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       # taz.de -- Österreichs Osterruhe-Lockdown: Handbremse statt Notbremsung
       
       > Im Osten Österreichs wird das öffentliche Leben vom 1. bis 6. April
       > heruntergefahren. Dort liegt die 7-Tage-Inzidenz knapp unter 300.
       
   IMG Bild: (Fast) alles dicht im Osten Österreichs – aber nur eine Woche lang
       
       Wien taz | Statt Notbremsung ein Lockdown mit Handbremse:
       Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat am Mittwochabend nach langen
       Verhandlungen mit den Landeschefs von Wien, Niederösterreich und dem
       Burgenland eine österreichische Variante der Osterruhe nach dem Prinzip
       Hoffnung verkündet. Von 1. bis 6. April wird das öffentliche Leben
       heruntergefahren und alle nicht versorgungsnotwendigen Geschäfte werden
       geschlossen.
       
       Im Osten Österreichs, namentlich in den Bundesländern Wien,
       Niederösterreich und Burgenland liegt die 7-Tage-Inzidenz knapp unter 300.
       Was noch schlimmer ist: Bei den Intensivbetten blinkt seit Tagen das rote
       Lämpchen. Wenn weitere Patienten eingeliefert werden, droht die Triage. Aus
       manchen Kliniken vernimmt man, dass bereits triagiert werde. Nicht
       lebensnotwendige Operationen werden jetzt schon aufgeschoben.
       
       Am Montag hatte Bundeskanzler Kurz noch in einer Pressekonferenz nach
       Gesprächen mit den Landeshauptleuten mit einer Leermeldung überrascht: Zu
       Ostern würde es weder Lockerungen des gegenwärtigen Lockdown light noch
       Verschärfungen geben. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) verbarg
       am Abend in den Spätnachrichten nicht seinen Ärger über die Länderchefs. Er
       fühle sich beim Drängen auf weitere Schutzmaßnahmen „allein auf weiter
       Flur“. Zwar dürfte er als Minister verbindliche Verordnungen erlassen und
       den Landeshauptleuten Weisungen erteilen, doch Österreichs Realverfassung
       lässt das nicht zu.
       
       Wenn ihnen eine Order aus Wien nicht passt, [1][exekutieren die
       Landeskaiser sie einfach nicht]. Die einzige Kaiserin, Johanna Mikl-Leitner
       in Niederösterreich, eingeschlossen. Deswegen würde er sich weiter bemühen,
       so Anschober, notwendige Maßnahmen „auf einen breiten Konsens“ aufzubauen.
       
       ## Gesundheitsminister ließ die Experten aufmarschieren
       
       Also bat Minister Anschober die Landeshauptleute von Wien (Bürgermeister
       Michael Ludwig, SPÖ), Niederösterreich (Johanna Mikl-Leitner, ÖVP) und dem
       Burgenland (Hans-Peter Doskozil, SPÖ) nochmals zu einem Termin ins
       Bundeskanzleramt und ließ die Experten aufmarschieren, die die Dramatik der
       epidemiologischen Situation mit Zahlen und Tabellen untermauerten. Man
       konferierte bis tief in die Nacht.
       
       Das Ergebnis ist nach Einschätzung des Politologen Thomas Hofer ein
       Minimalkompromiss und wurde erst Mittwochabend verkündet: Die Osterruhe
       beginnt am 1. April (Gründonnerstag) und endet am Dienstag nach Ostern (6.
       April). In dieser Zeit herrschen 24 Stunden lang Ausgangsbeschränkung.
       Ausnahmen sind Arztbesuch, Hilfeleistung, Einkauf und Sport oder
       Luftschnappen.
       
       Dienstleister und Geschäfte mit Ausnahme von Lebensmittelläden, Apotheken
       und anderen essentiellen Versorgern müssen schließen. Nach dem Lockdown
       muss die Kundschaft einen negativen Coronatest vorweisen. Schulen sollen
       wieder vom Schichtbetrieb auf Fernunterricht umschalten. Zudem wird die
       Maskenpflicht in Betrieben und an belebten Orten im Freien verschärft.
       
       Familienbesuche über die Feiertage kann man offenbar nicht verbieten.
       Gesundheitsminister Anschober rät aber davon ab. Ungeklärt ist auch, ob man
       Zweitwohnsitze aufsuchen darf, und für eine Regelung, die den Verkehr
       zwischen betroffenen und nicht betroffenen Bundesländern betrifft, fehlt
       den Verantwortlichen bisher die Fantasie. Anschober will in den nächsten
       Tagen auf der Homepage des Ministeriums aufklären.
       
       ## Für Epidemiologen ist der geplante Lockdown zu kurz
       
       Die Verhandler verfolgten [2][die Rücknahme der deutschen Corona-Osterruhe
       durch Kanzlerin Angela Merkel] äußerst genau, erfuhr die Deutsche
       Presse-Agentur aus informierten Kreisen. Für Epidemiologen, aber auch für
       den Komplexitätsforscher Peter Klimek ist der geplante Lockdown deutlich zu
       kurz. Er werde bestenfalls reichen, „kurzfristig den Trend abzuflachen“, so
       Klimek am Mittwoch im ORF. Wiens Bürgermeister Ludwig hat bereits
       angedeutet, dass er sich eine Verlängerung vorstellen kann.
       
       25 Mar 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR Ralf Leonhard
       
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