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       # taz.de -- Kontaktverfolgung bei Corona: Luca soll es richten
       
       > In Hamburg soll die privatwirtschaftliche Luca-App Infektionsketten
       > ermitteln. Dabei hat der Datenschützer Bedenken.
       
   IMG Bild: Ganz schön neugierig: Luca-App
       
       Hamburg taz | Weil die staatliche Corona-Warn-App noch ein bisschen schwach
       auf der Brust ist, will Hamburg jetzt die [1][privatwirtschaftliche
       Luca-App nutzen]. Der Senat hat eine Lizenz für das System erworben, das es
       ermöglicht, Kontakte digital zu erfassen und auf diese Weise
       Infektionsketten nachzuverfolgen. Die [2][Luca-App] wurde bekannt und
       gehypt, nachdem sie der [3][Fanta-Vier-Rapper Smudo vor einem Monat in der
       Talkshow Anne Will vorgestellt] hatte – und anschließend gleich wieder
       verrissen.
       
       Die App generiert auf dem Smartphone minütlich einen neuen QR-Code – ein
       einzigartiges Würfelmuster ähnlich dem Barcode, der auf jedem Produkt zu
       finden ist. Mit diesem Code kann man sich in einem Konzert oder Restaurant
       per Scan einchecken. Man wird automatisch wieder ausgecheckt, sobald man
       den Ort wieder verlässt.
       
       War einer der Gäste infiziert, informiert die App alle Gäste, die sich zur
       gleichen Zeit vor Ort aufgehalten haben und auch die Gesundheitsämter, die
       dann automatisch auf die Daten der übrigen Gäste zugreifen können. Dafür
       muss der Senat allerdings erst noch die Voraussetzungen schaffen, wie er
       selbst einräumt.
       
       Zusätzlich bietet die App ein Kontakttagebuch an. „Hier sehe ich bis zu 30
       Tage zurück, wo ich wann war – genau das Kontakttagebuch, was Virologen wie
       Christian Drosten empfehlen“, heißt es ein einer [4][Handreichung des
       Senats].
       
       Unklar ist, warum der Senat nicht auf das Update der 70 Millionen Euro
       teuren [5][Corona-Warn-App] gewartet hat, das für kurz nach Ostern
       angekündigt war, und eine ähnliche Zusatzfunktion bieten soll. Auf Fragen
       der taz zu den Gründen für die Entscheidung und der Einschätzung der
       öffentlich diskutierten Bedenken konnte der Senat am Dienstag noch nicht
       antworten.
       
       Klar ist aber, dass der Senat den Landesdatenschutzbeauftragten nicht
       eingebunden hat. „Die Entscheidung ist hier nicht bekannt“, teilte Johannes
       Caspar mit. „Es wäre sinnvoll gewesen, die Prüfung der Luca-App durch die
       Berliner Datenschutzbeauftragte abzuwarten.“ Die Entscheidung für Luca hat
       der öffentliche IT-Dienstleister Datatport für insgesamt zehn Bundesländer
       getroffen.
       
       Caspar bemängelt Defizite bei der Transparenz – das Programm für die App
       ist nicht vollständig einsehbar. Er kritisiert, dass die Daten zentral
       gespeichert werden und dass alle Gesundheitsämter den gleichen Schlüssel
       haben werden.
       
       ## Corona-Warn-App mit dezentralem Ansatz
       
       Der Senat verweist darauf, dass ein Gesundheitsamt Daten nur auslesen kann,
       wenn die Entschlüsselung entweder durch den Gast oder den Gastgeber
       freigegeben wird. Die Daten würden in Deutschland bei einem nach ISO-27001
       zertifizierten Anbieter gespeichert.
       
       „Datenschutzfreundlich wäre es insoweit gewesen, wenn auch dezentrale
       Lösungen zugelassen worden wären, bei denen ein Rückkanal zum Endgerät der
       Nutzer genügt hätte“, sagt dagegen Caspar. Eine App zur digitalen
       Kontaktdatenerhebung sei schließlich der Schlüssel, um am öffentlichen
       Leben teilzunehmen. „Das kann und sollte grundsätzlich auch datensparsam
       möglich sein“, findet Caspar.
       
       Im Gegensatz zur Luca-App bleibt auch die neue Version der Corona-Warn-App
       dem dezentralen Ansatz treu. Sie schickt keine Daten an die
       Gesundheitsämter, die Nutzer bleiben weiterhin anonym. Die Angaben über
       einen Veranstaltungsbesuch bleiben auf dem Smartphone. Sollte jemand
       infiziert sein, werden alle eingeloggten Gäste durch die App gewarnt – so,
       wie es jetzt schon funktioniert, wenn sich jemand Infiziertes im
       Bluetooth-Radius des Smartphones aufhält.
       
       14 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Diskussion-ueber-Luca-App-in-Berlin/!5760686
   DIR [2] https://www.luca-app.de/mein-luca/
   DIR [3] /Versagen-der-gehypten-Corona-App/!5759224
   DIR [4] https://www.luca-app.de/faq/#ac_6921_collapse15
   DIR [5] https://www.coronawarn.app/en/faq/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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