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       # taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Architektur der Vielen
       
       > Monilola Olayemi Ilupejus Schau „Hands Full of Air“ in der Galerie im
       > Turm ist ein feinstofflicher Kommentar auf die Ambivalanz kollektiver
       > Für/Sorge.
       
   IMG Bild: Monilola Olayemi Ilupeju: “Hands Full of Air“, Installationsansicht, Galerie im Turm, 2021
       
       Bei einer ihrer jüngsten Performances in Berlin hatte Monilola Olayemi
       Ilupeju nicht die „Hands Full of Air“ wie im Titel dieser Ausstellung,
       sondern „hands full of dust“. Den Staub von siebzehn Jahren hatte sie von
       den kreatürlich verschränkten Körpern der Styroporpuppen zusammengeklaubt,
       die in einer Kunstinstallation im Technikmuseum eigentlich die historische
       Beteiligung Preußens am transatlantischen Sklavenhandel versinnbildlichen
       sollten, stattdessen aber die Schwarzen Menschen zur körperlichen Ware
       entfremdeten.
       
       Die nigerianisch-amerikanische Künstlerin [1][Ilupeju], selbst eine
       Schwarze Person, nahm in dieser Performance die Rolle einer
       Reinigungskraft ein. Jene Rolle, die meistens Frauen, insbesondere
       diejenigen mit Migrationshintergrund, unten in unserer gesellschaftlichen
       Hierarchie ansiedelt.
       
       Doch Ilupeju trat in hygienischer Schutzmontur vielmehr als medizinisches
       Personal an, als mediale Schicksalsfigur in der COVID-Krise. Mit präzisen
       Handgriffen knäulte sie die Mikroüberbleibsel von 17 Jahren Hochkultur im
       Museum zu nichts als einer Handvoll Staub zusammen. Aneignung,
       Dekonstruktion, Subversion – toll!
       
       Auch in der jetzigen von Jorinde Splettstößer kuratierten Ausstellung,
       „[2][Hands Full of Air]“ in der Galerie im Turm, die in ihren letzten zwei
       Wochen zum Glück doch noch fürs Publikum öffnen kann, spielt die junge
       Künstlerin (Jahrgang 1996) die Ambivalenz von Care-Arbeit aus, ein
       gesellschaftliches System zu tragen und es gleichsam unterwandern zu
       können. Erneut bewegt sie sich an der Grenze von Material und
       Nichtmaterial.
       
       ## Kollektive Stoffe
       
       Textilarbeiten von 31 Künstler:innen verarbeitete sie in der Galerie zu
       einer ganz leichten, aber dennoch stabilen Architektur. Es ist ein
       therapeutischer Raum, aus dessen Winkeln die Gedanken der anderen
       Künstler:innen treten, um dann wieder von Videoprojektionen, Texten und
       Malereien Ilupejus überblendet zu werden.
       
       Sie blickt darin auf ihren Körper und lässt gleichzeitig die
       tränensackbehängten Augen eines weißen Mannes auf ihn richten. Sie schreibt
       von Lüsten, von Perversion und von Gewalt. Sie oszilliert zwischen den
       Identitäten. Die Architektur der Vielen ist Schutz und Zuweisung, wenn auch
       nur sehr feinstofflich.
       
       23 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://monilola.com/
   DIR [2] http://galerie-im-turm.net/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sophie Jung
       
       ## TAGS
       
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