URI: 
       # taz.de -- FDP stellt Wahlprogramm vor: Steuern runter, weniger Staat
       
       > Deutschland müsse moderner werden, findet die FDP. In ihrem Wahlprogramm
       > greift die Partei auf altbekannte liberale Formeln zurück.
       
   IMG Bild: Knallige Farben: Christian Lindner in seinem Element
       
       Berlin taz | Christian Lindner wäre nicht Christian Lindner, wenn er nicht
       genau wüsste, was zu tun ist. Und die FDP nicht die FDP, wenn sie nicht
       Steuern senken wollte. In diesem Sinne, so viel sei verraten, bleibt diese
       Partei sich treu. „Unser Staatswesen ist ein Sanierungsfall“, erklärt
       Lindner am Dienstag. Gemeinsam mit Generalsekretär Volker Wissing stellte
       der FDP-Chef in Berlin vor, mit welchen Inhalten die Liberalen bei der
       Bundestagswahl punkten wollen.
       
       „Nie gab es mehr zu tun“ – so lautet die Überschrift des
       Wahlprogrammentwurfs, das auf dem Bundesparteitag im Mai verabschiedet
       werden soll. Auf 76 Seiten beschreiben die Liberalen darin, wie das Land
       moderner, digitaler, umweltfreundlicher und weniger staatstreu werden kann.
       
       Es sei das „menschenfreundlichste Programm“ von allen Parteien, findet
       Linder. Denn die FDP sei die einzige Partei, die nicht nur „den Staat stark
       machen will, sondern jede Einzelne und jeden Einzelnen.“ Auch während
       [1][der Pandemie], in der viele Menschen und Unternehmen auf Staatshilfen
       angewiesen sind, lautet die Antwort der FDP: Weniger Staat. Lindner
       formuliert es aber anders. Er sagt „individuelle Verantwortung“ oder
       „Neujustierung des Verhältnis Staat und privat“.
       
       Im Programm gibt es einen großen Strauß an Forderungen. Lindner wünscht
       sich eine „Entfesselungsoffensive“, will weniger Bürokratie und ein
       Digitalministerium einführen. „Die Bazooka unseres Landes muss die Bildung
       werden“, sagt Wissing, der auch den „Föderalismus in Bildungsfragen“
       hinterfragen will. Hartz IV soll durch ein liberales Bürgergeld ersetzt
       werden, Umweltschutz durch Innovation erreicht werden. Im Fokus stehen nach
       wie vor Markt, Wirtschaft und vor allem eine neue Steuerpolitik.
       
       ## Keine Steuererhöhung
       
       Konkret heißt das: Die Abgabenbelastung für Arbeitnehmer:innen solle
       auf unter 40 Prozent gesenkt werden. Den Spitzensteuersatz will die Partei
       schrittweise „nach rechts verschieben“, damit dieser erst ab einem
       Einkommen von 90.000 Euro greift. Der Solidaritätszuschlag soll ganz weg,
       die steuerliche Belastung von Unternehmen soll auf rund 25 Prozent gesenkt
       werden. Man ahnt, wem all das zugute kommt.
       
       Der Steuerexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Martin
       Beznoska, hat die unterschiedlichen Tarife der Grünen, Linken, SPD und FDP
       bei der Einkommensteuer miteinander verglichen. Die Entlastungen für die
       Steuerzahler:innen sind bei der FDP „durchweg höher als bei den
       Vorschlägen der anderen Parteien, außer beim Geringverdiener
       (Single/alleinerziehend), der von den geplanten Entlastungen der Linken
       stärker profitieren würde“, schreibt er der taz.
       
       Nach seinen Berechnungen würde mit dem FDP-Plan das Aufkommen durch die
       Einkommensteuer „um bis zu 60 Milliarden Euro pro Jahr sinken“. Über
       positive Wachstumswirkungen könnte ein Teil jedoch mittelfristig wieder
       zurückfließen, so Beznoska.
       
       Die Steuerpolitik der FDP ist im Hinblick auf mögliche Bündnisse
       interessant, weil sie sich fundamental von denen der Grünen und SPD
       unterscheidet. FDP-Generalsekretär Wissing sagt zwar, dass die Partei sich
       nicht auf eine mögliche Koalition festlegen will. Lindner will auch keine
       „Farbenspiele“, betont aber, dass die FDP bereit sei zur „Übernahme von
       Verantwortung“ – schließlich wurde die Partei für das Abbrechen der
       Jamaika-Verhandlungen 2017 abgestraft.
       
       Lindner will ein zweistelliges Ergebnis erreichen, sodass „keine
       schwarz-grüne und auch keine grün-rot-rote Mehrheit möglich wäre“. Bei
       allen [2][Spekulationen über eine Ampelkoalition im Bund], kann er aber
       eine „politische Garantie“ geben: „Steuererhöhungen sind ausgeschlossen.“
       
       13 Apr 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
   DIR [2] /Diskussion-ueber-Ampelkoalition-im-Bund/!5755181
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jasmin Kalarickal
       
       ## TAGS
       
   DIR FDP
   DIR Wahlprogramm
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Christian Lindner
   DIR Kolumne Die Woche
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Schwerpunkt Landtagswahl in Baden-Württemberg
   DIR Schwerpunkt Pressefreiheit
   DIR Bundestag
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nahostkonflikt, Boris Palmer und die FDP: Trauern, denken, nicht twittern
       
       Die Lage in Nahost eskaliert. Die Grünen haben heiklere Probleme als
       Palmer. Und die FDP will Folgen des Wachstums mit Wachstum bekämpfen.
       
   DIR FDP beschließt Wahlprogramm: Ups, Drogen entkriminalisiert
       
       Beim digitalen Parteitag inszeniert sich die FDP als freiheitliche Partei.
       Beim Thema liberaler Drogenpolitik kommt es aber zu einem Missverständnis.
       
   DIR Diskussion über Ampelkoalition im Bund: Das Enfant terrible der Bündnisse
       
       Eine Koalition aus Grünen, SPD und FDP ist in Baden-Württemberg und
       Rheinland-Pfalz möglich. Für den Bund taugt dieses Modell jedoch nicht.
       
   DIR Freies Radio in Flensburg bedroht: Freiheit in den Grenzen der FDP
       
       Die Flensburger FDP will dem freien Radiosender „Fratz“ Gelder streichen,
       weil ihr die Berichte über die Besetzung des Bahnhofswaldes nicht passten.
       
   DIR FDP-Vorstoß für mehr Parlamentsrechte: In den Ländern spielt die Musik
       
       Die FDP will, dass der Bundestag in der Coronapolitik mehr eingebunden
       wird. Die richtige Adresse sind aber die 16 Länderparlamente.