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       # taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Vogtland hebt Impfreihenfolge auf
       
       > In dem Landkreis soll sich bald impfen lassen können, wer will. Italien
       > plant, Sputnik-V-Impfstoff herzustellen. Peter Tschentscher fürchtet
       > einen dritten Lockdown.
       
   IMG Bild: Impfzentrum in Treuen: hier könnten bald viele Einwohner des Vogtlands ab 18 Jahren geimpft werden
       
       ## Vogtland will Impfreihenfolge aussetzen
       
       Angesichts hoher Infektionszahlen sollen sich in Kürze im Vogtland alle
       Einwohner ab 18 Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen können. Das
       kündigte Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am Dienstag in
       Dresden nach einer Kabinettssitzung an.
       
       Die Sieben-Tage-Inzidenz lag in dem Landkreis am Dienstag nach Angaben des
       Robert Koch-Instituts bei 251,3. Köpping bat aber darum, dass nun nicht
       alle gleich losstürmen. Man brauche noch ein paar Tage Zeit, um die
       Maßnahme umzusetzen.
       
       ## Italien baut Produktionsstätte für Sputnik V
       
       In Italien ist noch vor der EU-Zulassung des russischen Impfstoffs Sputnik
       V der Bau der ersten europäischen Produktionsstätte des Vakzins geplant.
       Der russische Staatsfonds RDIF und der Schweizer Pharmakonzern Adienne
       würden die Fabrik errichten, teilte die italienisch-russische Handelskammer
       mit. Die italienischen Aufsichtsbehörden müssten dem Vorhaben noch
       zustimmen.
       
       Wissenschaftler:innen bescheinigen dem Impfstoff Sputnik V eine
       Wirksamkeit von fast 92 Prozent. Damit ist die Effektivität vergleichbar
       mit bereits in der EU zugelassenen Vakzinen wie der vom Mainzer Unternehmen
       Biontech.
       
       Nach Angaben der Handelskammer ist geplant, im Juni die Produktion zu
       starten und bis Jahresende zehn Millionen Impfeinheiten herzustellen.
       Handelskammer-Chef Vincenzo Trani nannte das Abkommen historisch und Beleg
       dafür, dass italienische Unternehmen über politischen Differenzen stehen
       würden.
       
       Das Zulassungsverfahren für Sputnik V bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA
       läuft noch. Italien ist das vierte EU-Land, das diesen Prozess nicht
       abwarten will. In Ungarn, der Slowakei und Tschechien ist Sputnik V bereits
       zugelassen oder es laufen nationale Zulassungsverfahren.
       
       ## Tschentscher warnt vor weiterem Lockdown
       
       Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat vor der Gefahr eines
       erneuten Lockdowns in der [1][Coronakrise] gewarnt. „Ich sehe durchaus die
       Gefahr eines erneuten Lockdown, deswegen habe ich ja für größere
       Zurückhaltung bei den Öffnungen plädiert“, sagte Tschentscher dem
       Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag).
       
       „Wir sind bereits in einer dritten Welle, die von den neuen Virusvarianten
       bestimmt wird“, so der SPD-Politiker. „Es kommt jetzt darauf an, dass sie
       nicht zu heftig wird und wir die Zeit überbrücken, bis die Impfungen
       ausreichend vorangeschritten sind.“
       
       Der [2][Erwartungsdruck für schnelle Lockerungen] sei groß gewesen, sagte
       Tschentscher. Er halte schnelle große Öffnungsschritte für riskant. „Unser
       Konzept enthält dafür jetzt eine sogenannte Notbremsenregelung, wenn die
       Infektionszahlen in einem Bundesland oder einer Region zu hoch werden.“
       Klar sei: „Wir sind immer noch in einer kritischen Pandemielage:“
       
       „Es gibt Länder, die von einem Totallockdown mit Ausgangssperren in große
       Öffnungen wechseln und dann wieder zurückgehen in den Lockdown. Das ist für
       den Gesundheitsschutz und für die Wirtschaft kein gutes Konzept“, sagte der
       SPD-Politiker. Deutschland könne sich bei einer zunehmenden Impfquote in
       den vulnerablen Bevölkerungsgruppen durchaus höhere Inzidenzen erlauben.
       „Aber noch ist es nicht so weit.“ (dpa)
       
       ## Rund 4.000 Neuinfektionen in Deutschland
       
       Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem [3][Robert Koch-Institut
       (RKI)] binnen eines Tages 4.252 Neuinfektionen mit dem Coronavirus
       gemeldet. Zudem wurden innerhalb von 24 Stunden 255 weitere Todesfälle
       verzeichnet. Das geht aus Zahlen des RKI vom Dienstag hervor. Vor genau
       einer Woche hatte das RKI binnen eines Tages 3.943 Neuinfektionen und 358
       neue Todesfälle verzeichnet.
       
       Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000
       Einwohner:innen (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Dienstagmorgen
       bundesweit bei 67,5 – und damit etwas niedriger als am Vortag (68,0). Vor
       vier Wochen, am 9. Februar, hatte die Inzidenz noch bei 72,8 gelegen. Die
       Zahl der neuen Ansteckungen in Deutschland war im Januar und Februar über
       Wochen deutlich zurückgegangen. Zuletzt stagnierte sie allerdings, was auch
       an der Verbreitung ansteckenderer Varianten liegen könnte.
       
       Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.509.445 nachgewiesene Infektionen
       mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich
       höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden. Die Gesamtzahl der
       Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit
       Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 72.189.
       
       Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Montagabend
       bei 1,03 (Vortag 1,06). Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 103
       weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen
       vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das
       Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.
       (dpa)
       
       ## Stiko-Vorsitzender kritisiert Impfreihenfolge
       
       Das Vorgehen der Bundesländer bei den Corona-Impfungen sorgt für
       Diskussionen. Nach Angaben des Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission,
       Thomas Mertens, setzen sich die Länder eigenmächtig über die Impfverordnung
       des Bundes hinweg. Der Ulmer Virologe sagte der Deutschen Presse-Agentur:
       „De facto wird in den Ländern schon lange gegen die Priorisierung
       verstoßen.“
       
       Es seien schon jetzt viele geimpft worden, die nach wissenschaftlichen
       Kriterien der Priorisierung noch nicht an der Reihe wären – etwa
       Erzieher:innen, Lehrkräfte oder Polizist:innen. Ein Lockern der
       Priorisierung dürfe nicht dazu führen, dass die Schwächsten und
       Gefährdetsten für schwere Covid-19-Verläufe benachteiligt würden.
       
       Ab April sollen die niedergelassenen Ärzt:innen in Deutschland
       flächendeckend mit Corona-Impfungen beginnen sollen. Darauf einigten sich
       die Fachminister von Bund und Ländern am Montag in der
       Gesundheitsministerkonferenz.
       
       Virologe Mertens erwartet mit der beginnenden Impfung durch Hausärzte eine
       weitere Aufweichung der Impfreihenfolge. Diese würden „eine Priorisierung
       möglicherweise schwieriger machen“. Aber er traue den Hausärzten zu, sich
       möglichst bei ihren Patienten an die Empfehlungen der Ständigen
       Impfkommission (Stiko) zu halten.
       
       Zur zum Teil lautstarken Kritik am schleppenden Fortgang bei den
       Corona-Impfungen sagte Mertens, er könne beide Seiten verstehen. Die Länder
       müssten den Mangel an Impfstoff verwalten, zugleich möchten viele Menschen,
       die laut Priorisierung noch nicht an der Reihe sind, geimpft werden. „Die
       Priorisierung war und ist nicht das eigentliche Problem, sondern der Mangel
       an Impfstoff“, sagte Mertens. Auch die fehlenden Möglichkeiten zur
       Umsetzung der Impfreihenfolge seien ein Problem. (dpa)
       
       ## Digitaler Corona-Impfausweis in China
       
       China hat einen digitalen Corona-Impfausweis für Reisende eingeführt. Das
       seit Montag über den chinesischen Onlinedienst WeChat verfügbare Zertifikat
       zeigt Impfungen und Testergebnisse der Nutzer:innen an. Das Programm
       solle bei der „weltweiten wirtschaftlichen Erholung“ helfen und zudem
       „grenzüberschreitendes Reisen erleichtern“, sagte ein Sprecher des
       Außenministeriums in Peking.
       
       Über einen QR-Code können damit auch andere Staaten die Daten der Nutzer
       bei deren Einreise auslesen, wie die staatliche chinesische
       Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Bislang gilt das Dokument, das auch
       in Papierform erhältlich ist, aber nur für Chines:innen. Zudem ist es noch
       nicht verpflichtend.
       
       Mit dem Zertifikat will die chinesische Regierung als erstes Land der Welt
       einen Impfausweis für Reisen vorlegen. Auch in der EU wird über die
       Einführung eines einheitlichen Passes für Geimpfte diskutiert. (afp)
       
       9 Mar 2021
       
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