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       # taz.de -- Landfrauenpräsidentin über Frauenquoten: „Wir können das einfach auch“
       
       > Petra Bentkämper sitzt in der Zukunftskommission Landwirtschaft – neben
       > Bauernpräsident Rukwied. Was unterscheidet beide?
       
   IMG Bild: Die Landfrauenpräsidentin über Insektenschutz: „Ich habe gelernt, die andere Seite zu sehen.“
       
       taz: Frau Bentkämper, Sie fordern eine Frauenquote für den [1][Deutschen
       Bauernverband] – wie kommt das an? 
       
       Petra Bentkämper: Das war ungefähr das erste, womit ich mich aus dem
       Fenster gelehnt habe…
       
       …als Sie vor knapp zwei Jahren Präsidentin des Landfrauenverbandes wurden… 
       
       …und heute höre ich: Meinst Du nicht, dass es jetzt mal gut ist? Aber ich
       muss dran bleiben. Joachim Rukwied, der Bauernpräsident, sagt zwar, dass
       sein Verband jünger und weiblicher werden soll. Aber die meisten Gremien
       sind noch immer Männerclubs, bisher steht bei keinem der Landesverbände
       eine Frau an der Spitze.
       
       Es heißt, es gebe keine qualifizierten Kandidatinnen? 
       
       Das stimmt wirklich nicht. Aber es reicht eben nicht, nur zu sagen, die
       Türen stünden offen. Wer mehr Frauen dabei haben will, muss eingefahrene
       Verbandsrituale ändern, auch Sitzungstermine überdenken, sich zum Beispiel
       erst treffen, wenn die Kinder im Bett sind.
       
       Sie sitzen auch in der [2][von der Regierung berufenen Zukunftskommission
       Landwirtschaft], die Brücken bauen soll zwischen den Bauern und den
       Naturschützern, dem Handel sowie den Verbrauchern. Was sind da Ihre Ideen? 
       
       Vor zwanzig Jahren konnten Sie von 60 Kühen eine Familie ernähren. Das ist
       heute undenkbar. Ich befürchte, dass wir nicht alle kleinen Betriebe werden
       halten können. Aber es muss uns gelingen, Vielfalt in der Landwirtschaft in
       Deutschland zu erhalten. Die Landwirtschaft hat zu lange versucht, sich weg
       zu ducken, die Menschen, die [3][mehr Tierwohl, mehr Umweltschutz] wollen,
       nicht ernst genug genommen. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo wir umdenken
       müssen, damit Landwirtschaft eine Zukunft hat. Da sind sich in der
       Kommission allerdings alle einig.
       
       Was heißt das für den [4][Insektenschutz in der Landwirtschaft]? 
       
       Dass wir derzeit Millimeter für Millimeter miteinander ringen und uns in
       kleinen Arbeitsgruppen dazu austauschen. Da sitzen Landwirte, die sagen:
       Wir wissen nicht mehr weiter, der Klimawandel, der Preisdruck. Da sitzen
       aber auch Menschen, die mit Leib und Seele dafür kämpfen, dass unsere Natur
       wieder intakt kommt. Ich habe gelernt, die andere Seite zu sehen.
       
       Die andere Seite sehen – können Frauen das besser? 
       
       Sie versetzen sich vielleicht eher in die Lage der anderen. Auf den Höfen
       sind es auch oft die Frauen, die neue Ideen entwickeln. Sie sind offener
       für Neues. Und diplomatischer. Die Mischung ist entscheidend, sie verändert
       den Tonfall sofort.
       
       Warum gibt es überhaupt einen Landfrauen- und einen Bauernverband? 
       
       Wir haben eine unterschiedliche Historie und durchaus verschiedene Ziele,
       eine andere Bandbreite an Themen. Einer unserer Schwerpunkte ist zur Zeit,
       die Demokratie im ländlichen Raum zu stärken. Wir haben gerade einen
       Ratgeber dazu veröffentlicht: Wie wehre ich mich gegen rechtsextreme
       Parolen, wie umgehen mit Populismus, wie entwickele ich eine Haltung gegen
       Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit. Das ist keine leichte Kost.
       
       Und es ist auch nicht mit einem Ratgeber getan, oder?. 
       
       Darum arbeiten wir jetzt daran, wie wir bundesweit Frauen in Dörfern
       stärken können, auch Grenzen zu ziehen. Dafür braucht man
       Gesprächstechniken. Wir werden für die Landfrauen Trainings dazu anbieten.
       Ich kann zum Beispiel entscheiden, dass ich die AfD nicht zum
       Kreislandfrauentag einlade, auch wenn deren Abgeordnete demokratisch
       gewählt sind.
       
       Das Bild von Landfrauen, die Rezepte austauschen, leckeren Kuchen backen
       und schöne Hofgärten pflegen, hat mit Ihrer Arbeit nicht mehr viel zu tun? 
       
       Es gab sogar Zeiten, da drehten die Frauen ab, wenn jemand das Kuchenbacken
       nur erwähnt hat. Mittlerweile sagen wir, wir haben diese
       Alltagskompetenzen. Wir können das einfach auch.
       
       Wann werden Sie Präsidentin des Bauernverbandes? 
       
       Das ist nicht mein Weg. Der Verband soll ja auch jünger werden, Herr
       Rukwied und ich sind ein Alter.
       
       17 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR [2] https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/zukunftskommission-landwirtschaft.html
   DIR [3] /Studie-zu-Subventionen-fuer-Viehbranche/!5755760
   DIR [4] /Bundeskabinett-beschliesst-Pestizidregeln/!5746834
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hanna Gersmann
       
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