcb-tells-ngt/article32842827.ece
   DIR [3] https://www.cnbctv18.com/india/pollution-control-board-fines-bisleri-coke-and-pepsi-for-non-compliance-of-plastic-disposal-norms-8272921.htm
   DIR [4] https://www.youtube.com/watch?v=kGsjGHOFSn0
   DIR [5] /Umweltschutz-in-Indien/!5640998
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Natalie Mayroth
       
       ## TAGS
       
   DIR Indien
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Klimaproteste
   DIR Indien
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Ukraine
   DIR IG
   DIR IG
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Fridays For Future
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Umstrittene Agrarreform in Indien: Angst reibt Farmer auf
       
       Seit Monaten protestieren indische Bauern gegen Privatisierungsgesetze.
       Mehr als 360 sind bereits gestorben. Ein Blog will ihre Namen ehren.
       
   DIR Konferenz zur Klimaneutralität: Indien geht auf Konfrontationskurs
       
       Die internationale Klimadiplomatie kommt immer wieder zu der Frage zurück,
       vor der sich vor allem die reichen Länder gern drücken: Was ist gerecht?
       
   DIR Globaler Klimastreik in der Ukraine: Klimaschützer, 70 Jahre, unbeirrt
       
       Seit Jahrzehnten engagiert sich der Ukrainer Sergei Kolesnikow, zuerst
       gegen das AKW in seiner Nähe. Heute ist der Klimawandel sein Thema.
       
   DIR Siebter globaler Klimastreik: „Verkehrspolitik ist Riesenthema“
       
       Die Bundesregierung macht ungesehen Dinge, die sehr klimaschädlich sind,
       sagt Klimaaktivistin Maira Kellers. Und die Energiewende sei zu langsam.
       
   DIR Fridays for Future: Mehr Macht als gedacht
       
       Im Superwahljahr 2021 werden die jungen Klima-Aktivist*innen zu einem
       entscheidenden Faktor. Da geht es um Stimmen und weniger um Zahlen bei
       Demos.
       
   DIR Der Quatsch mit dem Fasten: Lieber Demos als Ökokonsum
       
       Vegan leben und ohne Plastik einkaufen, ist gut und schön. Um die Welt zu
       retten, muss man aber die kapitalistische Marktlogik bekämpfen.
       
   DIR Globaler Klimastreik in Berlin: „Was muss noch passieren?“
       
       Zum Klimastreik zieht es Zehntausende vor das Brandenburger Tor. Die
       Erwartungen der OrganisatorInnen werden übertroffen.
       
   DIR FFF demonstriert in 150 Ländern: Trotz Corona und Regen
       
       Mit Aktionen an über 3.000 Orten meldet sich Fridays for Future zurück –
       möglichst coronakonform.