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       # taz.de -- Superwahljahr und einige Superdebakel: Die Kompetenz von Rasensprengern
       
       > Die CDU blamiert sich, die Windsors schockieren und Jogi Löw macht gleich
       > ganz Schluss. Was außer Wahlen noch so passiert ist.
       
   IMG Bild: Linie der Bundesbildungsministerin: „Ich hab nix zu sagen und kann das auch gut begründen“
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?
       
       Friedrich Küppersbusch: Früher waren die Deutschen obrigkeitsgläubig.
       
       Und was wird in dieser besser? 
       
       Heute wählen sie gern die, die eh schon dran sind.
       
       Seit mehreren Tagen melden die Gesundheitsämter steigende Coronazahlen in
       Deutschland. Die Infektionszahlen steigen laut RKI-Chef Wieler vor allem
       bei Kindern und Jugendlichen. Sollten Kitas und Schulen also besser wieder
       schließen? 
       
       Die Linie der Bundesbildungsministerin dazu: „Ich hab nix zu sagen und kann
       das auch gut begründen.“ So bleibt unklar, ob Föderalismus bis zur
       kleinsten Dorfschule prima ist und jeweils örtlich angemessene Lösungen
       findet. Oder Chaos als Konzept verkauft wird. Die Debatte ist national, die
       Kritik auch – vielleicht sollte auch die Kompetenz zum Bund.
       
       Viele Monate wurde der russische Impfstoff Sputnik V heftig kritisiert. Nun
       lobt ihn der Chef der ständigen Impfkommission in Deutschland, die
       Europäische Arzneimittelagentur (EMA) prüft das Vakzin. Aber: Ist es so
       clever, mit Russland Geschäfte zu machen? 
       
       Wenn die EMA das Zeug freigibt, wird es uns gehen wie den DDR-Bürgern, die
       die sowjetischen Impfstoffe überlebt haben. Blieben moralische Fragen:
       Werden wir abhängig? Nein, es sind viele Vakzine im Markt. Füttern wir ein
       Unrechtsregime: Ja. Zum Glück gibt’s noch keinen Impfstoff aus
       Saudi-Arabien.
       
       Am Sonntag ist das Superwahljahr mit den Landtagswahlen in Rheinland Pfalz
       und BW fulminant gestartet. Auf welche Wahl freuen Sie sich 2021 am
       meisten? 
       
       Ein Wahljahr sind mehrere Wahlen, ein Superwahljahr ist, wenn eine
       Bundestagswahl hinzukommt. Diesmal und erstmals seit 1949 eines ohne
       „TitelverteidigerIn“. Da gehen uns die Superlative aus.
       
       Ob Masken oder Aserbaidschan: In der Union werden immer mehr
       Korruptionsfälle bekannt. Alles Einzelfälle? 
       
       Die „Ehrenerklärung“ – seit Barschel hat so was in der Union sicher einen
       guten Klang – ringt einem schon Respekt ab. Als nächstes beteuern 240
       Unionsabgeordnete schriftlich, dass sie regelmäßig atmen. Die
       Aserbaidschan-Connection über den CSU-Veteranen Lintner war seit Jahren
       aktenkundig, MdB Strenz hatte wegen Korruptionsverdachts seit 2018
       Hausverbot beim Europarat. Die jetzt blamierten Käuflinge mögen untergehen,
       doch grundsätzlich beträgt die Spanne zwischen Affäre und Comeback einen
       Amthor = 12 Monate. Wie verhielten sich Strenz, Nüßlein, Hauptmann, Löbl in
       der Debatte über ein „Lobbyregister“? Dies würde ein „exekutiver
       Fußabdruck“ aufhellen, und mindestens den verhindert bisher die Union.
       Ehrenwort.
       
       Nach dem Aufsehen erregenden Interview von Herzogin Meghan und Prinz Harry
       mit Oprah Winfrey, in dem sie dem britischen Königshaus Rassismus
       vorwerfen, äußert sich nun Prinz William. Auf Nachfrage eines Reporters
       sagte er: „Wir sind klar keine rassistische Familie.“ Also Ende gut, alles
       gut? 
       
       Der Satz ist ungefähr genauso schlau wie der bei woken Wächtern gern
       genommene „Alle Weißen sind Rassisten“. Weisheiten, die mit „alle sind …“
       beginnen, sind alle keine. Und zielen, zweitens, auf die Personen, nicht
       die Themen. Der Kampf gegen Diskriminierung und Hassrede ist unbedingt zu
       unterstützen. Manche bedienen sich dabei gern der Diskriminierung und der
       Hassrede. Womit vor allem das Prinzip Diskriminierung und Hassrede ins
       Recht gesetzt wird. Das britische Königshaus hat seine koloniale Geschichte
       – vermutlich nur zu toppen, wenn Oprah mal ergebnisoffen mit den
       Hohenzollern über Völkermord parliert. Wir alten weißen Männer sind da eher
       bei Sartre – „Du bist, was du tust“. Und weniger bei Twitter – „Du bist
       Arschloch“. Also – was tun die Windsors?
       
       Joachim Löw hat bei einer Pressekonferenz des DFB seinen Rücktritt als
       Bundestrainer nach der Fußball-EM angekündigt. Jetzt beginnt das große
       Rätselraten, um seinen Nachfolger. Auf wen setzen Sie? 
       
       Ralf Rangnick. Mit vier Vereinen fünfmal aufgestiegen, Pokalsieg,
       mitverantwortlich für den Aufstieg von Leipzig, schmerzfrei gegenüber der
       Redbullisierung dort. So empfahl es auch Bastian Schweinsteiger, um als
       zweite Prio Lothar Matthäus zu nennen. Das darf man lesen als „Wenn sie
       Rangnick nicht nehmen, wäre ein Rasensprenger auch eine Alternative“. Hansi
       Flick werden die Bayern nicht rausrücken, so haben sie dunnemals auch
       Ottmar Hitzfeld die Chance versaut. Fritz Eckenga empfiehlt, und ich hatte
       das schomma dem BVB geraten: Welt-, Europa- und überhaupt Meistertrainerin
       Silvia Neid. Vermutlich überqualifiziert.
       
       Fragen: cas, eaz
       
       14 Mar 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friedrich Küppersbusch
       
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