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       # taz.de -- Steinmeiers Rede zum Semesterstart: „Das sorgt mich“
       
       > Bundespräsident Steinmeier hat die finanzielle Not der Studierenden
       > bedauert – und sendet damit eine klare Botschaft an Bildungsministerin
       > Karliczek.
       
   IMG Bild: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Studierende am Montag in der Berliner Staatsbibliothek
       
       Berlin taz | Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Start des
       Sommersemesters Verständnis für die schwierige Situation von Studierenden
       während der Pandemie gezeigt.
       
       „Ja, gerade Sie, die Jungen, die unser Land für seine Zukunft so sehr
       braucht, trifft die Pandemie besonders hart“, sagte Steinmeier am Montag in
       einer [1][Rede aus der restaurierten Staatsbibliothek zu Berlin]. „Und
       trotzdem bestimmen Ihre Sorgen, Ihre Probleme, ja auch Ihre Not nicht die
       Themen der Talkshows und der inzwischen zahllosen täglichen
       Sondersendungen“.
       
       Eine fehlende Öffnungsperspektive für Hochschulen, die nun ihr [2][drittes
       weitgehend digitales Semester] in Folge beginnen, haben Studierende in den
       vergangenen Wochen mehrfach beklagt. Das Gefühl, von der Politik gar nicht
       wahrgenommen zu werden, griff Steinmeier in der Rede ebenso auf wie das
       psychische Wohlbefinden vieler Studierender: „Nach über einem Jahr sagen
       vermutlich viele von Ihnen: So viel Einsamkeit war nie, und so wenig
       Freiheit auch – es reicht uns!“
       
       Wie sehr Studierende unter der Isolation leiden, zeigt die an vielen Unis
       stark gestiegene Nachfrage für psychologische Beratung. Bundesweite
       Befragungen der Betroffenen wie durch das Deutsche Zentrum für Hochschul-
       und Wissenschaftsforschung (DZHW) belegen zudem, dass ein Großteil der
       Studierenden den sozialen Kontakt, den fachlichen Austausch sowie den
       Zugang zu ruhigen Lernorten vermisst.
       
       ## Karliczek in der Kritik
       
       Dazu kommen finanzielle Sorgen, die Steinmeier als „bedrückend“
       bezeichnete. Der Staat habe versucht, die Belastungen abzufedern, so der
       Bundespräsident. Dass das aber offensichtlich nicht ausreichend war, hat
       Steinmeier auch klar benannt: „Aber manche mussten das Studium trotzdem
       aufgeben, und das sorgt mich.“
       
       Von einer „diplomatischen Kritik“ Steinmeiers an Bundesbildungsministerin
       Anja Karliczek (CDU) spricht der hochschulpolitische Sprecher der Grünen im
       Bundestag Kai Gehring: „Die pandemiebedingten finanziellen Sorgen und Nöte
       der Studierenden hat die Bundesbildungsministerin bisher nur achselzuckend
       zur Kenntnis genommen“. Gehring fordert, dass das Bafög für Studierende in
       Not geöffnet wird.
       
       Dies hat Karliczek bislang abgelehnt. Stattdessen hat sie Studienkredite
       und Zuschüsse für Studierende in Not von maximal 500 Euro pro Monat bereit
       gestellt. Die Nothilfe werde auch dieses Semester gezahlt, hatte Karliczek
       im März versprochen. Vielen Betroffene bezeichnen diese Hilfsprogramme
       jedoch als [3][völlig unzureichend].
       
       Auf Kritik stößt nicht nur, dass man de facto gar [4][kein Geld auf dem
       Konto] haben darf, um den Zuschuss zu beantragen. Betroffene berichten,
       dass die Antragstellung bürokratisch und unvollständige Anträge sofort
       abgelehnt worden seien. In den ersten beiden Monaten (Juni und Juli 2020)
       wurden laut Bildungsministerium nur 54 beziehungsweise 63 Prozent der
       Anträge bewilligt. Mittlerweile liegt die Quote bei rund 80 Prozent –
       allerdings ist die Zahl der Anträge [5][stark zurückgegangen].
       
       ## Semsterbeitrag zurückzahlen?
       
       Dass die staatliche Hilfe für Studierende in Not nicht ausreicht,
       bekräftigten am Montag auch die Juso-Hochschulgruppen. In einer
       schriftlichen Stellungnahme forderten sie eine Rückzahlung der
       Semesterbeiträge. Dies würde Studierende „erheblich entlasten“, sagte
       Vorstandsmitglied Charlotte Sonneborn.
       
       Nach einer bundesweiten [6][Studie der Juso-Hochschulgruppen] hat ein
       Drittel der Studierenden wegen Corona ihren Nebenjob verloren. Dass es
       aktuell keine Entwarnung in Sicht ist, machte Sonneborn klar: „Die
       finanzielle und soziale Lage vieler Studierender bleibt weiter angespannt“.
       
       12 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Frank-Walter-Steinmeier/2021/04/210412-Semesterbeginn.html
   DIR [2] /Hochschulen-im-Onlinemodus/!5757041
   DIR [3] /Corona-und-Studierende/!5687900
   DIR [4] /Kritik-an-Nothilfe-fuer-Studierende/!5689198
   DIR [5] https://www.bmbf.de/de/bmbf-verlaengert-zuschuss-fuer-studierende-in-notlagen-14029.html
   DIR [6] https://jusohochschulgruppen.de/content/uploads/2020/07/Studieren-w%C3%A4hrend-der-Covid19-Pandemie_Analyse.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Pauli
       
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