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       # taz.de -- Nothilfe für Syrien: Nicht nur aus Nächstenliebe
       
       > Mit gut 1,7 Milliarden Euro ist Deutschland bei der Hilfe für Syrien
       > dabei. Langfristige Lösungen sind für die Menschen allerdings nicht in
       > Sicht.
       
   IMG Bild: Zerstörte Gebäude in Duma, einem östlichen Bezirk von Damaskus
       
       Die Not ist kaum vorstellbar. Millionen Menschen sitzen in den Trümmern
       ihrer früheren Existenz ohne Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, ohne
       medizinische Hilfe, von Schule oder Ausbildung ganz zu schweigen. Vielen
       fehlt sogar [1][Brot und Wasser]. Mit Unterstützung der EU sammeln die
       Vereinten Nationen nun zum fünften Mal [2][Geld für Nothilfe in Syrien] und
       den umliegenden Ländern, wo viele syrische Flüchtlinge leben.
       
       Die UN spricht von 10 Milliarden Dollar, die notwendig wären, doch schon
       bei der letzten Runde kam nur die Hälfte dessen zusammen, was notwendig
       gewesen wäre. Dass es so schwierig ist, Geld für Syrien aufzutreiben, liegt
       nicht nur daran, dass nach zehn Jahren Bürgerkrieg die Aufmerksamkeit der
       Welt längst anderen Tragödien gilt, sondern auch an der heiklen politischen
       Situation, die mit der Hilfe verbunden ist.
       
       In dem größten Teil des Landes, den [3][Baschar al-Assad] mittlerweile
       wieder kontrolliert, wird die Nothilfe über das Regime abgewickelt. Da der
       Westen Assad keine Hilfe beim Wiederaufbau zugesteht, sollen nur
       Lebensmittel und Medikamente verteilt werden. Die akute Not wird damit zwar
       gelindert, aber eine Hilfe zum Aufbau neuer Existenzgrundlagen wird nicht
       geleistet. Die westlichen Gebernationen binden eine politische Lösung an
       den Wiederaufbau.
       
       Assad verweigert sich dem Druck. Lieber lässt er seine Bevölkerung im Elend
       verharren. Auch in den Gebieten, die noch von sogenannten Rebellen
       kontrolliert werden, ist es schwierig. Die Macht liegt entweder in den
       Händen von extremen Islamisten oder der [4][Türkei, die einige Gebiete in
       Nordsyrien besetzt] hält. Will man diese Zustände unterstützen?
       
       Es ist ein schwerwiegendes Dilemma. Dennoch bleibt insbesondere der EU
       derzeit keine Alternative zu den Zahlungen für humanitäre Hilfen. Nicht aus
       Mitmenschlichkeit, oder jedenfalls nur zum Teil, sondern vor allem aus der
       Angst, dass sich sonst wieder vermehrt Verzweifelte auf den Weg nach Westen
       machen. Um das zu verhindern, lässt Deutschland gut 1,7 Milliarden Euro
       springen.
       
       30 Mar 2021
       
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   DIR Jürgen Gottschlich
       
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