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       # taz.de -- Migrationspolitik in den USA: Ein Weg für die Dreamer
       
       > Das US-Repräsentantenhaus hat zwei Gesetze zur Legalisierung papierloser
       > Migrant*innen verabschiedet. Doch der Senat kann die Reform noch
       > stoppen.
       
   IMG Bild: An der Grenze zu den USA in Ciudad Juarez, Mexiko
       
       Berlin taz | Inmitten einer immer angespannteren Debatte über die Situation
       zentralamerikanischer Migrant*innen und Aslysuchender an der
       US-Südgrenze hat das US-Repräsentantenhaus zwei Gesetzentwürfe
       verabschiedet, um schon lang im Land lebenden Migrant*innen einen Weg
       zur Einbürgerung aufzuzeigen.
       
       Fast exakt nach Parteizugehörigkeit stimmte eine Mehrheit von 228 zu 197
       Abgeordneten am Donnerstag zunächst für ein Gesetz, von dem 2,5 Millionen
       papierlose Migrant*innen profitieren könnten, darunter die sogenannten
       „[1][Dreamer]“ – junge Leute, die als kleine Kinder mit ihren Eltern ohne
       gültige Papiere in die USA eingereist sind.
       
       Für sie hatte Präsident Barack Obama 2012 per Dekret den sogenannten DACA
       Act verkündet, der sie vor Abschiebung schützte und eine Arbeits- und
       Studienerlaubnis erteilte. Obamas Nachfolger Donald Trump versuchte, das
       Dekret auszusetzen, wurde dabei jedoch [2][von US-Gerichten gestoppt].
       Jetzt stimmten lediglich neun republikanische Abgeordnete mit den
       Demokrat*innen für das Gesetz.
       
       Der zweite Gesetzentwurf würde rund einer Million Landarbeiter*innen
       und ihren Familien einen legalen Aufenthaltsstatus sichern. Diesen Entwurf
       unterstützten immerhin 30 republikanische Abgeordnete, insbesondere aus
       landwirtschaftlich geprägten Bundesstaaten, in denen die Arbeitskraft der
       Migrant*innen schon lange dringend gebraucht wird.
       
       ## Republikaner*innen auf Anti-Migrationskurs
       
       Unklar ist allerdings, ob die Entwürfe irgendeine Chance haben, auch den
       Senat zu passieren. In der zweiten Kammer ist noch immer die sogenannte
       Filibuster-Regel in Kraft, nach der es eine Mehrheit von mindestens 60 der
       100 Senator*innen benötigt, um Gesetze überhaupt zur Abstimmung zu
       bringen. Republikaner*innen und Demokrat*innen verfügen über je
       50 Sitze.
       
       Und trotz breiter öffentlicher Unterstützung für eine Migrationsreform, die
       insbesondere den Dreamern, aber auch den anderen rund 12 Millionen seit
       vielen Jahren in den USA lebenden Papierlosen einen Weg zu einem legalen
       Status eröffnet, haben die Republikaner*innen unter Trump einen
       harten Anti-Migrationskurs eingeschlagen.
       
       Präsident Joe Biden hatte in seinen ersten Amtstagen [3][eine ganze Reihe
       von Trump-Dekreten zurückgenommen], die Asylsuchenden den Zugang zu den USA
       erschwerten. Unter anderem revidierte er die Abkommen mit Guatemala,
       Honduras und El Salvador, die jene Länder zu „sicheren Drittstaaten“
       erklärten und sie damit verpflichtete, Migrant*innen von sich aus
       zurückzuhalten.
       
       Und er [4][nahm auch die von Trump eingeführte Regelung zurück], nach der
       auch unbegleitete minderjährige Flüchtende aus Zentralamerika außerhalb des
       US-Territoriums, also auf der mexikanischen Seite der Grenze, auf ihr
       Verfahren warten müssen.
       
       Im Ergebnis sind in den letzten Wochen tatsächlich wieder mehr Menschen an
       der US-Südgrenze angekommen, und rund 4.500 unbegleitete Minderjährige
       befinden sich derzeit in US-Gewahrsam. Republikaner*innen
       argumentieren, ihre Warnung im Wahlkampf sei berechtigt gewesen, die
       Demokrat*innen wollten „offene Grenzen“.
       
       ## Angst vor weiteren Migrant*innen
       
       Im Zusammenhang mit den jetzt im Repräsentantenhaus verabschiedeten
       Gesetzen kritisieren Republikaner*innen, diese „Amnestie“ öffne die Türen
       für weitere Tausende von Migrant*innen.
       
       „Warum werden so viele Kinder in die Hände krimineller mexikanischer
       Kartelle gegeben und gezwungen, die 2.000-Meilen-Reise an unsere Grenze zu
       durchleiden?“, fragt rhetorisch der republikanische Abgeordnete Tom
       McClintock aus Kalifornien. „Weil es funktioniert. Dieses Gesetz zeigt,
       dass die Kartelle recht haben. Du wirst ins Land gelassen und musst nur die
       nächste Amnestie abwarten.“
       
       Lindsay Graham, republikanischer Senator aus South Carolina, der in dem
       jahrzehntelangen Ringen stets ein Befürworter von Migrationsreformen war,
       sieht derzeit keinerlei Chancen für die Gesetze, den Senat zu passieren.
       
       19 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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