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       # taz.de -- Studien zu Klima und Regenwald: Die grüne Lunge kollabiert
       
       > Die Klimaschutz-Funktion des Amazonas-Regenwalds steht auf der Kippe,
       > zeigen Studien. Landrechte für Indigene könnten die beste Strategie sein.
       
   IMG Bild: Übel fürs Klima: Brandrodung in Brasilien
       
       Berlin taz | Vorbei ist es mit dem natürlichen Klimaschutz: Der
       Amazonas-Regenwald heizt den Klimawandel wahrscheinlich mittlerweile an –
       statt ihn durch die Bindung von Kohlenstoff vor allem zu bremsen. Zu diesem
       Fazit sind Wissenschaftler:innen in einer [1][Studie] gekommen, die
       gerade im Fachmagazin Frontiers in Forests and Global Change erschienen
       ist. Die bisherige Erhitzung, Trockenheit, Schädlingsbefall, Waldbrände und
       Abholzung haben dem Regenwald so zugesetzt, dass seine Speicherfunktion für
       Kohlenstoff nachgelassen hat.
       
       Auch andere Treibhausgase und Effekte auf dem Gebiet des Amazonas spielen
       aber eine Rolle: Bei Bränden geht nicht nur der vormals in den Bäumen
       gespeicherte Kohlenstoff als CO2 in die Luft, sondern es entsteht auch Ruß.
       Der führt zu einer stärkeren Absorption von Sonnenlicht und damit zu einer
       weiteren Erhitzung. Beim Trockenlegen von Feuchtgebieten wird zudem Lachgas
       frei. Und der Bau von Stauseen führt zu mehr Methan.
       
       „Wir haben uns das gesamte System des Amazonas angeguckt und versucht, mehr
       als nur Kohlendioxid zu berücksichtigen“, sagt Leitautor Kris Covey,
       Umweltwissenschaftler am Skidmore College im US-Bundesstaat New York. „Wir
       haben erstmals die gemeinsame Wirkung dieser Faktoren ausgewertet und es
       wurde deutlich, dass der Amazonas-Regenwald nicht den Klimanutzen liefert,
       den wir vom weltgrößten Regenwald erwarten.“
       
       Auch eine im Fachmagazin Nature Climate Change erschienene [2][Analyse] der
       bloßen CO2-Bilanz von Wäldern weltweit hatte allerdings kürzlich ergeben,
       dass zumindest der brasilianische Teil des Amazonas-Regenwalds schon mehr
       Kohlendioxid emittiert, als er bindet.
       
       Um Ökosysteme im Sinne des Klimaschutzes und der Artenvielfalt intakt zu
       halten, will eine Gruppe von Staaten durchsetzen, dass [3][30 Prozent der
       Landmasse der Erde unter Naturschutz] gestellt werden. Auch Deutschland ist
       darunter. Sogar 50 Prozent sollen es nach der [4][Empfehlung von
       Wissenschaftler:innen] um den Ökologen Eric Dinerstein vom
       US-Thinktank Resolve aus dem vergangenen Jahr sein.
       
       Menschenrechtsorganisationen wie Survival International sind gegen solche
       Schritte. Sie warnen davor, dass ein formaler Schutzstatus oft zur
       Vertreibung indigener Bevölkerung führt.
       
       Für Lateinamerika haben die Vereinten Nationen nun in einer Metastudie
       herausgefunden, dass die gegenteilige Strategie die bessere sein könnte:
       der indigenen Bevölkerung die Landrechte für die Waldflächen zugestehen,
       auf denen sie lebt und wirtschaftet – oder die Verwaltung der Gebiete
       zumindest mit ihr gemeinsam zu gestalten.
       
       Dafür haben die Autor:innen mehr als 300 Studien der vergangenen zwei
       Jahrzehnte ausgewertet. Das Ergebnis: Die Wälder in Lateinamerika, die von
       Indigenen verwaltet werden, sind in der Regel in vergleichsweise gutem
       Zustand.
       
       Das zeigt sich zum Beispiel in geringeren Abholzungsraten und in der
       Klimabilanz. Zwischen 2003 und 2016 verloren indigene Gebiete des
       Amazonas-Beckens dem Bericht nach 0,3 Prozent ihres Kohlenstoffs. In
       anderen Waldregionen waren es 3,6 Prozent. Standen sie formal unter Schutz,
       waren es immer noch 0,6 Prozent.
       
       „Die indigene Bevölkerung und die Wälder auf ihren Gebieten spielen eine
       wichtige Rolle beim globalen und regionalen Klimaschutz und bei der
       Bekämpfung von Armut, Hunger und Mangelernährung“, sagt Julio Berdegué,
       Vizechef der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) und
       deren Vertreter für Lateinamerika und die Karibik.
       
       Laut dem UN-Bericht können 404 Millionen Hektar als indigenes Gebiet
       gelten, aber nur für zwei Drittel der Fläche ist ihr Status über Landrechte
       gesichert.
       
       25 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/ffgc.2021.618401/full
   DIR [2] https://www.nature.com/articles/s41558-020-00976-6
   DIR [3] /Oekologin-ueber-Artenschutzforschung/!5742334
   DIR [4] /Studie-zu-Klima--und-Artenschutz/!5708240
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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