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       # taz.de -- Geschichte der Jeckes: Jeckes-Museum in Israel gerettet
       
       > Deutschland beteiligt sich mit 1 Million Euro an dem Erhalt des Museums
       > für Flüchtlinge vor den Nazis. Es wird in Haifa beheimatet sein.
       
   IMG Bild: Plakate und persönliche Dinge deutscher Juden im Jeckes-Museum im nordisraelischen Tefen
       
       Ein wichtiges Kapitel deutsch-israelischer Geschichte wird aller
       Voraussicht nach langfristig erhalten bleiben. Das Auswärtige Amt in Berlin
       teilte am Mittwoch mit, dass sich Deutschland mit 1 Millionen Euro an der
       zukünftigen Finanzierung des Museums über die deutschen Juden in Israel
       beteiligen wird. Damit ist der Umzug der von der endgültigen Schließung
       bedrohten Institution in neue Räumlichkeiten gesichert.
       
       Das Museum der deutschen Juden im nordisraelischen Tefen musste im
       vergangenen Jahr geschlossen werden, weil sich der bisherige Sponsor
       zurückgezogen hatte. Der Träger, die Vereinigung von Israelis
       mitteleuropäischer Herkunft, die vor allem Altersheime für die heute
       hochbetagten Einwanderer ins damalige Palästina aus den 1930er Jahren
       betreibt, sah sich nicht zu einer Finanzierung in der Lage und suchte in
       Deutschland nach Unterstützung.
       
       Plakate, alte Bücher, Fotografien, persönliche Dinge, ja, ein ganzes, sehr
       kleines Heim, aufgebaut im Innern des Umzugscontainers aus Deutschland –
       das gab es bis vor Kurzem in dem Museum zu sehen. Es sind Erinnerungen an
       die Zeit der Emigration vor den Nationalsozialisten und des Neuanfangs
       unter schwierigsten Bedingungen in einem für die Neuankömmlinge
       unwirtlichen Land. Hinzu kommt ein Archiv mit den schriftlichen
       Hinterlassenschaften einer ganzen Generation. Dies alles drohte in
       unzugänglichen Magazinen zu verschwinden.
       
       Der Verein der Jeckes, wie die Immigranten aus Deutschland in Israel
       genannt werden, zeigte sich über die Hilfe des Auswärtigen Amts hoch
       erfreut. „Wir sind optimistisch und glauben, dass dieser Betrag den Umzug
       des Jeckes-Museums an die Universität Haifa nachhaltig unterstützt“, heißt
       es in einer Erklärung. Schon im Vorjahr hatte das Auswärtige Amt 200.000
       Euro zugesagt. Dennoch stand die Zukunft der Institution zuletzt auf
       tönernen Füßen.
       
       Weitere Partner nötig 
       
       Das Haifa Center for German and European Studies unterstützt einen
       Neubeginn am dortigen Hecht-Museum und der Universität. Der Direktor des
       Haifa Centers, Stefan Ihrig, begrüßte die Berliner Entscheidung gegenüber
       der taz mit „großer Freude“. Man sei nun optimistisch, weitere Partner zu
       finden, um das Museum auf Dauer zu finanzieren. Museum und Archiv seien
       „wunderbare Angebote an die deutsche und israelische Öffentlichkeit und
       Wissenschaft“. Der Austauschdienst DAAD hat bereits die Finanzierung eines
       wissenschaftlichen Mitarbeiters zugesagt.
       
       Nach Angaben des Haifa Centers verschlingen Umzug und Umbaumaßnahmen rund
       1,3 Millionen Euro. Für die jährlichen Betriebskosten in Höhe von rund
       270.000 Euro wird noch Unterstützung benötigt, um ein Fortbestehen der
       Institution auf Dauer zu sichern. Deshalb würden weitere Sponsoren dringend
       gesucht.
       
       Die Spende des Auswärtigen Amts erreicht das Jeckes-Museum in letzter
       Minute. Bereits zum Ende des Monats muss der Auszug aus den bisherigen
       Räumlichkeiten in Tefen erfolgen. Mit einer Wiedereröffnung in Haifa ist
       wegen der notwendigen Umbauarbeiten erst im Jahr 2023 zu rechnen.
       
       Museum und Archiv dokumentieren den Beitrag der etwa 80.000 bis 90.000
       deutschsprachigen Juden, die in den 1930er Jahren vor dem Naziregime nach
       Palästina geflohen waren, für den Aufbau der israelischen Gesellschaft. Die
       Jeckes galten lange als wenig geachtete Einwanderergruppe, auch, weil sie
       die Sprache des Feindes nutzten. Tatsächlich trugen sie ganz wesentlich zur
       Modernisierung Israels bei. Zugleich hielten viele der Jeckes nach dem
       Zweiten Weltkrieg ihre alten Verbindungen mit Deutschland aufrecht. Das
       mache sie, so schreibt das Auswärtige Amt, „zu wichtigen Brückenbauern
       zwischen Israel und Deutschland“.
       
       18 Mar 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klaus Hillenbrand
       
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