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       # taz.de -- Regierungserklärung der Kanzlerin: Merkel setzt Betrieben Frist
       
       > In ihrer Regierungserklärung nimmt die Bundeskanzlerin Länder und
       > Kommunen in die Pflicht. Und macht eine Ansage in Richtung Wirtschaft.
       
   IMG Bild: Will nicht nur das Negative sehen: Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag im Bundestag
       
       Berlin taz | Am Mittwoch hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel die
       Verantwortung für eine [1][Fehlentscheidung der
       Ministerpräsidentenkonferenz] – die inzwischen wieder abgeblasene Osterruhe
       – übernommen. Am Donnerstag setzte sie in ihrer Regierungserklärung im
       Bundestag einen deutlich anderen Akzent: Sie appellierte an die Zuversicht
       der Bürger:innen, mahnte Verbesserungen beim [2][gesamten
       Corona-Krisenmanagement] an – und nahm Länder und Kommunen dabei deutlich
       in die Pflicht.
       
       Angesichts der schwierigen Situation fragten sich viele: „War alles
       umsonst? Geht das immer so weiter?“ Das sei nicht der Fall, so die
       Kanzlerin. Die Mutation des Virus sei nicht vorhersehbar gewesen und habe
       einen großen Rückschlag gebracht. Doch die Situation sei heute ganz anders
       als vor einem Jahr. Man habe Erfolge erzielt und das Licht am Ende des
       Tunnels sei sichtbar. „Man kann auch nichts erreichen, wenn man immer nur
       das Negative sieht“, sagte die Kanzlerin.
       
       „Was können wir jetzt tun?“, fragte Merkel und betonte die Möglichkeiten
       der Regionalisierung, die sie mit dem Ministerpräsidenten Anfang März
       beschlossen habe. Das Saarland und Schleswig-Holstein würden sie bereits
       nutzen. „Wir sind ein förderaler Staat“, so die Kanzlerin. „Es ist keinem
       Oberbürgermeister und keinem Landrat verwehrt, das zu tun, was in Tübingen
       und Rostock getan wird“ – das könnten alle machen. Beide Städte setzen
       intensiv Coronaschnelltests ein, um mehr öffentliches Leben zu ermöglichen.
       
       Auch sei, so Merkel weiter, von sämtlichen Ländern gesagt worden, dass für
       Schulen und Kitas für März und April ausreichend Tests bestellt seien. Für
       40.000 Schulen und Tausende Kitas könne der Bund aber nicht die
       Testinfrastruktur vorhalten. „Dafür haben wir eine föderale Struktur.“
       
       ## Linke spricht von „Trümmerhaufen“
       
       Die Nachricht ist klar: Ganz alleine will die Kanzlerin die Verantwortung
       für die „gravierenden Schwachstellen im Funktionieren unseres Gemeinwesens“
       dann doch nicht übernehmen. Eine Ansage machte sie in Richtung Wirtschaft.
       Wenn Anfang April nicht „an die 90 Prozent“ der Betriebe der freiwilligen
       Selbstverpflichtung nachkämen und Mitarbeiter:innen testeten, dann
       werde die Bundesregierung dies über die Arbeitsschutzverordnung regeln. Das
       Kabinett werde darüber am 13. April entscheiden.
       
       FDP-Fraktionschef Christian Lindner forderte einen Neustart in der
       Pandemiebekämpfung. Statt „Showdown-Situationen, nächtlichen Sitzungen und
       spontanen Entscheidungen“ solle die Kanzlerin vor den Treffen mit den
       Ministerpräsident:innen eine Regierungserklärung abgeben und eine
       parlamentarische Debatte ermöglichen. Ähnlich äußerte sich die grüne
       Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Es sei „ein Riesenfehler“ gewesen,
       ohne Schutzvorkehrungen vor 14 Tagen Öffnungsschritte zu unternehmen. „Wenn
       wir aus Fehlern lernen wollen, müssen die nächsten Schritte öffentlich
       beraten werden.“
       
       Amira Mohamed Ali, die Fraktionschefin der Linken, nannte das
       Coronamanagement der Regierung einen „Trümmerhaufen“. „Wenn Ihre
       Bundesregierung bei der Impfstoffbeschaffung und Teststrategie nicht so
       kläglich versagt hätte, dann hätte diese dritte Welle entscheidend
       abgemildert, wenn nicht sogar vermieden werden können“, sagte sie.
       
       Diese hatte am Mittwochabend bereits die Forderung von Linken, FDP und AfD
       abgelehnt, die Vertrauensfrage zu stellen. Das werde sie nicht tun, sagte
       Merkel in der ARD. „Ich habe die Unterstützung der gesamten Bundesregierung
       und insofern auch des Parlaments.“ Merkel verteidigte auch die
       Ministerpräsidentenkonferenzen gegen die Kritik der Opposition. Diese seien
       wichtig, weil das Infektionsschutzgesetz regele, dass die Länder für die
       Coronamaßnahmen zuständig seien.
       
       25 Mar 2021
       
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