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       # taz.de -- Coronafälle am Olympiastützpunkt: Titeljagd mit Tücken
       
       > Sportler*innen am Olympiastützpunkt Hannover fürchten um ihre
       > Karrieren. Schutzmaßnahmen werden in den Sportarten unterschiedlich ernst
       > genommen.
       
   IMG Bild: Bronze gewonnen: Carlotta Nwajide (Zweite von hinten) mit ihrem Team bei der EM in Italien
       
       Hannover taz | Die Zwangspausen häufen sich. Immer mehr Leistungs- und
       Profisportler, die trotz der Coronapandemie weiter trainieren und Titel
       jagen dürfen, werden von Covid-19-Infektionen ausgebremst. Auch am
       Olympiastützpunkt (OSP) Hannover gab es zuletzt Komplikationen.
       „Corona-Alarm am Maschsee: Mindestens 15 Fälle im Olympiastützpunkt“,
       titelte das Nachrichtenportal Sportbuzzer.
       
       In sensiblen Momenten wie diesen geht es auch um die Frage: Wie viel
       Sonderrolle verdient der ambitionierte Sport mitten in der Pandemie? Was
       ist vernünftig, was zu riskant?
       
       „Wer ein Jahr aussetzt, kann nicht Weltklasse erreichen. Ein
       Trainingsverbot käme einem Berufsverbot gleich“, findet Reinhard Rawe. Er
       ist Direktor des Landessportbundes Niedersachsen (LSB), der wiederum Träger
       des OSP und ein überzeugter Förderer des Sports ist.
       
       Der Begriff OSP klammert in Hannover ein komplexes Fördergeflecht innerhalb
       einer gemeinsam genutzten Immobilie ein. Unter dem Dach des sogenannten
       Sportleistungszentrums übt die Elite von heute und morgen aus diversen
       Sportarten, Vereinen und Verbänden.
       
       Es gibt eine einheitliche Zugangskontrolle, um der Corona-Landesverordnung
       gerecht zu werden. Im jeweiligen Trainingsalltag folgen Sportarten wie
       Boxen, Judo, Schwimmen oder Leichtathletik jedoch eigenen Hygienekonzepten
       und Teststrategien.
       
       „Unsere Spieler bewegen sich in einer eigenen Blase. Sie werden regelmäßig
       getestet. Andere Sportarten sind leichtsinniger“, bemängelt Karsten
       Seehafer, Cheftrainer des Wasserball-Erstligisten Waspo Hannover. Sein Team
       trainiert nahezu täglich – begleitet von Ängsten vor Infektionen. Vermisst
       werden einheitliche Haus- und Spielregeln. Neben den Profis im Fußball,
       Handball, Basketball oder Eishockey gibt es viele Ausnahmeregelungen für
       weitere Sportarten, die Kaderathleten und Medaillenanwärter fördern.
       
       Eine davon ist Carlotta Nwajide aus Hannover. Sie will in diesem Jahr bei
       den Olympischen Spielen in Tokyo im deutschen Doppelvierer der Frauen
       sitzen und trainiert durchgängig. „Ich hatte natürlich manchmal Ängste und
       Bedenken, dass ich krank werde. Aber wenn ich pausiere, kann ich mich von
       meinem großen Traum Olympia verabschieden“, meint das Ruder-Ass.
       
       Nwajide ist am Wochenende in Varese (Italien) mit ihrem Team bei der
       Europameisterschaft angetreten. Begleitet wurde das Turnier durch eine
       strenge Abschottung von anderen Sportlern. Ständiges Testen und
       Fiebermessen war Standard. Den Mundnasenschutz durften die Sportler im
       Grunde nur im Boot abnehmen. Sie ließen sich ihren Ehrgeiz oder Spaß am
       Sport trotzdem nicht nehmen.
       
       Das Beispiel des OSP in Hannover und das von Carlotta Nwajide zeigen: Wer
       es im Sport bis nach ganz oben schaffen will, muss sich mit Blick auf
       Corona Risiken aussetzen und auf gute Konzepte seiner Sportart verlassen.
       Nach Angaben des LSB sind die jüngsten Infektionen in Hannover mit hoher
       Wahrscheinlichkeit auf Reisen von Sportlern zu nationalen und
       internationalen Wettkämpfen zurückzuführen. Umso wichtiger wäre es, nach
       deren Rückkehr in ihr Heimattraining einheitlichen Vorsichtsmaßnahmen zu
       folgen. Doch genau daran scheitert es.
       
       Das Sportleistungszentrum in Hannover gehört der Stadt. Zu ihren Mietern
       und Gästen zählen der LSB, einzelne Sportverbände und privilegierte
       Mannschaften wie Waspo Hannover. Der deutsche Meister ist aktuell in der
       Bundesliga und Champions League am Ball. Sein Präsident Bernd Seidensticker
       war Anfang März an Corona erkrankt – was eine Absage des Supercups gegen
       Spandau Berlin zur Folge hatte.
       
       Carlotta Nwajide ist für ihren Trainingsfleiß und ihre Beharrlichkeit
       mitten in einer Pandemie belohnt worden. Sie hat sich mit ihrem Team die
       Bronzemedaille gesichert und will diese in Tokyo veredeln. „Es steht gerade
       meine komplette Olympia-Laufbahn auf dem Spiel“, sagt die 25-Jährige.
       
       12 Apr 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Otto
       
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