# taz.de -- Prozess um Glyphosat in den USA: Bayer akzeptiert Schuld
> Das Pestizid des Chemiekonzerns hat Krebs verursacht. Ein entsprechendes
> Gerichtsurteil will Bayer nun doch nicht mehr anfechten.
IMG Bild: Muss nicht weiter vor Gericht klagen: Platzwart Wayne Johnson in San Francisco 2018
Berlin taz | Nach jahrelangem Rechtsstreit hat der Chemiekonzern Bayer das
erste US-Gerichtsurteil akzeptiert, wonach das weltweit meistverkaufte
Pestizid [1][Glyphosat] Krebs verursacht hat.
Das Leverkusener Unternehmen teilte der taz nun mit, es werde nach einer
Niederlage vor einem Berufungsgericht in Kalifornien im Fall des ehemaligen
Platzwarts Dewayne Johnson gegen Bayers Tochterfirma Monsanto „keine
Überprüfung“ beim Obersten Gerichtshof der USA beantragen.
Damit wird der Schuldspruch gegen den Konzern rechtskräftig und Bayer hat
Johnson nach eigenen Angaben bereits seine 20,5 Millionen Dollar
Schadenersatz gezahlt. Johnsons Anwalt Brent Wisner sagte, Bayer habe
erkannt, „dass der Supreme Court das Urteil nie kippen würde“.
Der Rückzug des Konzerns könnte dessen Glaubwürdigkeit weiter erschüttern,
der immer behauptet hat, Glyphosat sei bei ordnungsgemäßer Anwendung
sicher.
## Inhaltlich erkennt Bayer das Urteil weiter nicht an
Das Unternehmen stellte regelmäßig die Kompetenz des Geschworenengerichts
in San Francisco infrage, das nach Anhörung mehrerer Wissenschaftler
Monsanto in erster Instanz bereits 2018 schuldig gesprochen hatte. Noch vor
einem Jahr hatte Bayer-Chef Werner Baumann gesagt, der Konzern werde das
Berufungsverfahren „notfalls durch [2][alle Instanzen] betreiben“.
Auch deutsche Bauern setzen Glyphosat regelmäßig auf ihren Feldern ein. Die
EU prüft gerade, ob sie die Zulassung des umstrittenen Mittels verlängert
oder auslaufen lässt.
Das kalifornische Berufungsgericht bestätigte ebenfalls, dass Monsanto
erhebliche Schuld an Johnsons Krebserkrankung trage, weil die Firma nicht
vor der Gefahr gewarnt habe. Es senkte allerdings den Schadenersatz von 289
Millionen zunächst auf 78,6 Millionen und dann auf 20,5 Millionen Dollar.
Ein wichtiges Beweismittel war ein Gutachten der zur
Weltgesundheitsorganisation WHO gehörenden Internationale Agentur für
Krebsforschung (IARC) von 2015. Es besagt, dass Glyphosat „wahrscheinlich
krebserregend bei Menschen“ sei. Die IARC beruft sich dabei unter anderem
auf Tierversuche, bei denen mit Glyphosat gefütterte Ratten und Mäusen
Tumoren entwickelten.
Trotz aller siegesgewissen Pro-Glyphosat-Statements des Konzerns bot er
schließlich Zehntausenden Klägern einen Vergleich an, der rund 10
Milliarden Dollar kosten soll. Auch diese Menschen führen ihre
Krebserkrankungen auf Monsantos Unkrautvernichter RoundUp zurück, der den
Wirkstoff Glyphosat enthält.
Für weitere 2 Milliarden Dollar will Bayer noch nicht eingereichte Klagen
beilegen. Allerdings steht noch die Zustimmung des zuständigen US-Richters
zu diesem Vertragswerk aus.
Offiziell ist Bayer jedoch immer noch der Meinung, „dass das Urteil im Fall
Johnson nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse und das Gesetz gestützt
wird“. Das Unternehmen habe hier nur aus „strategischen Erwägungen“
aufgegeben: Der Fall des Klägers Edwin Hardeman sei „besser für die
Überprüfung durch den US Supreme Court geeignet“.
Denn anders als im Fall Johnson werde das zuständige Bundesberufungsgericht
aller Voraussicht nach seine Begründung „etwa zum Vorrang von Bundesrecht
und der Zulässigkeit von Sachverständigenbeweisen“ veröffentlichen. Dabei
geht es vor allem um die Frage, ob Bayer überhaupt verpflichtet war, vor
einer Krebsgefahr zu warnen.
23 Mar 2021
## LINKS
DIR [1] /Schwerpunkt-Glyphosat/!t5008469
DIR [2] https://media.bayer.de/baynews/baynews.nsf/id/BM7CHR-Aus-den-Ausfuehrungen-von-Werner-Baumann?Open&parent=Reden&ccm=040
## AUTOREN
DIR Jost Maurin
## TAGS
DIR Schwerpunkt Glyphosat
DIR Schwerpunkt Bayer AG
DIR Schwerpunkt Monsanto
DIR Schwerpunkt Pestizide
DIR Landwirtschaft
DIR krebserregend
DIR Schwerpunkt Bayer AG
DIR Schwerpunkt Glyphosat
DIR Schwerpunkt Bayer AG
DIR Schwerpunkt Glyphosat
DIR Schwerpunkt Glyphosat
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Glyphosat-Klage: Bayer muss wieder vor Gericht
Für Bayer war der Fall geklärt, nun rollt ihn ein Gericht wieder auf. Das
Unternehmen hatte versäumt, auf Krebsrisiken in seinen Produkten
hinzuweisen.
DIR Berufungsverfahren wegen Krebsrisiken: Bayer verliert Glyphosat-Prozess
Der Chemiekonzern unterliegt auch im zweiten US-Berufungsverfahren wegen
Krebsrisiken des Pestizids Glyphosat. Das Gericht hält Bayer für schuldig.
DIR Deutscher Chemiekonzern Bayer AG: Rekordverlust wegen Monsanto
Der Chemiekonzern Bayer meldet für 2020 einen Fehlbetrag von 10,5
Milliarden Euro. Schuld ist vor allem das Pestizid Glyphosat seiner
US-Tochterfirma.
DIR Vergleich im Rechtsstreit über Glyphosat: Die Zweifel der Bayer AG
Ist sich der Konzern sicher, dass das Pestizid nicht krebserregend ist?
Wohl nicht. Sonst würde Bayer kaum 11 Milliarden Dollar an die Kläger
zahlen.
DIR Glyphosat-Prozesse gegen die Bayer AG: Einigung mit vielen Krebsklägern
Der Vergleich wird wohl 10 Milliarden Dollar kosten. Bayers Monsanto-Kauf
wäre dann unrentabel – und die Debatte um Krebsrisiken geht weiter.