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       # taz.de -- Inhaftierung von Kremlkritiker Nawalny: US-Sanktionen gegen Russland
       
       > Donald Trump verzichtete als US-Präsident nach dem Anschlag auf den
       > Kremlkritiker auf Strafmaßnahmen. Sein Nachfolger Biden schlägt einen
       > anderen Kurs ein.
       
   IMG Bild: Kremlkritiker Alexej Nawalny wurde am 20. Februar ungeachtet internationaler Forderungen verurteilt
       
       Washington dpa | Wegen der umstrittenen Inhaftierung des Kremlkritikers
       Alexej Nawalny verhängen die USA Sanktionen gegen Russland. Das teilten
       Regierungsvertreter am Dienstag in Washington mit. Betroffen sind demnach
       unter anderem mehrere ranghohe Staatsfunktionäre. Die Strafmaßnahmen
       orientieren sich an den Sanktionen, [1][die kurz zuvor von der EU auf den
       Weg gebracht wurden].
       
       Es sind die ersten Sanktionen der Amerikaner in diesem Fall seit dem
       Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Joe Biden. Dessen Amtsvorgänger
       [2][Donald Trump hatte im Fall Nawalny von Strafmaßnahmen gegen Moskau
       abgesehen].
       
       Die US-Sanktionen kamen am Dienstag in einer koordinierten Aktion mit der
       EU. Moskau reagierte kritisch und erklärte, das Vorgehen des Westens werde
       wirkungslos bleiben.
       
       Wegen des Giftanschlags auf Nawalny am 20. August 2020 hatte die EU bereits
       im vergangenen Jahr Einreise- und Vermögenssperren gegen mutmaßliche
       Verantwortliche aus dem Umfeld von Präsident Wladimir Putin verhängt.
       Russland revanchierte sich dann mit Einreisesperren gegen leitende Beamte,
       gab die Namen aber nicht bekannt.
       
       ## Enge Abstimmung mit den Europäern
       
       Am Dienstagnachmittag kündigte die EU dann kurz vor den USA weitere
       Strafmaßnahmen gegen ranghohe russische Staatsfunktionäre an. Betroffen
       sind der russische Generalstaatsanwalt Igor Krasnow und der Chef des
       zentralen Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin. Zudem richten sich die
       Sanktionen gegen den Chef des Strafvollzugsdienstes, Alexander
       Kalaschnikow, sowie den Befehlshaber der Nationalgarde, Viktor Solotow.
       
       Vertreter der US-Regierung nannten am Dienstag zunächst keine Namen der
       Betroffenen ihrer Sanktionen. Sie betonten aber, die Strafmaßnahmen
       spiegelten im Wesentlichen [3][jene der Europäer] wider. Man werde auch das
       weitere Vorgehen eng mit den europäischen Verbündeten abstimmen. Es gehe
       darum, Russland für den Anschlag auf Nawalny und für dessen Inhaftierung
       zur Rechenschaft zu ziehen. Die Regierungsvertreter betonten, die
       Biden-Administration schlage einen generell anderen Kurs gegenüber Moskau
       ein.
       
       Ein russisches Gericht hatte ungeachtet internationaler Forderungen nach
       einer Freilassung Nawalnys am 20. Februar dessen Verurteilung zu mehreren
       Jahren Straflager bestätigt. Nach Berechnungen seiner Anwälte könnte er in
       rund zweieinhalb Jahren im Sommer 2023 freikommen. Die russische Justiz
       wirft Nawalny einen Verstoß gegen Bewährungsauflagen in einem früheren
       Strafverfahren vor, während er sich in Deutschland von dem Giftanschlag
       erholte. [4][Das Urteil steht im Westen als politisch motiviert in der
       Kritik].
       
       Der 44-Jährige soll inzwischen in die Strafkolonie von Pokrow rund 100
       Kilometer östlich von Moskau im Gebiet Wladimir verlegt worden sein. Eine
       offizielle Bestätigung dazu gab es allerdings noch nicht.
       
       Die russische Regierung tat die Sanktionen der EU und der USA am Dienstag
       als wirkungslos ab. Es sei an der Zeit, darüber nachzudenken, ob diese
       Politik effektiv sei, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur
       Interfax zufolge in Moskau. „Die Antwort ist offensichtlich: Diese Politik
       erreicht ihre Ziele nicht.“ Russland betont immer wieder, sich von
       Strafmaßnahmen der EU und USA im Zuge zahlreicher Konflikte nicht
       beeindrucken zu lassen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow kündigte
       Gegensanktionen an.
       
       2 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
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