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       # taz.de -- Bedeutung der Istanbul-Konvention: Gefahr für Leib und Leben
       
       > Der Ausstieg aus der Istanbul-Konvention ist verheerend für die Frauen in
       > der Türkei. Doch auch hierzulande wird sie nur mangelhaft umgesetzt.
       
   IMG Bild: Der Austritt aus der Istanbul-Konvention hat in der Türkei am Wochenende zu vielen Protesten geführt
       
       Der türkische Präsident ließ es in der Nacht zu Samstag per Dekret
       verkünden: Sein Land steigt aus der Istanbul-Konvention aus, dem
       verbindlichen Übereinkommen des Europarats gegen Gewalt gegen Frauen.
       Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth sprach von einem „Schlag ins
       Gesicht“ aller Frauen in der Türkei – und selten war der Ausdruck so
       bedrückend angemessen wie in diesem Fall.
       
       Dass die Türkei aus der Konvention aussteigt, ist verheerend für die
       [1][Frauen- und Menschenrechtslage vor Ort]. Zum einen zeigt es, wie
       grundlegend die systematische Unterdrückung von Frauen für autoritäre
       Regime ist – auch in Polen wackelt die Konvention. Zum anderen bedeutet es
       eine konkret steigende Gefahr für die Gesundheit und das Leben von Frauen.
       
       Die Konvention hatte die Möglichkeit geschaffen, sich juristisch gegen
       [2][häusliche und sexualisierte Gewalt] zu wehren, auf den Aufbau eines
       umfassenden Hilfssystems gesetzt, gesellschaftlichen Wandel angestrebt. Nun
       befürchten Frauenrechtsorganisationen eine weitere Zunahme der ohnehin
       steigenden Zahl von [3][Femiziden] in der Türkei.
       
       Fast zeitgleich zu deren Austritt ist in Deutschland der Bericht eines
       großen zivilgesellschaftlichen Bündnisses zum Stand der Umsetzung der
       Konvention hierzulande erschienen. Anders als es die Bundesregierung selbst
       darstellt, zeigt der Bericht: Auch hierzulande gibt es gravierende Lücken
       beim Gewaltschutz von Frauen. Insbesondere für migrantische Frauen oder
       LSBTI sei der rechtlich garantierte Schutz in der Praxis „mangelhaft“,
       heißt es im Bericht.
       
       Nun ist es wichtig, dass Deutschland den Austritt der Türkei auf
       diplomatischer Ebene kritisiert. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, er sei
       „ein falsches Signal“: Weder kulturelle noch religiöse Traditionen könnten
       als Deckmantel dienen, Gewalt gegen Frauen zu ignorieren. Um bei dieser
       Kritik glaubwürdig zu sein und Frauen hier wie dort zu schützen, muss die
       Bundesregierung zugleich eingestehen, selbst zu wenig für den Schutz von
       Frauen zu tun – und die Konvention endlich umsetzen.
       
       21 Mar 2021
       
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   DIR Patricia Hecht
       
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