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       # taz.de -- #MeToo an der Berliner Volksbühne: Drei Männer, eine Debatte
       
       > Intendant Dörr zog schnell die Konsequenz aus den Vorwürfen. Aber auch
       > sein Nachfolger und der Kultursenator profitieren von einer leisen
       > Aufklärung.
       
   IMG Bild: Ein anderer Blick auf die Berliner Volksbühne: Es gibt noch einiges aufzuklären
       
       Berlin taz | Schneller als erwartet fiel der letzte Vorhang für Klaus Dörr
       an der Volksbühne. Am vergangenen Samstag hatte die taz berichtet, dass
       eine Gruppe von zehn Frauen – ehemalige und aktuelle Mitarbeiter*innen
       des Theaters – dem Intendanten Machtmissbrauch und sexualisierte
       Grenzüberschreitungen vorwirft, darunter intime körperliche Nähe und
       Berührungen sowie unangemessene SMS.
       
       Am [1][Montag trat Dörr zurück]. Seine Erklärung liest sich wie ein
       Eingeständnis: „Für die gegen mich erhobenen Vorwürfe übernehme ich die
       komplette Verantwortung. Ich bedaure zutiefst, wenn ich
       Mitarbeiter:innen mit meinem Verhalten, mit Worten oder Blicken
       verletzt habe.“
       
       Laut einer ersten Prüfung der Kulturverwaltung erlauben die Vorwürfe zwar
       keine arbeitsrechtlichen Schritte; sie werden aber offenbar als relevant
       eingeschätzt. Für Dörrs schnellen Rückzug gibt es indes noch mehr Gründe.
       Im Sommer hätte es an der Volksbühne ohnehin einen lang geplanten Wechsel
       bei der Intendanz gegeben: René Pollesch wird das Haus leiten und will
       endlich wieder an die großen Zeiten anknüpfen, die das Theater unter
       Langzeitchef Frank Castorf erlebt hatte. Dafür ist es hilfreich, wenn die
       Vorwürfe zumindest teilweise aufgearbeitet sind.
       
       Noch ein dritter Mann hat ein großes Interesse, dass diese #MeToo-Debatte
       nicht eskaliert: Kultursenator Klaus Lederer. Bereits vor seiner
       Vereidigung im Dezember 2016 hatte er den damaligen Intendanten Chris
       Dercon scharf angegangen und auf dessen Abgang, der dann im April 2018
       erfolgte, hingearbeitet. Klaus Dörr war Lederers Wahl, die Volksbühne seine
       Herzensangelegenheit. Und im Herbst will Lederer ins Rote Rathaus
       einziehen, er ist Spitzenkandidat der Linken für die Abgeordnetenhauswahl.
       Aus der Causa Volksbühne hätte schnell eine Causa Lederer werden können.
       
       ## Widersprüche stehen weiter im Raum
       
       Gebannt ist diese Gefahr noch nicht. Der Kultursenator hat zwar bei einer
       ähnlichen Situation in der Gedenkstätte Hohenschönhausen gezeigt, dass er
       auch gegen politische Widerstände bereit ist, personelle Konsequenzen
       durchzusetzen. Aber weiterhin steht laut taz-Recherchen im Raum, dass
       Lederer konkrete Warnungen wegen Dörr erhalten hatte. Der Senator
       bestreitet dies. Zahlreiche weitere Fragen warten noch auf Antworten. Wenn
       die fast genauso schnell kommen wie der Rücktritt Dörrs, wäre das für viele
       sehr hilfreich.
       
       20 Mar 2021
       
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   DIR Bert Schulz
       
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