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       # taz.de -- Unruhen in der Unionsfraktion: Der nächste Rücktritt
       
       > CSU-Bundestagsabgeordneter Tobias Zech legt überraschend sein Mandat
       > nieder. Mit der Maskenaffäre hat der Fall aber nichts zu tun.
       
   IMG Bild: Hat sein Mandat niedergelegt – Tobias Zech (CSU) will keinen Interessenkonflikt
       
       München (dpa) | – Der CSU-Bundestagsabgeordnete Tobias Zech legt wegen
       möglicher „Interessenkollisionen“ sein Mandat und seine Parteiämter nieder.
       Das sagte CSU-Generalsekretär Markus Blume am Donnerstagabend der Deutschen
       Presse-Agentur und bestätigte damit entsprechende Berichte von „Passauer
       Neue Presse“ und „Münchner Merkur“.
       
       Zech begründete den Schritt in einer SMS an Parteifreunde auch so: „Ich tue
       dies zum Schutz meiner Familie und um Schaden von meiner Partei durch
       mögliche pauschale Vorverurteilungen abzuwenden.“ Mit der aktuellen Affäre
       um Corona-Schutzmasken hat der Rücktritt nichts zu tun. Hintergrund sind
       vielmehr Vorwürfe, [1][Mandat und unternehmerische Tätigkeiten] miteinander
       verquickt zu haben.
       
       „Tobias Zech hat sich an den Ethikausschuss der CSU mit der Bitte gewandt,
       mögliche Interessenkollisionen zu prüfen. Diese Prüfung dauert an“, sagte
       Blume. Dass Zech unabhängig vom Ausgang dieser Prüfung unmittelbare
       Konsequenzen ziehe, sei folgerichtig, um Schaden von der CSU abzuwenden.
       Dies sei „der einzig richtige Schritt“. CSU-Landesgruppenchef Alexander
       Dobrindt sagte der dpa: „Ich nehme seine nachvollziehbare Entscheidung mit
       Respekt zur Kenntnis.“ Zech habe seine Entscheidung selbstbestimmt
       getroffen, betonte Dobrindt.
       
       „Obwohl ich jederzeit darauf geachtet habe, meine unternehmerischen
       Tätigkeiten von der Ausübung meines Mandats strikt getrennt zu halten,
       erkenne ich, dass es bei einer gleichzeitigen wirtschaftlichen Betätigung
       immer schwerer fällt, im täglichen Betrieb klar gezogene Grenzen auch
       jederzeit als solche transparent und glaubhaft nach außen zu vermitteln“,
       schrieb Zech weiter. Der „PNP“ sagte er über den Vorfall 2016: „Ich halte
       es juristisch für unkritisch. Politisch aber darf man sich so nicht
       verhalten.“
       
       ## Rücktritt in turbulenter Woche
       
       Der 39-Jährige Familienvater war 2013 bis 2017 erstmals Mitglied des
       Bundestages gewesen. Im Mai 2020 rückte er über die Landesliste erneut für
       eine ausgeschiedene Abgeordnete in den Bundestag nach. Zech ist
       ausgebildeter Einzelhandelskaufmann und studierte Betriebswirtschaft. Er
       war zuletzt unter anderem Schatzmeister der Oberbayern-CSU.
       
       Zechs Rücktritt fällt in für CDU und CSU ohnehin schon turbulente Wochen:
       [2][Die Maskenaffäre] war zuletzt zu einer großen Belastung für die
       Unionsparteien geworden. Gegen den inzwischen aus der CSU ausgetretenen
       Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein wird wegen des Anfangsverdachtes der
       Bestechlichkeit ermittelt.
       
       Er hatte die Vorwürfe im Zusammenhang mit einer sechsstelligen
       Provisionszahlung über seinen Anwalt zurückgewiesen. Nüßlein kündigte an,
       im Herbst nicht wieder für den Bundestag zu kandidieren. Auch der
       Bundestagsabgeordnete [3][Nikolas Löbel] aus Baden-Württemberg soll eine
       sechsstellige Provision durch ein Maskengeschäft erhalten haben. Löbel trat
       aus der CDU aus und gab sein Bundestagsmandat zurück.
       
       ## Maskenaffäre in der CDU/CSU
       
       Gegen den bayerischen CSU-Landtagsabgeordneten und früheren Justizminister,
       Alfred Sauter, führt die Generalstaatsanwaltschaft wegen eines
       Anfangsverdachtes Korruptionsermittlungen. Auch diese Ermittlungen stehen
       in Zusammenhang mit dem Ankauf von Corona-Masken durch den Staat.
       
       Der 70-Jährige weist alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück. Sauter hatte
       erklärt, dass er bei einem Geschäft über eine Maskenlieferung an das
       bayerische Gesundheitsministerium als Anwalt einen Vertrag erstellt habe.
       Zugleich betont er, dass er seine Arbeit als Landtagsabgeordneter und
       Rechtsanwalt trenne.
       
       Der Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Mark Hauptmann hatte ebenfalls nach
       Lobbyismus-Vorwürfen sein Mandat niedergelegt. In einem Bericht des
       „Spiegel“ über ihn ging es unter anderem um Werbeanzeigen für
       Tourismus-Aufenthalte in Aserbaidschan im „Südthüringen Kurier“, den
       Hauptmann herausgibt. Im Interview mit der „Welt“ bestritt Hauptmann, Geld
       von ausländischen Stellen angenommen zu haben.
       
       19 Mar 2021
       
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