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       # taz.de -- Gewalt und „Querdenker“-Proteste: Coronademos eskalieren
       
       > Am Samstag haben in vielen Städten wieder selbsternannte
       > „QuerdenkerInnen“ protestiert. In Dresden griffen sie die Polizei, in
       > Stuttgart PressevertreterInnen an.
       
   IMG Bild: Beugehaft für „das Volk“? Corona-LeugnerInnen in Stuttgart
       
       Berlin dpa/epd | Ein Jahr nach Beginn der Pandemie haben AnhängerInnen der
       [1][rechtsoffenen Initiative „Querdenken“] bundesweit gegen die geltenden
       Coronaregeln demonstriert. Dabei kam es teils zu heftiger Gewalt durch die
       protestierenden VerschwörungstheorikerInnen, etwa in Dresden und Stuttgart.
       
       Nicht überall waren die Demonstrationen überhaupt erlaubt worden. In
       Dresden hatte das Verwaltungsgericht noch am Freitag ein von der Stadt
       verhängtes Versammlungsverbot für eine „Querdenken“-Demo bestätigt. Von den
       angemeldeten Veranstaltungen gingen „[2][infektionsschutzrechtlich nicht
       mehr vertretbare Gefahren] für Versammlungsteilnehmer, Polizeibeamte und
       Passanten aus“, hieß es zur Begründung.
       
       Trotz des Demonstrationsverbots versammelten sich in Dresden Hunderte
       Menschen zu Protesten gegen die Coronamaßnahmen. Einige DemonstrantInnen
       gingen gewaltsam gegen Polizeibeamte vor. Zwölf PolizistInnen wurden
       verletzt. Im weiteren Verlauf bewegten sich die Protestierenden in Richtung
       eines Impfzentrums. Die Polizei kündigte auf Twitter an, dass Wasserwerfer
       die Einrichtung schützen sollen.
       
       Der Polizeibilanz zufolge wurden bei den Demonstrationen 47 Straftaten
       festgestellt, darunter Widerstand, Beleidigungen und tätliche Angriffe
       gegen Polizisten. Ein Mann sei in Polizeigewahrsam genommen worden. Drei
       weitere seien vorläufig festgenommen worden, darunter der Wortführer einer
       der Ansammlungen. Zudem seien 943 Ordnungswidrigkeitenanzeigen wegen
       Verstößen gegen Coronaregeln eingeleitet worden.
       
       ## 2.500 Menschen demonstrierten in München
       
       Auch bei Demonstrationen in München kam es zu zahlreichen Anzeigen gegen
       TeilnehmerInnen. Wie die Polizei mitteilte, waren darunter mehr als 30
       Ordnungswidrigkeiten wegen Verstößen gegen das Versammlungs- und
       Infektionsschutzgesetz sowie über 20 Straftaten wie der Gebrauch
       unrichtiger Atteste und Widerstand gegen VollstreckungsbeamtInnen. Außerdem
       wurde ein Mann festgenommen, der im Verdacht steht, bei einer früheren
       Veranstaltung einen Journalisten angegriffen zu haben.
       
       500 BeamtInnen waren den Angaben zufolge bei drei Kundgebungen in der
       Landeshauptstadt im Einsatz. Die größte davon wurde von der Polizei in der
       Nähe des bayerischen Landtags aufgelöst, weil „der überwiegende Teil dieser
       Personen (…) die vorgegebenen Auflagen, wie eine Maskentragepflicht und
       ausreichende Abstände zueinander nicht eingehalten“ habe. Statt der
       angemeldeten 500 waren laut Polizei rund 2.500 Menschen zu der
       Protestaktion gekommen.
       
       In Stuttgart wurde nach dem Ende einer Demo von
       VerschwörungstheoretikerInnen ein Fernsehteam des Südwestrundfunk (SWR)
       angegriffen. Wie ein Sprecher der Polizei am Abend sagte, sei das Team mit
       einem Gegenstand beworfen worden. Verletzt worden sei niemand.
       
       Ein Sprecher des SWR bestätigte den Vorfall. Die Polizei habe den Angriff
       gesehen und sei auf den Mann zugegangen, so der Sprecher des SWR. Eine
       Anzeige des Teams sei deshalb nicht erfolgt. Inwiefern sich der
       Demo-Teilnehmer wegen des Angriffs verantworten muss, konnte der
       Polizeisprecher zunächst nicht sagen. Das Fernsehteam sei zudem wiederholt
       verbal angegangen worden.
       
       ## Angriff auch auf andere PressevertreterInnen
       
       Auch andere MedienvertreterInnen, die ihre Zelte zur Berichterstattung über
       die Landtagswahl vor dem Landtag aufgestellt hatten, seien von den
       Teilnehmern der Demo verbal angegriffen und in Sprechchören als
       „Lügenpresse“ bezeichnet worden, berichtete die Polizei.
       
       Zuvor hatten sich in Stuttgart viele hundert Menschen unter dem Motto „Es
       reicht“ versammelt, um gegen die Coronamaßnahmen zu demonstrieren. Aus
       Kreisen im Umfeld der Kundgebung war von bis zu 1.500 TeilnehmerInnen die
       Rede. Ein Polizeisprecher wollte lediglich eine TeilnehmerInnenzahl von
       „weit über den ursprünglich angemeldeten 750 Teilnehmern“ bestätigen.
       
       Nachdem der Veranstalter die Versammlung wegen des schlechten Wetters schon
       gegen 14 Uhr für beendet erklärt habe, hätten sich die Protestierenden in
       verschiedene Aufzüge geteilt und seien durch die Innenstadt gelaufen. Dabei
       kam es auch zu den Angriffen auf PressevertreterInnen.
       
       Auch in Berlin gab es am Samstag Demonstrationen an verschiedenen Orten der
       Stadt. Außerdem waren zwei Auto-Korsos mit mehreren Hundert Fahrzeugen
       angemeldet. Nach Polizeiangaben trafen sich „in der Spitze rund 1.000
       Demonstranten“ vor dem Bundesgesundheitsministerium zu einer Kundgebung der
       Bewegung „Es reicht!“.
       
       Auch in anderen Städten wie Potsdam, Hannover, Düsseldorf und Kiel gab es
       Proteste von VerschwörungstheoretikerInnen.
       
       14 Mar 2021
       
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