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       # taz.de -- Schwangerschaftsabbruch: Arzt wegen 219a vor Gericht
       
       > Erneut ist ein Gynäkologe angeklagt: Der Mediziner aus dem Münsterland
       > informiert auf seiner Webseite über Abtreibungen.
       
   IMG Bild: Protest gegen Paragraf 219a zum Frauentag im März 2020 in Berlin
       
       Der nächste Gynäkologe steht vor Gericht: Detlef Merchel aus Nottuln im
       Münsterland ist wegen Paragraf 219a angezeigt. Dieser verbietet es
       Ärzt:innen, auf ihren Webseiten darüber zu informieren, wie sie
       Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Ende Mai findet das Verfahren gegen
       Merchel vor dem Amtsgericht Coesfeld statt.
       
       „Ich informiere seit mehr als 15 Jahren online über
       Schwangerschaftsabbrüche“, sagte Merchel der taz. Nach der [1][Reform des
       Paragrafen] im Februar 2019 habe er auf seiner Webseite zudem konkret
       benannt, dass er auch selbst medikamentöse Abbrüche vornehme.
       
       Die sachlichen Informationen zum Ablauf, zu Beratungsstellen in der
       Umgebung oder zur Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse habe er auf
       der Seite gelassen. „Es kann ja nicht sein, dass das neue Gesetz dazu
       führt, dass ich nicht mehr informieren darf“, sagte er.
       
       ## „Ich will es jetzt wissen“
       
       Während die Staatsanwaltschaft jedoch vor der Reform des Paragrafen zwei
       Verfahren gegen Merchel ohne Gerichtstermin einstellte, ist sie nun
       offenbar der Meinung, dass Merchel gegen den Paragrafen verstößt. „Ich
       könnte die Informationen aus dem Netz nehmen, dann käme ich um das
       Verfahren herum“, sagte Merchel. „Aber das hilft ja niemandem. Ich will es
       jetzt wissen.“
       
       Wie weit er gehen würde, könne er noch nicht sagen. Aber er sei durchaus
       bereit, Geld in die Hand zu nehmen, um die teuren Verfahrenskosten zu
       decken. „Ein bisschen Wirbel ist nicht verkehrt. Vielleicht hat dann auch
       Frau Hänel bessere Chancen.“
       
       Die Allgemeinärztin Kristina Hänel wurde genau wie die Gynäkologin Bettina
       Gaber nach der Neufassung des Paragrafen 219a verurteilt. Beide haben
       [2][Verfassungsbeschwerde eingereicht]. Aus
       Unterstützer:innenkreisen hieß es, auch für Merchel werde es
       Solidaritätsaktionen geben.
       
       8 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Patricia Hecht
       
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