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       # taz.de -- Ausfall bei Antidiskriminierungsstelle: Kein Anschluss unter dieser Nummer
       
       > Mitten in der Pandemie hat die Antidiskriminierungsstelle ihre
       > telefonische Beratung eingestellt. Zugleich steigt die Zahl der
       > Hilfesuchenden.
       
   IMG Bild: Bei der Antidiskriminierungsstelle geht niemand mehr ans Telefon
       
       BERLIN taz | Immer mehr Menschen suchen Hilfe, weil sie diskriminiert
       werden – doch mitten in der Pandemie fällt eine wichtige Anlaufstelle für
       Betroffene teilweise weg. Die [1][Antidiskriminierungsstelle des Bundes]
       bietet derzeit keine telefonische Beratung bei Diskriminierungserfahrungen
       mehr an. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche
       Frage der Abgeordneten Katja Suding (FDP) hervor, die der taz vorliegt.
       Betroffene können sich zwar weiterhin schriftlich an die Stelle wenden,
       müssen jedoch mit verlängerten Bearbeitungszeiten für ihr Anliegen rechnen.
       
       Grund sei, dass es deutlich mehr Beratungsanfragen gebe als zuvor, so die
       Bundesregierung. Demnach hat sich die Anzahl der Anfragen von Januar bis
       Anfang Dezember 2020 im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt.
       
       Das dürfte vor allem mit der Corona-Krise zusammenhängen: Bis Ende November
       2020 habe die Antidiskriminierungsstelle etwa 1.500 Beratungsanfragen zu
       Benachteiligungen im Kontext der Pandemie erhalten, berichtet die
       Einrichtung auf ihrer Website. Zahlen für das Gesamtjahr 2020 und
       Informationen zu den Diskriminierungsgründen sollen im Jahresbericht der
       Stelle Mitte Mai vorgestellt werden.
       
       Die Fälle reichten von „von unverhohlenem rassistischem Verhalten bis hin
       zu körperlichen Übergriffen“. Zu Beginn der Pandemie sei es häufig zu
       [2][antiasiatischem Rassismus] gekommen, derzeit meldeten sich besonders
       oft Personen, die aufgrund einer Behinderung keine Schutzmaske tragen
       können.
       
       ## Leitungen bleiben vorerst stillgelegt
       
       Angesichts des sehr hohen Beratungsaufkommens habe man im Herbst 2020
       entscheiden müssen, die telefonische Beratung einzustellen, um zumindest
       auf schriftlichem Wege weiterhin eine seriöse Beratung gewährleisten zu
       können, bestätigt Sebastian Bickerich, Sprecher der
       Antidiskriminierungsstelle. Dabei sei man bemüht, die Anliegen weiterhin
       innerhalb von zehn bis 15 Arbeitstagen zu bearbeiten. In einigen Fällen
       könne es derzeit aber auch länger dauern.
       
       Für Katja Suding, stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, ist diese
       Situation inakzeptabel: „Dass mitten in der Krise eine Beratungsstelle des
       Bundes wegen Überlastung telefonisch nicht mehr erreichbar ist, macht mich
       fassungslos.“
       
       Bereits im April vergangenen Jahres habe sich gezeigt, dass der
       Beratungsbedarf steigt, dennoch fehle es bis heute an Personal.
       „Hilfesuchende müssen in ihrer Not wieder jemanden in der
       Antidiskriminierungsstelle des Bundes erreichen, die Zahl der Beraterinnen
       und Berater muss daher sofort erhöht werden“, fordert Suding.
       
       Tatsächlich wurden laut der Antidiskriminierungsstelle die Ressourcen im
       Haushaltsjahr 2021 um drei Stellen und 600.000 Euro aufgestockt. Darüber
       hinaus sei man derzeit gemeinsam mit der Bundesregierung und dem
       Familienministerium dabei, die Voraussetzungen für eine neue Servicestelle
       zur Antidiskriminierungsberatung zu schaffen. Diese solle dann unter
       anderem die telefonische Erstberatung übernehmen. Ziel sei es, auch bei
       gestiegener Beratungslage eine gleichbleibende Beratungsqualität bieten zu
       können.
       
       Bis die Antidiskriminierungsstelle ihre Telefonleitungen wieder öffnet,
       könnte es allerdings noch einige Monate dauern, möglicherweise startet die
       Hotline erst im Juni wieder.
       
       Die telefonische Beratung schon vor Einrichtung der Servicestelle wieder
       anlaufen zu lassen, sei nicht sinnvoll, sagt Bickerich, die
       Berater*innen seien derzeit völlig überlastet. Für Betroffene von
       Diskriminierung, die bei der Antidiskriminierungsstelle unbürokratisch und
       schnell Hilfe suchen, heißt es also weiterhin vor allem: warten.
       
       12 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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