# taz.de -- Gegenregierung in Myanmar: Aufruf zur Revolution
> In Myanmar ist aus den Massenprotesten gegen den Putsch ein Generalstreik
> geworden. Jetzt ruft das Untergrundparlament auf facebook zum Widerstand.
IMG Bild: Der Drei-Finger-Gruß ist das Zeichen des Widerstands gegen den Militärputsch in Myanmar
Trotz der schnell steigenden Zahlen getöteter Demonstrant:innen –
mittlerweile sind es rund 100 – und mehr als 2.100 Festnahmen lässt der
Widerstand gegen die Machtübernahme der Militärs in [1][Myanmar] nicht
nach. Sichtbarster Ausdruck des inzwischen sechswöchigen Widerstands ist
für das Ausland immer noch der fortgesetzte landesweite Massenprotest. Er
wird täglich einschließlich seiner Opfer in den sozialen Medien
dokumentiert. Mutig gehen Tag für Tag Zehntausende Menschen in
[2][Myanmar] auf die Straße und setzen sich dabei der Gefahr aus, von
Polizei und Militär erschossen oder erschlagen zu werden.
Der Protest wird befeuert und ergänzt durch eine Bewegung zum
[3][Generalstreik] (CDM), die seit Wochen erhebliche Teile der Wirtschaft
lahmlegt. Dies sorgt dafür, dass die illegitime Militärjunta weiterhin
keine wirksame Kontrolle über das Land und seine renitente Bevölkerung hat.
Kaum ein Zug, Lkw oder Flugzeug kann sich noch bewegen, die meisten Banken
arbeiten schon seit Wochen nicht mehr, in Ministerien und Amtsstuben geht
nichts voran und viele Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen sind
geschlossen.
Und jetzt hat sich am Wochenende erstmals die dritte Säule des Widerstands
gemeldet, mit nichts Geringerem als einem Aufruf zur Revolution. Mit dem
untergetauchten Mahn Win Khaing Than meldete sich der Vizechef des
Untergrundparlaments CRPH mit seiner Gegenregierung über Facebook zu Wort.
Sein Aufruf zum Widerstand macht der Politik des Militärregimes die
Herrschaft über das Land streitig.
Das ist ein Symbol nicht nur von psychologischer, sondern auch von
diplomatisch praktischer Bedeutung. Bisher wurde die Junta noch nicht von
anderen Regierungen diplomatisch anerkannt. Diese zögern angesichts des
breiten Widerstands der Bevölkerung und wegen der menschenverachtenden
Tötungspolitik der Militärs. Dem steht jetzt mit dem CRPH ein Gremium
gegenüber, das aus Abgeordneten beider Kammern des Parlaments besteht, die
bei den letzten Wahlen demokratisch gewählt wurden. Sie wurden direkt vor
ihrer geplanten Vereidigung durch den Coup entmachtet. Doch sie beugen sich
nicht. Vielmehr fordern sie als eine Art alternative Volksvertretung und
Gegenregierung aus dem Untergrund das Putschmilitär heraus. Und dies unter
Androhung drakonischer Strafen bis zum Tod. Damit bieten sie den
Regierungen der Welt und internationalen Organisationen eine Möglichkeit,
klar ihre Missbilligung des Putsches auszudrücken.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat das übrigens schon am 26.
Februar getan. In einem Brief an den CRPH drückte er dem
Untergrundparlament seine Solidarität aus. Bitte mehr davon!
14 Mar 2021
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## AUTOREN
DIR Sven Hansen
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