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       # taz.de -- Klub-Wechsel in der NBA: Profis suchen Bleiberecht
       
       > In der NBA wird wieder getradet: Die Stars bleiben bei ihren Klubs,
       > Spieler ohne ein derart gutes Standing werden übers Land verschickt.
       
   IMG Bild: Schwer zu greifen: Moritz Wagner (Washington Wizards) im Duell mit Ivica Zubac (LA Clippers)
       
       Dirk Nowitzki hatte Glück. Er stieg in der Hierarchie seiner Mannschaft
       schnell auf. Der Deutsche machte sich unverzichtbar bei den Dallas
       Mavericks. 21 Spielzeiten blieb er bei den Texanern – Rekord in der
       National Basketball Association (NBA). Ihm blieb das Schicksal erspart, wie
       ein Wanderarbeiter von einem Klub zum anderen ziehen zu müssen, dem
       spekulativen Willen der Eigner ausgeliefert, kurzum: menschliche
       Verschubmasse in einem kapitalistischen Spiel zu sein.
       
       Je nach den Fähigkeiten auf dem Parkett bilden sich in der NBA verschiedene
       Klassen heraus: die Unantastbaren um Größen wie [1][Kobe Bryant], Tim
       Duncan oder Reggie Miller konnten bestimmen, wo sie wie lange spielten;
       manchmal blieben sie so lange, dass sie symbiotisch mit dem Klub
       verwuchsen. Der Mittelstand ist zwar weit entfernt davon, die Privilegien
       der Stars zu genießen, aber jene Spieler gehören doch zu den tragenden
       Säulen eines Teams, während die Prekären – und hier ist nur ihr Status
       gemeint und nicht ihr immer noch überdurchschnittliches Einkommen –
       jederzeit damit rechnen müssen, ersetzt zu werden.
       
       Zur Kategorie der Ergänzungsspieler mit wenig Hausmacht gehören auch die
       meisten Deutschen, die in der NBA beschäftigt sind, so zum Beispiel
       [2][Moritz Wagner], Daniel Theis und Isaiah Hartenstein. Sie wurden jetzt
       getradet, wie der Amerikaner sagt. Die Regeln sind einfach: Die Teams
       können zwischen dem Beginn der regulären Saison und bis zum
       „Handelsschluss“ – 15 Uhr (Ostküstenzeit) am siebzehnten Donnerstag der
       Saison – Geschäfte abschließen. Theis, 28, und Wagner, 23, waren Teil eines
       recht komplizierten Tauschgeschäfts mehrerer Teams, das Theis zum Spieler
       der Chicago Bulls und Wagner zum Nachfolger von Theis bei den Boston
       Celtics machte. Hartenstein, 22, wurde von den Denver Nuggets zu den
       Cleveland Cavaliers geschickt.
       
       Wagner begann seine Karriere bei den Los Angeles Lakers, doch weil die
       Besitzer um Jeanie Buss große Ziele hatten, wurde der Rookie Wagner
       zusammen mit dem deutschen Nationalspieler Isaac Bonga zu den Washington
       Wizards geschickt, einem Team, das trotz seines Superstars Bradley Beal in
       dieser Spielzeit wenig reißt. Der Berliner Wagner gehörte heuer etliche
       Male zur Startformation der Wizards, sammelte als Center und Power Forward
       einige Punkte ein, schaffte es aber nicht, einen neuen Vertrag für die
       kommende Saison zu bekommen. Er hätte künftig 3,89 Millionen Dollar
       verdienen können, nachdem er mit einem Dreijahresvertrag über 5,98
       Millionen Dollar in die Liga eingestiegen war. Wagner sagt, so funktioniere
       nun mal das Business in der NBA, und egal, was ihm widerfahre, er lerne
       enorm dabei.
       
       ## Das Salary Cap besteht – eigentlich
       
       Daniel Theis, ausgestattet mit einem recht komfortablen Zweijahresvertrag
       über 10 Millionen Dollar, spielte bei den Boston Celtics bislang eine sehr
       solide Saison, vor allem in der Playoff-Bubble in Florida überzeugte Center
       Theis. Er hatte gedacht, er könne sich mit guten Leistungen ein Bleiberecht
       erspielen, aber weit gefehlt, die Boston Celtics, die im Besitz der
       Investmentgruppe Boston Basketball Partners sind, schickten den 2,04 langen
       Mann aus Salzgitter weg, weil sie Geld sparen wollten, die sogenannte
       Luxussteuer.
       
       Jedes Team darf eine bestimmte Gehaltsobergrenze nicht überschreiten –
       eigentlich. In dieser Spielzeit liegt der Salary Cap in der NBA bei 109,14
       Millionen Dollar. Doch daran hält sich kaum ein Franchise, weswegen ab
       einer Gesamtsumme der Spielergehälter von 132,62 Millionen Dollar
       Luxussteuern anfallen. Boston überschritt diese Marke knapp, liegt aber
       immer noch weit unter der Zahlung, die die mit Stars gespickten Brooklyn
       Nets heuer wohl zu leisten haben: 98 Millionen Dollar.
       
       Es geht also, wie immer, ums liebe Geld. Und wie flexibel man in dieser
       Gesellschaft der Korb- und Renditejäger sein muss, davon kann NBA-Spieler
       Trevor Ariza ein Liedchen singen. In seiner Karriere wurde der seit 2004 in
       der Liga beschäftigte Aufbauspieler 11-mal getradet. Der Handlungsreisende
       war bei 13 NBA-Teams beschäftigt. Man kann Wagner, Theis und Co. nur
       wünschen, dass sie nicht so oft den Arbeitgeber wechseln müssen.
       
       31 Mar 2021
       
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