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       # taz.de -- Blockiertes Demokratiefördergesetz: Nur schöne Worte
       
       > Die Koalition blockiert das Demokratiefördergesetz – das ist fatal. Der
       > Kampf gegen Rechts darf nicht für Profilierungen missbraucht werden.
       
   IMG Bild: Demonstration zum Gedenken an die Opfer von Hanau am 20. Februar 2021 in Berlin
       
       Es sollte ein starkes Signal sein. Im November verkündete die
       Bundesregierung ihr großes Maßnahmenpaket gegen Rechtsextremismus, als
       Reaktion auf den Anschlag von Hanau. 89 Punkte trugen die
       Minister:innen zusammen, einer der zentralen: ein Gesetz zur Förderung
       der wehrhaften Demokratie, um zivilgesellschaftliche Projekte langfristig
       abzusichern – einst als Demokratiefördergesetz firmierend.
       
       Als „Meilenstein“ pries SPD-Vizekanzler Olaf Scholz das Paket; von „großer
       Geschlossenheit“ sprach Innenminister Horst Seehofer. Nun aber, da es ans
       tatsächliche Handeln geht, ist davon nicht mehr viel übrig. Die
       Unionsfraktion meldet beim Demokratiefördergesetz grundsätzliche Bedenken
       an, pocht auf eine Extremismusklausel – [1][und verhindert einen
       Kabinettsbeschluss].
       
       Auch die geplante Streichung des „Rasse“-Begriffs aus dem Grundgesetz
       blockieren die Konservativen. Von Geschlossenheit keine Spur mehr, aus dem
       Meilenstein droht ein Kiesel zu werden. Zumindest für das
       Demokratiefördergesetz dürfte es, angesichts des aufziehenden
       Bundestagswahlkampfs, nun in dieser Legislaturperiode nichts mehr werden.
       Ob die nächste Regierung einen neuen Anlauf dafür nimmt, ist völlig offen.
       
       Dabei hätte das Gesetz schon vor Jahren beschlossen werden müssen. Denn es
       geht hier um eine Grundlage unserer Demokratie: das zivilgesellschaftliche,
       tagtägliche Engagement im Kleinen. Um Initiativen, die in Schulen, Dörfern
       oder mit Aussteigerprojekten die Demokratie hochhalten und die – seien sie
       auch noch so etabliert – bisher alle vier Jahre vor dem Aus stehen und sich
       immer wieder neu als Modellprojekt bewerben müssen. Eine kräftefressende
       Zitterpartie – die sich nun fortsetzt.
       
       Das ist fatal. Denn es bleibt – trotz der Anschläge in Kassel, Halle und
       Hanau – der Eindruck: Es waren nur schöne Worte. Wenn es die Regierung aber
       wirklich ernst meint mit ihrem Kampf gegen den Rechtsterror, darf sie
       gerade hier nicht in parteipolitische Profilierungen verfallen. Nicht, wenn
       es um das Engagement für ein friedliches Zusammenleben geht.
       
       1 Apr 2021
       
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