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       # taz.de -- Protest gegen AfD in Berlin: Ausgrenzen wirkt
       
       > Die AfD rückt nach rechts, der – angeblich aufgelöste – Flügel
       > demonstriert seine Macht. Doch der zivilgesellschaftliche Druck zeigt
       > Wirkung.
       
   IMG Bild: Der Protest gegen die AfD vor ihrem Parteitag war nicht zu übersehen
       
       Die Berliner AfD bleibt eine tief gespaltene Partei – aller
       Aufbruchsrhetorik des neuen Landesvorstands zum Trotz. Das sagen nicht nur
       kritische Journalist:innen, sondern nicht zuletzt die AfD-Mitglieder
       selbst. In vielen Redebeiträgen des [1][Parteitags vom vergangenen
       Wochenende] haben sie die tiefe Spaltung in zwei Lager beklagt. Und
       Besserung ist nicht in Sicht, wie der hauchdünne Wahlausgang um die
       Landesvorsitzende und das reflexartige Nachtreten der Unterlegenen
       beweisen.
       
       Die überraschende Wahl Kristin Brinkers zur Landeschefin mit tatkräftiger
       Unterstützung des extrem rechten Flügels ist eine Niederlage für das
       vorgeblich um Mäßigung bemühte Lager um Fraktionschef [2][Georg Pazderski]
       und Bundesvize [3][Beatrix von Storch]. Der „Berliner Kurs“ von Pazderski
       sollte Regierungsfähigkeit vorgaukeln; mit der Wahl Brinkers dürfte er
       endgültig vorbei sein.
       
       Denn ihr Wahlversprechen ist, ausdrücklich Radikale einzubeziehen. Nur
       deswegen unterstützte der angeblich aufgelöste Flügel die innerhalb der AfD
       als liberal geltende Brinker, die seit 2016 als finanzpolitische Sprecherin
       im Abgeordnetenhaus sitzt.
       
       Entsprechend ist die Präsenz des Flügels im neuen Vorstand nicht zu
       übersehen: Die rechtsextreme Strömung ist mit Personen wie Jeannette
       Auricht und Gunnar Lindemann vertreten, die in der Vergangenheit in Sachen
       Flüchtlingshetze der NPD in nichts nachstanden. Dass zudem führende Kader
       der radikalen Nachwuchsorganisation Junge Alternative, wie Vadim Derksen
       und Alexander Bertram, vertreten sind, dürfte auch den Verfassungsschutz
       interessieren.
       
       ## Das Hauen und Stechen geht weiter
       
       Gleichzeitig ist das Hauen und Stechen nicht vorbei: Auch das
       Pazderski-Lager konnte im Vorstand Leute platzieren – etwa den alten und
       neuen Schatzmeister Frank-Christian Hansel. Und der Machtkampf um die
       Listenplätze für die Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl steht noch bevor.
       
       Natürlich ist es für Außenstehende erfreulich, wenn sich die rassistischen
       Meckerrentner, wirtschaftsliberalen Sozialdarwinisten und
       ethnopluralistischen Nachwuchskader der AfD untereinander fetzen und diese
       mit sich selbst beschäftigt ist. Dennoch haben selbst die [4][für die AfD
       enttäuschenden Landtagswahlergebnisse] aus Baden-Württemberg und
       Rheinland-Pfalz gezeigt: Egal, wie daneben sich die Partei in Parlamenten
       benimmt, sie hat mittlerweile eine Stammwählerschaft.
       
       Es ist besorgniserregend, dass die AfD trotz himmelschreiender Inkompetenz
       und extrem rechter Ausrichtung gewählt wird. In Berlin steht sie bei [5][9
       bis 12 Prozent] – trotz Spaltung, Mitgliederschwund und fehlenden
       Parteitagen.
       
       Die neue Landeschefin Brinker hat versprochen, in kurzer Zeit mehrere
       Mitgliederparteitage zu organisieren. Dazu dürften nicht nur 250 von den
       Bezirken gewählte Delegierte kommen, sondern theoretisch alle rund 1.300
       Mitglieder der AfD in Berlin. Wie Brinker trotz Corona und der zu
       erwartenden Gegenproteste entsprechende Räume finden will, bleibt
       schleierhaft.
       
       Umso wichtiger ist es, den zivilgesellschaftlichen Druck auf die AfD
       aufrechtzuerhalten: Die offenen Lagerkämpfe sowie die lange Zeit ohne
       Parteitag haben an der Partei genagt. Das zeigt, dass Ausgrenzung eine
       erfolgreiche Strategie gegen die AfD ist. Nicht zuletzt deswegen
       mobilisiert das Berliner Bündnis [6][Kein Raum der AfD] diesen Samstag
       gleich zum nächsten AfD-Parteitag – allerdings zunächst für den der AfD
       Brandenburg in Frankfurt (Oder).
       
       20 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neue-Parteichefin-der-AfD-Berlin/!5757819
   DIR [2] /Georg-Pazderski/!t5342252
   DIR [3] /Beatrix-von-Storch/!t5023463
   DIR [4] /AfD-bei-den-Landtagswahlen/!5757928
   DIR [5] https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/berlin.htm
   DIR [6] https://twitter.com/noafdberlin/status/1372152956167000066
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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