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       # taz.de -- Covid-Aufklärung in ärmeren Stadtteilen: Linke fordert „Corona Guides“
       
       > Die Linkspartei fordert für Hamburg aufsuchende Corona-Aufklärung in
       > ärmeren Stadtteilen – nach Bremer Vorbild. Rot-Grün hat die Entscheidung
       > vertagt.
       
   IMG Bild: Macht sich im Impfzentrum in den Messehallen nützlich: Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher
       
       Hamburg taz | In Hamburg unterscheiden sich die Inzidenzzahlen stark von
       Stadtteil zu Stadtteil. Als Faustformel gilt: Je ärmer ein Quartier, umso
       stärker sind seine Bewohner*innen von der Pandemie betroffen.
       [1][Besonders hohe Inzidenzen] notieren Stadtteile wie Wilhelmsburg, die
       Veddel, Harburg oder Billstedt. Die genauen Zahlen sind nicht bekannt, da
       Hamburg, anders als andere Städte, keine kleinräumigen Daten über das
       Infektionsgeschehen erhebt. Doch für den gesundheitspolitischen Sprecher
       der Linkspartei, Deniz Çelik, ist auch aufgrund der vorhandenen Datenbasis
       klar: „Wer arm ist, hat ein größeres Infektionsrisiko und ein größeres
       Risiko, an Covid-19 schwer zu erkranken.“
       
       Die Gründe dafür, laut Çelik: „Menschen in prekären Lebenslagen leben oft
       in engen Wohnungsverhältnissen, können viel seltener auf Homeoffice
       ausweichen und sind häufiger auf die Nutzung des überfüllten ÖPNV
       angewiesen.“ Ihre Lebensbedingungen erschwerten die Befolgung von
       AHA-Regeln und begünstigten Infektionen. AHA steht für Abstand halten,
       Hygieneregeln beachten und im Alltag Maske tragen.
       
       Zudem betrieben Menschen aus gut situierten Verhältnissen in der Regel eine
       bessere Gesundheitsvorsorge und lebten auch gesünder, was die
       Wahrscheinlichkeit eines leichteren Krankheitsverlaufs erhöhe.
       
       Dem Senat wirft Çelik vor, „die soziale Dimension der Pandemie nicht im
       Blick“ zu haben. In einem [2][Zusatzantrag zur neuen Eindämmungsverordnung]
       des Senats forderte die Linksfraktion deshalb am Mittwoch in der
       Bürgerschaft, in den von der Pandemie am stärksten betroffenen Quartieren
       mit „Corona Guides“ nach Bremer und Berliner Vorbild vor Ort zu sein.
       „Menschen, die sich weniger gut schützen können, müssen mit aufsuchenden
       Angeboten unterstützt werden.“
       
       Unter „Corona Guides“, stellt sich Çelik mobile Einheiten von haupt- und
       nebenberuflichen Mitarbeiter*innen vor, die in enger Absprache mit den
       bezirklichen Gesundheitsämtern agieren. Sie sollen in den ärmeren
       Stadtteilen „täglich präsent sein, mit den Anwohner*innen sprechen, sie
       vielsprachig mit Infos versorgen, Schutzmasken verteilen und auch
       Schnelltests anbieten“.
       
       In Bremen zog der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft bereits vergangenen
       Dezember die Konsequenz aus den alarmierenden Werten in Bremens und
       Bremerhavens sozial abgehängten Stadtteilen und bewilligte [3][ein 1,12
       Millionen Euro schweres Aktionspaket] „zur Bewältigung der Folgen der
       Pandemie im Quartier“. Das Geld ist für zusätzliche
       Straßensozialarbeiter*innen und Gesundheitslots*innen
       eingeplant – für die Hamburger Linke ein Vorbild. „Wir brauchen endlich
       einen privilegierten Schutz für unterprivilegierte Stadtteile“, sagt Çelik.
       
       Die rot-grüne Koalition aber wollte am Mittwoch über den linken
       Zusatzantrag zur aktuellen „Verordnung zur Änderung der Hamburgischen
       SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung“ nicht diskutieren und verlor in der
       Debatte nicht ein einziges Wort über den Vorstoß der Oppositionsfraktion.
       
       Stattdessen überwies die rot-grüne Bürgerschaftsmehrheit den Antrag der
       Linken zusammen mit drei weiteren Zusatzanträgen von Linken und CDU – die
       einen Impf-Drive-in auf dem Messegelände fordert – in den
       Verfassungsausschuss.
       
       Dort sei der richtige Platz, sagte die SPD-Abgeordnete Claudia Loss, „um
       sie ausführlich zu beraten“. Das aber kann dauern. Dabei wäre nun Eile
       vonnöten, meint Çelik, um „die Dynamik der dritten Welle noch zu brechen“.
       
       25 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.hamburg.de/corona-zahlen/
   DIR [2] https://www.linksfraktion-hamburg.de/corona-guides-fuer-hamburg-schutz-und-hilfe-fuer-die-gefaehrdetsten-stadtteile/
   DIR [3] https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/politik/aktionsplan-corona-arme-stadtteile-bremen-fortschritte-100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
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