# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Reise nach Italien
> Der Rias Kammerchor widmet sich zusammen mit dem Ensemble Capella della
> Torre den Italienischen Einflüssen in der Musik von Michael Praetorius.
IMG Bild: Das Ensemble Capella de la Torre
Bei Musik aus ferner zurückliegenden Jahrhunderten ist eine der nie
definitiv zu klärenden Fragen, wie so ein Concerto oder ein Magnificat
eigentlich genau geklungen hat. Aufnahmen gab es schließlich noch keine,
und Noten waren bei vielen Komponisten mehr oder minder offen in ihren
Angaben zu Tempo oder Besetzung. Vieles liegt daher im eigenen Ermessen.
Der Komponist Michael Praetorius ist in dieser Hinsicht eine wichtige
Quelle. Der in der Übergangszeit des 16. zum 17. Jahrhundert in
Wolfenbüttel angestellte Kammerorganist und Hofkapellmeister hat neben
seinen zahlreichen Kompositionen auch ein umfangreiches theoretisches Werk
hinterlassen. Darin finden sich neben einer Darstellung der damals neu
entstehenden musikalischen Stilmittel auch genaue Hinweise zur
Aufführungspraxis.
Ein großes Vorbild für die musikalischen Innovationen seiner Zeit war für
Praetorius stets Italien. Komponisten wie Claudio Monteverdi oder Giovanni
Gabrieli, aber auch heute unbekanntere wie Antonio Cifra oder Adriano
Banchieri dienten Praetorius als Anregung in der Theorie und für seine
Kompositionen.
Selbst ist Praetorius nie in Italien gewesen. Dafür hat jetzt der Berliner
[1][Rias Kammerchor] zusammen mit dem [2][Ensemble Capella della Torre]
unter Leitung des Dirigenten Florian Helgath eine „Reise“ zu den
italienischen Kollegen von Praetorius unternommen, um dessen Chormusik auf
der CD „[3][Praetorius & Italy]“ in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
Insgesamt sieben verschiedene Komponisten versammelt diese Auswahl, und sie
stören einander kein bisschen. Stattdessen ist eine große innereuropäische
Verbundenheit zu hören. Ob es die „altmodische“ Polyphonie ist oder der
neuere, gestrafftere Klang mit Betonung der Melodiestimme, dokumentieren
die Musiker einen historisch folgenreichen Umbruch auf sehr friedliche Art.
Zu allen Werken hat der Rias Kammerchor einen transparenten Zugang
geschaffen und klingt gerade durch seinen schlanken homogenen Klang auf
ideale Weise frisch. Die Instrumentalisten der Capella della Torre tun es
ihnen gleich.
11 Apr 2021
## LINKS
DIR [1] https://www.rias-kammerchor.de/
DIR [2] https://www.capella-de-la-torre.de/ensemble/ensemble/
DIR [3] https://www.capella-de-la-torre.de/wann-was/kooperations-projekte/praetorius-italy/
## AUTOREN
DIR Tim Caspar Boehme
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