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       # taz.de -- Bandenkriminalität in Nigeria: Verzweifelter Kampf
       
       > Jährlich werden tausende Menschen von Banditen ermordet und noch mehr
       > entführt. Jetzt sollen es Selbstverteidigungsmilizen richten.
       
   IMG Bild: Eine Frau aus Zamfara ist auf dem Weg zu ihrer Tochter, die nach der Entführung freigelassen wurde
       
       Cotonou taz | Im Bundesstaat Kaduna haben Banditen erneut eine Schule
       angegriffen und [1][Schüler*innen verschleppt]. Der Angriff auf das
       Federal College of Forestry Mechanisation, das im Norden der Stadt Kaduna
       liegt, ereignete sich am frühen Freitagmorgen. Wie viele Personen vermisst
       werden, ist noch unklar. Die Behörden haben den Vorfall, der sich in
       unmittelbarer Nähe der Nigerian Defence Academy, einer
       Ausbildungseinrichtung der Armee, ereignete, bestätigt.
       
       Der Überfall ereignet sich keine zwei Tage, nachdem am Mittwoch Nasir
       El-Rufai, Gouverneur des gleichnamigen Bundesstaates, Alarm geschlagen
       hatte. Im vergangenen Jahr sind in Kaduna mindestens 937 Menschen durch
       Angriffe und Überfälle ums Leben gekommen. Neben Ausschreitungen zwischen
       ethnischen Gruppen sind vor allem kriminelle Gangs dafür verantwortlich.
       Darüber hinaus wurden mindestens 1.972 Entführte gezählt. Im ganzen
       Nordwesten, so schätzt die Denkfabrik International Crisis Group (ICG),
       sind zwischen 2011 und 2019 mehr als 8.000 Menschen ermordet worden.
       
       An nachhaltigen [2][Sicherheitskonzepten] fehlt es trotz steigender Gewalt.
       Im Bundesstaat Niger, wo Mitte Februar in Kagara 27 Schüler, drei Lehrer
       und zwölf Angehörige entführt wurden, sollen es nun
       Selbstverteidigungsmilizen richten. Die Landesregierung hat angekündigt,
       diese mit Flinten auszustatten.
       
       Bürgerwehren gibt es seit vielen Jahren überall im Land. Sie sind das
       Resultat von mangelnder Polizei- und Militärpräsenz, aber auch von
       fehlendem Vertrauen in den Staat. Anfangs gründeten sie sich oft, um
       Nachbarschaften vor Diebstahl zu schützen. Banditen in ländlichen Gegenden
       dürften sie jedoch unterlegen sein, nutzen diese doch längst Kalaschnikows.
       Außerdem sind die Gangs vernetzt und haben in großen Waldgebieten
       Rückzugsorte gefunden.
       
       ## Schulen als weiche Ziele
       
       Für die Bundesstaat Niger kündigte die dortige Kommissarin für Bildung
       außerdem an, bis zum Monatsende alle weiterführenden staatlichen Schulen zu
       schließen. Schulen gelten als weiche Ziele, die kaum geschützt sind. Auch
       erhalten Angriffe und Entführungsfälle weltweit hohe Aufmerksamkeit, was
       den Druck auf Regierungen erhöht. Privatschulen müssen für Polizisten
       selbst zahlen.
       
       Zamfara, wo Ende Februar 279 Schülerinnen verschleppt wurden, hofft
       hingegen auf die Stationierung von 6.000 Soldaten. Das hat Gouverneur Bello
       Matawalle im Fernsehen angekündigt. Dort klagt die Bevölkerung seit Jahren
       über Entführungen, Überfälle und Gewalt. Die Internationale Organisation
       für Migration (IOM) spricht von mehr als 112.000 Binnenflüchtlingen.
       
       Wie prekär die Lage ist, hat Präsident Muhammadu Buhari mehrfach zugegeben.
       Am Donnerstag sagte er, die Regierung würde verzweifelt nach Lösungen
       suchen. Ein Dialog mit den Banden zu führen, sei jedoch kein Ansatz. Die
       Regierung würde sich erpressbar machen.
       
       Einzelne Gouverneure wie Mattawale sehen das jedoch anders. Er setzt nicht
       nur auf zusätzliche Sicherheitskräfte, sondern auch auf einen Dialog.
       Anfang Februar nannte er Gespräche zwischen Banditen und dem muslimischen
       Meinungsführer Ahmad Gumi als erfolgreich. Sie hätten dazu beigetragen,
       dass in Zamfara weniger Menschen ermordet wurden. An den Massenentführungen
       hat sich allerdings nichts geändert.
       
       12 Mar 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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